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Umbruch

Zwischenfrüchte umbrechen: Wann welche Arbeit wirklich Sinn macht

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am Freitag, 10.02.2023 - 06:00 (Jetzt kommentieren)

Wie und wann lassen sich Zwischenfrüchte am besten umbrechen? Und wie sind das Abfrosten und die Rotte der Pflanzen zu bewerten? agrarheute gibt Tipps zum Umbruch.

Zwischenfrüchte speichern Stickstoff. Wann die Nährstoffe in welcher Höhe für die Folgekultur verfügbar sind, hängt von Witterung, Befahrbarkeit und Umbruchtermin ab. Möglich ist

  • pflügen, einarbeiten und vermischen,
  • schlegeln, walzen und quetschen,
  • häckseln und mulchen.

Die Reifestadien der Zwischenfrüchte sind je nach Gegend aber unterschiedlich. In vielen Regionen hat ausreichend Frost dafür gesorgt, dass die Zwischenfrüchte inzwischen abgefroren sind.

So bewerten Sie die aktuelle Rotte der Zwischenfruchtbestände

Jetzt sind Rotte und Zustand des Bewuchses genau zu bewerten. Entscheidend ist dabei, um welchen Bestand es genau geht. Handelt es sich nur um eine Zwischenfruchtart, etwa Senf oder Phacelia, oder geht es um Mischungen mit Gräsern, Klee, Luzerne oder anderen Leguminosen. Stehen weitere Mischpartner im Feld?

Wichtig ist auch, in welchem Stadium sich die Zwischenfrüchte befinden. Dabei zählt, welche wirklich abgestorben sind oder ob einige schon kurz vor der Blüte stehen. Meist soll die Zwischenfrucht möglichst lange stehenbleiben. Ein Umbruchtermin muss auf jeden Fall vor der Abreife der Samen sein.

Spät gesäte Mischungen sind oft noch in der vegetativen Phase. Diese Bestände sind dann noch widerstandsfähiger gegenüber niedrigen Temperaturen. Zu berücksichtigen sind zudem die mögliche Altverunkrautung und der Durchwuchs.

So nutzen Sie Frostnächte ackerbaulich am besten

Ackerbaulich sind für den Umbruch am besten Termine nach Frostnächten zu nutzen. Dann lassen sich die Flächen gut mulchen oder schlegeln. Ist kein Mulcher verfügbar oder nicht ausreichend Schlagkraft vorhanden, ist früh ein Lohnunternehmen oder ein Maschinenring zu beauftragen.

Die Unterschiede zwischen den Umbruchterminen und -varianten hängen auch vom Standort ab. Für den Aufbau von Humus sind die Umbruchverfahren eher zweitrangig. Dafür zählt, welche Folgen das Umbrechen der Zwischenfrucht auf das Bodenleben bringt.

So lösen Sie mögliche Probleme beim Umbruch der Zwischenfrüchte

Mulchen häckselt die Zwischenfrüchte in kleine Teile und legt sie als Mulchauflage auf dem Boden ab. Walzen quetscht sie und drückt sie zu Boden. Das Einarbeiten mit Grubber, Fräse oder Egge vermischt sie mit der obersten Bodenschicht.

Im Anschluss ans Mulchen sind die Mengen an organischer Substanz möglichst flach in den Boden einzuarbeiten. Der Vorteil ist, dass die Flächen damit oft rascher abtrocknen und Altverunkrautung mit bekämpft wird.

Wo sich eher milden Temperaturen über Winter hielten, kann aber etwa Ölrettich wieder austreiben und im Frühjahr in Rüben Problem machen. Auch Senf oder Buchweizen können aussamen und die Unkrautbekämpfung in Folgekulturen erschweren.

So sorgen Sie dafür, dass sich Stickstoff und Nährstoffe nicht zu früh freisetzen

Flachere Möglichkeiten zum Umbruch von Zwischenfrüchten als der Pflug bieten Kreisel- oder Scheibenegge, Grubber oder Bodenfräsen. Sie töten das Pflanzenmaterial ab, indem es von der Wurzel getrennt und mit Boden vermischt wird. Das bringt eine recht schnelle Zersetzung.

Zudem gelangt Sauerstoff in den Boden, der sich dann meist flotter erwärmt. Das regt die Mikroorganismen an, das Bodenleben wird stimuliert. So beschleunigt sich die Zersetzung. Unter Umständen wird aber zu früh Stickstoff freigesetzt, bevor die nachfolgende Kultur ihn nutzen kann.

So vergeuden Sie kein Wasser beim Umbruch der Zwischenfrucht

Auch größere Verdunstung wertvollen Bodenwassers ist möglich, wenn der Boden grob aufgerissen wird. Das bedeutet unerwünschten Wasserverlust. Die Mulchauflage muss gleichmäßig verteilt sein. Je dicker sie je nach vorhandenem Zwischenfruchtbestand ist, desto schneller erwärmt sich der Boden. Mit der Auflage wird aber andererseits weniger Sauerstoff eingebracht.

Häckseln zerkleinert die Pflanzen, die Zellen brechen auf. Die austretenden Zellsäfte helfen bei der schnellen Zersetzung. Das Zerschneiden kann aber auch zu Stickstoff- oder Nährstoffverlusten in die Luft kommen. Die Ausgasungen können höher sein als ohne mechanisches Zerkleinern.

Walzen gilt sicher als schonendste Möglichkeit, Zwischenfrüchte zu umbrechen. Schwere Walzen quetschen die Pflanzen und töten sie schließlich ab. Das funktioniert nur, wenn die Zwischenfruchtpflanzen weit entwickelt sind, also etwa schon bald die Blüte erreichen.

So kommen Sie mit nicht abfrierenden Zwischenfrüchten zurecht

Bei nicht abfrierenden Zwischenfrüchten, etwa Grünschnittroggen, kann es von Vorteil sein, wenn sie bereits blühen. Dann sind sie vergleichsweise anfällig und lassen sich leichter zerstören. Wichtig ist bodenschonendes Arbeiten und Schutz gegen Verdunstung und Unkräuter.

Besonders bei Direktsaat und No-till Betrieben bereitet das Unkraut Probleme. Erwärmt der Boden sich im Frühjahr langsam, braucht das Bodenleben länger, bis es richtig in Gang kommt. Verrottung, Zersetzung und Stickstofffreisetzung sind dann später zu erwarten. Wichtig beim Umbruch von Zwischenfrüchten ist

  • bodenschonend vorzugehen,
  • vielfältige organische Masse zu fördern,
  • Mikroorganismen zu aktivieren und
  • den Fokus auf die Wurzeln zu legen.

Darum ist Glyphosat für Zwischenfrüchte nicht mehr erlaubt

Zusammenfassen lässt sich, dass der richtige Umbruchtermin und die Art des Umbruchs von Zwischenfrüchten folgende Faktoren steuert:

  • Nährstoffdynamik,
  • Feuchtigkeit,
  • Bodentemperatur und
  • Keimtemperatur.

Und: Blühende Zwischenfrüchte und Unkräuter sind eine Nahrungsquelle für Bienen und andere Insekten. Solche Flächen dürfen nicht mit Glyphosat abgespritzt werden.

Der Einsatz von Glyphosat auf landwirtschaftlichen Flächen ist nur noch im Einzelfall erlaubt, wenn alle Werkzeuge zum integrierten Pflanzenschutz ausgeschöpft sind. Die Anwendung vor der Saatbehandlung bei Direkt- und Mulchsaat bleibt zwar grundsätzlich zulässig, jedoch keinesfalls in Wasser- und Naturschutzgebieten.

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Zwischenfrüchte: Diese Arten und Mischungen passen in die Fruchtfolge

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