Im nächsten Jahr geht es um die weitere Zulassung des Wirkstoffs Glyphosat. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, haben sich nun 96 internationale Forscher in einem offenen Brief an EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis gegen die Einschätzung von BfR sowie EFSA positioniert und sprechen sich klar gegen die Wiederzulassung von Glyphosat aus. Der Brief ist auch an EU-Agrarkommissar Phil Hogan adressiert.
Im Rahmen der Wiederzulassung prüfte das deutsche Bundesinstitut für Risikoforschung (BfR) den Wirkstoff, analysierte dazugehörige Studien und gab seine Empfehlungen an die EU-Behörde EFSA. Daraufhin stufte die EFSA den Wirkstoff als "wahrscheinlich nicht krebserregend für Menschen" ein. Da BfR und EFSA bei der Bewertung von Glyphosat zu einer anderen Einschätzung als die WHO-Krebsagentur IARC kommen, gibt es rund um die Wiederzulassung heftige Diskussionen.
'IARC-Ergebnisse bei weitem zuverlässiger'
In ihrer Analyse kommen die 96 Wissenschaftler nun zu dem Schluss, dass das Ergebnis der IARC-Studie das "bei weitem zuverlässigere" [far the more credible] sei. Die Analyse der deutschen Behörde sowie die darauf aufbauende Bewertung der EFSA enthalte hingegen schwerwiegende Mängel, sie sei in Teilen "wissenschaftlich inakzeptabel", und die Ergebnisse seien "durch die vorliegenden Daten nicht gedeckt". Zudem sei die Analyse nicht "offen und transparent" erfolgt.
Die Forscher fordern die EU-Kommission deshalb auf, bei ihren Entscheidungen "die fehlerhafte Bewertung der EFSA nicht zu beachten".
Wissenschaftler sprechen für sich selbst
Koordinator des Briefes ist Professor Christopher Portier, einer der früheren Direktoren des US National Toxicology Program, einer wichtigen Einrichtung der amerikanischen Regierung zur Chemikalien-Prüfung. Unter den Unterzeichnern sind laut Süddeutsche Zeitung anerkannte Wissenschaftler, die für international renommierte Organisationen arbeiten, etwa die Deutsche Forschungsgemeinschaft, das Krebsforschungszentrum Heidelberg oder die Leibniz-Gemeinschaft.
Die Unterzeichner aus 25 Ländern weisen ausdrücklich darauf hin, dass sie für sich selbst sprechen, nicht für ihre Institutionen.
Der Offene Brief soll heute (Dienstag) in Brüssel an EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis übergeben werden.
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