Vor dem Hintergrund einer Rekordernte an Zuckerrüben in diesem Jahr haben der Hessische Bauernverband (HBV), verschiedene Rübenanbauverbände und Vertreter der Südzucker AG indes eine Beibehaltung der Zuckermarktordnung bis 2020 gefordert. Der durchschnittliche Zuckerrübenertrag pro Hektar sei in Hessen in dieser Saison um geschätzte zehn Prozent auf 76 Tonnen gestiegen, erläuterte HBV-Präsident Friedhelm Schneider.
Aus der diesjährigen Gesamternte von 1,15 Millionen Tonnen (t) Rüben könnten rund 184.000 t Zucker gewonnen werden. Damit sei es möglich, mehr als 90 Prozent der Einwohner Hessens mit heimischem Zucker zu versorgen. Ein hoher Selbstversorgungsgrad sei in einer zunehmend globalisierten Welt wichtig, unterstrich Schneider. Die EU-Zuckermarktregelung sichere die Zuckerversorgung zu angemessenen Preisen und schütze die Verbraucher vor starken Preis- und Mengenschwankungen des von Brasilien beherrschten Weltmarktes.
Schneider wandte sich entschieden gegen die jüngsten Vorschläge der EU-Kommission, die Zuckermarktordnung nach 2015 abzuschaffen. Das würde den Rübenanbau in Hessen aufs Spiel setzen und die Existenz der Landwirte und der Zuckerfabrik Wabern ernsthaft gefährden.
Der Vorsitzende des Verbandes der Zuckerrübenanbauer Kassel, Georg Koch, hob hervor: "Durch die Vorschläge der EU-Kommission zur erneuten Veränderung der Zuckermarktordnung und die Abschaffung der Zuckerrübenquoten werden unsere Landwirte verunsichert."
Der Vorsitzende des Verbandes Wetterauer Zuckerrübenanbauer, Herwig Marloff, stellte fest, dass das in Hessen einzig verbliebene Zuckerwerk Wabern zur Auslastung auf die Wetterauer Rüben angewiesen sei.
Manfred Kröhl, der im Geschäftsbereich Zucker/Rüben der
Südzucker AG für den Bereich Logistik/Nebenprodukte verantwortlich ist, kritisierte ebenfalls den Legislativvorschlag der EU-Kommission, wonach unter anderem die geltenden Quoten und Preisregelungen auf dem Zuckersektor nicht über den 30. September 2015 hinaus verlängert werden sollen. Die Entwicklungen der letzten zwei Jahre auf dem internationalen Zuckermarkt hätten gezeigt, wie wichtig ein ausreichender Selbstversorgungsgrad auch zur Dämpfung der Preisvolatilität sei. Das bestehende Mengenmanagement sei deshalb in Verbindung mit den Rübenmindestpreisen weiterhin ein unverzichtbares Instrument. "Südzucker hält daher in Übereinstimmung mit dem EU-Parlament eine Fortsetzung der gegenwärtigen EU-Zuckerpolitik bis mindestens 2020 für notwendig, um angesichts des hochvolatilen Weltmarktes die Versorgung der heimischen Verbraucher und der Weiterverarbeiter auch weiterhin zu gewährleisten sowie Planungssicherheit für die Landwirtschaft und die Zuckerindustrie zu haben", so Kröhl.
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