Die Ursachen für den kräftigen Preisrückgang der letzten Monate liegen zum einen in der Entwicklung am europäischen Markt selbst, aber auch an den deutlich veränderten Verhältnissen am Weltmarkt. In Europa ist es als Folge der Marktliberalisierung und des Wegfalls der Produktionsquoten zu einer gewaltigen Anbauexpansion bei den großen europäischen Zuckerproduzenten auf die größte Zuckerfläche seit 10 Jahren gekommen.
Diese Flächenausweitung mündet vor dem Hintergrund der zuletzt immer weiter verbesserten Ertragserwartungen auch in einer sehr großen Rübenernte und einem starken Wachstum der Zuckerproduktion.
Derzeitige Schätzungen erwarten eine Zuckerproduktion die mindestens den letzten europäischen Spitzenwert von 2014 erreicht, möglicherweise jedoch auch den sehr hohen Wert vor der Quoteneinführung im Jahr 2005.
Europäische Zuckerpreise um 40 % gefallen
Die Zuckerpreise (Weißzucker) am europäischen Terminmarkt in London sind von Oktober 2016 bis September 2017 um etwa 40 % abgestürzt. Im August hatten sich die Preise nach einem Rückgang von etwa 35 % zunächst konsolidiert und seitwärts bewegt.
Danach brachten die zuletzt weiter nach oben korrigierten Ertragsschätzungen der Kommission, in Verbindung mit den guten Produktionsprognosen für den globalen Top-Produzenten und Exporteur Brasilien, einen weiteren Preisrutsch von 5 bis 6 %.
Hinzu kommt, dass der Weißzucker in London in USD gehandelt wird, und der Preisrückgang durch den in den vergangenen Monaten kräftig aufgewerteten Euro, umgerechnet (von USD in Euro) noch etwas stärker ausgefallen ist.
Derzeit bewegen sich die Terminmarktpreise für die neue Ernte (Dezember) bei 356 USD je t (derzeit 302 Euro je t). Dies sind die niedrigsten Zuckerpreise seit September 2015 als am Terminmarkt in London Preise von lediglich 350 USD je t (297 Euro) notiert wurden. Im vorigen Jahr haben sich die Zuckerpreise zum gleichen Termin bei 505 USD je t (428 Euro) bewegt und damit fast 150 USD (!!) bzw. gut 40 % höher.
Die Preisvorstellungen für den März 2018 bewegen sich derzeit um die Marke von 364 USD und damit nur geringfügig höher. Für den Mai liegen die Kontraktpreise dann bei 373 USD (316 Euro) je t Weißzucker und für den August bei 382 USD (323 Euro) und damit nochmals etwas höher, jedoch deutlich unter dem Niveau der letzten Jahre.
Weltmarktpreise ebenfalls abgestürzt
Aber nicht nur am europäischen Markt befinden sich die Zuckerpreise auf Talfahrt. Auch am Weltmarkt haben die sich verändernden Angebotsverhältnisse im neuen Wirtschaftsjahr bereits für einen kräftigen Preisrutsch gesorgt. Bei der globalen Bilanz geht man nach zwei Jahren mit einem deutlichen Produktionsdefizit und schrumpfenden Beständen, für das neuen Wirtschaftsjahr 2017/18 wieder von einem Produktionsüberschuss und einem Bestandswachstum aus.
Entsprechend deutlich sind auch die Weltmarktpreise für Rohzucker gefallen. Hier summiert sich der Preisrückgang von Oktober 2016 bis Ende September 2017 auf 41 %. Noch etwas niedrigere Zuckerpreise gab es zuletzt um August 2015 und davor im Jahr 2008. Der Preis für Rohzucker an der Börse in New York (Sugar #11) notierte Ende September umgerechnet nur noch bei 28,81 US-Cent je kg (13,07 Cent je lb) bzw. bei 288,1 USD je t (244 Euro).
Die letzte Preisspitze vom Oktober 2016, von umgerechnet 489,9 USD (415 Euro), wird damit um 41 % verfehlt. Der letzte Tiefpunkt der Rohzuckerpreise von August 2015, mit umgerechnet 253,5 USD je t, wird jedoch noch um 14 % übertroffen. Die Preis-Erwartungen für die nächsten Monate zeigen derzeit nur leicht nach oben. Der März 2018 wird derzeit mit umgerechnet 307 USD je t gehandelt und der Mai mit 310 USD je t.
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