Nordwestlich von Ottelmannshausen im Landkreis Rhön-Grabfeld liegt der altehrwürdige Gutshof „Dörfleshof“. Die Familie Baer bewirtschaftet dort einen landwirtschaftlichen Betrieb mit Ackerbau und Schafhaltung. Vor einem Jahr wagten die Baers einen sehr innovativen Schritt als sie sich den ersten landwirtschaftlichen Roboter in der Umgebung anschafften.

Bei einem Besuch auf dem Dörfleshof stellte Christoph Baer den neuen „Mitarbeiter“ vor. „Im Februar 2020 haben wir uns zum Kauf des Roboters entschlossen.“ Im Nachhinein betrachtet hat sich diese Entscheidung als glückliche Fügung erwiesen. Denn nur wenige Wochen später verursachte die Pandemie eine neue Situation. Die sonst benötigten ausländischen Saisonarbeitskräfte konnten plötzlich nicht mehr anreisen. Die Baers sahen sich gezwungen, einen Ersatz zu finden für die Arbeitskräfte, die per Handhacke für unkrautfreie Zuckerrübenfelder sorgen.
Da war es hilfreich, dass der Roboter schon auf dem Betrieb war. Allerdings habe man sich damals noch in der anfänglichen Testphase befunden und es galt, noch wenige kleine Kinderkrankheiten des neuen Gefährts zu beseitigen. Christoph Baer erzählt, dass der Roboter 70 000 € gekostet hat und von einem Hersteller aus Dänemark stammt. Das Gerät wurde in einer Kleinserie mit nur 20 Stück produziert. Der zuständige Händler sitzt in Augsburg und war innerhalb von drei Stunden auf dem Hof, wenn Probleme auftauchten. Der Roboter ist ausgerichtet für die Saat und das Hacken von Zuckerrüben. Er ist GPS-gesteuert und in der Lage eigenständig auf dem Feld zu arbeiten. Die Arbeitsgeschwindigkeit bewegt sich zwischen 0,5 und 1 km/h. Der Roboter ist solarbetrieben mit Speicherakkus für die Nacht. So kann das Vehikel 24 Stunden am Tag arbeiten. Falls in der Nacht die Akkus leer werden, bleibt es einfach stehen und setzt dann die Arbeit morgens bei Sonnenaufgang wieder fort.
Christoph Baer erzählt, dass die aktuelle tägliche Sonneneinstrahlung ausreicht, um das Gerät rund um die Uhr arbeiten zu lassen. „Früh um 6 Uhr ist es ja schon wieder hell und es wird neuer Solarstrom mit den Modulen produziert“, sagt Baer. Nur bei trübem Wetter und in den letzten Märztagen habe der Strom nicht komplett ausgereicht für einen Betrieb rund um die Uhr.
Die maximale Tagesleistung des Roboters liegt bei 4 ha Fläche. Der dänische Hersteller empfiehlt, dem Roboter nicht mehr als 20 ha Rübenfläche für Aussaat und Pflege anzuvertrauen. Schließlich muss das Gerät mit der Arbeit nachkommen. Wenn man zu viel Fläche für den Roboter bereitstellt, besteht die Gefahr, dass er beim Hacken zeitlich nicht mithalten kann und das Unkraut davonwächst. Denn nur kleine Unkräuter können mit den Hackscharen wirksam und nachhaltig ausgemerzt werden.
Das Gerät arbeitet sechsreihig, wobei der Reihenabstand bei 50 cm liegt. Von Vorteil erweist sich die Tatsache, dass der Roboter nicht nur zwischen den Reihen hacken kann, sondern – Dank der GPS-Steuerung – auch zwischen den einzelnen Rüben in der Reihe. Dadurch wird der Handarbeitsaufwand fürs Hacken auf ein Minimum reduziert. Christoph Baer schätzt, dass die nötige Handarbeit beim Anbau von Biorüben um 90 % reduziert wird. Dieser Wert gilt unter guten Bedingungen und unter der Voraussetzung, dass der Roboter mit der Arbeit nachkommt.
Das Gerät ist mit einer Handykarte ausgestattet. Bei eventuell auftretenden Problemen kommt es zu einer Fehlermeldung und das Telefon des Landwirts klingelt. Die Videokamera des Roboters zeichnet alles auf, was sich um dem Gerät bewegt oder sich dem Roboter nähert. So können die Baers abends sehen, wer sich am vergangenen Tag den Roboter aus der Nähe angeschaut hat.
Bei unserem Besuch war der Roboter gerade mit dem Hacken auf einem steinigen Feld beschäftigt. Unter solchen Bedingungen ist es sinnvoll, dass eine Aufsichtsperson die Arbeit des Gefährts bewacht. Denn es kommt immer wieder vor, dass sich ein Stein zwischen die Hackschare klemmt und dadurch die Arbeit unterbrochen wird.
Die Tätigkeit des Roboters auf dem Dörfleshof begann heuer am 24. März mit der Aussaat der Rüben. Nach einer Woche war die Aussaat der 20 ha Zuckerrüben beendet. Anschließend wurden die Sä-Aggregate abgebaut und eine Hackeinrichtung angebracht. Nur wenige Tage nach der Aussaat konnte mit dem Hacken begonnen werden.
Christoph Baer erklärt, dass das zeitnahe Hacken sehr wichtig ist. Denn nur winzig kleine Unkräuter können mit den Hackmessern gut bekämpft werden. Der technische Ablauf hat heuer sehr gut funktioniert. Allerdings spielt die Natur nicht so recht mit. Trockenheit und Nachtfröste haben den kleinen Rübchen stark zugesetzt und zu größeren Lücken auf dem Rübenfeld geführt. Trotz modernster Technik stellen die Kapriolen der Natur die Landwirte jedes Jahr vor neue Herausforderungen. „Nur gut, dass der Roboter noch kein Wetter machen kann“, meint Christoph Baer.
Der Beitrag „Ein Roboter pflegt die Rüben “ ist zuerst erschienen bei Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt.
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