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Lage der Landwirtschaft

Agrarpolitischer Bericht: Sinkende Einkommen, steigende Bodenpreise

julia klöckner
am Mittwoch, 23.10.2019 - 18:49 (Jetzt kommentieren)

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner hat am Mittwoch in Berlin den Agrarpolitischen Bericht 2019 vorgestellt.

Zuvor hatte das Bundeskabinett den Bericht verabschiedet. Der Agrarpolitische Bericht 2019 informiert über die Lage der Landwirtschaft und der ländlichen Räume in den Jahren 2015 bis 2019, über agrarpolitische Ziele und Maßnahmen der Bundesregierung.

Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied sagte: "Der Bericht zeigt eindrucksvoll, vor welch großen Herausforderungen die Landwirtschaft steht und belegt, wie wichtig langfristige und verlässliche Rahmenbedingungen für die gesamte Branche sind. Nur damit haben die Bauernfamilien eine Zukunftsperspektive.“

Landwirtschaft mit hoher Wertschöpfung

Der Agrarpolitische Bericht dokumentiert die wirtschaftliche Lage der Landwirtschaft in den vergangenen vier Wirtschaftsjahren. Ministerin Klöckner sagt: "Die deutsche Land- und Ernährungswirtschaft leistet einen wichtigen wirtschaftlichen Beitrag für unsere Volkswirtschaft".

"Rund 4,7 Millionen Menschen erwirtschaften eine Bruttowertschöpfung von rund 194 Milliarden Euro. Das sind rund 6,6 Prozent der Wertschöpfung aller Wirtschaftsbereiche. Gleichzeitig hängt etwa jeder neunte Arbeitsplatz in Deutschland direkt oder indirekt mit der Land- und Ernährungswirtschaft zusammen", sagt Julia Klöckner.

Modernisierungsschub ist unabdingbar

Außerdem sagte die Ministerin: „Der Strukturwandel setzt sich weiter fort. Er hat sich aber verlangsamt". Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe verringerte sich zwischen den Jahren 2010 und 2016 um etwa 23.700 Betriebe auf rund 275.400. "Das entspricht einer jährlichen Abnahmerate von rund 1,4 Prozent und stellt uns nicht zufrieden“, sagt Klöckner weiter.

Kritisch anmerken muss man an dieser Stelle: Die von Klöckner genannten Zahlen sind schon relativ alt (2016) und dokumentieren eben nicht den Strukturwandel der letzten drei Jahre, der durch zahlreiche neue Umwelt- und Produktionsauflagen entstanden ist. Die Ministerin sagte an dieser Stelle, dass ein „Modernisierungsschub“ in der Landwirtschaft unabdingbar sei. Eine „Garantie für den Erhalt bestimmter Strukturen“ habe es  außerdem „noch nie“ gegeben, sagte Julia Klöckner weiter.

Sinkende Einkommen, steigende Bodenpreise

Der Bericht zeigt außerdem, dass die landwirtschaftlichen Einkommen zwischen den Betriebsformen und Jahren im Berichtszeitraum erheblichen Schwankungen unterworfen waren. Verantwortlich dafür sind unter anderem die Schwankungen bei den Marktpreisen und Erzeugungsmengen, führt die Ministerin weiter aus.

Das durchschnittliche landwirtschaftliche Einkommen im Haupterwerb lag im Wirtschaftsjahr 2017/2018 bei rund 37.618 Euro pro Jahr und Arbeitskraft, und damit rund 18 Prozent über dem Durchschnitt der vorangegangenen fünf Jahre. "Schon jetzt zeichnet sich aber ab, dass die Einkommen der Landwirte für das Wirtschaftsjahr 2018/19 unterhalb des Durchschnitts der beiden sehr guten Vorjahre liegen werden", hieß es bei der Vorstellung der Zahlen.  

Besorgt äußerte sich die Ministerin zur Entwicklung der Kaufpreise für Acker- und Weideland: "Von 2009 bis 2018 erhöhten sich die gezahlten Durchschnittspreise auf das 2,3-fache. In den ostdeutschen Ländern sei der Anstieg sogar weitaus höher", sagte Klöckner. Sie nannte das spekulieren mit Ackerland alarmierend.

Bauernproteste: Da bricht etwas Neues auf

Zu den aktuellen Bauernprotesten sagte die Ministerin: „Da bricht etwas Neues auf und aus.“ Die Bandbreite der Teilnehmergruppen sei groß. Julia Klöckner bedauerte, "dass die Bindewirkung klassischer Institutionen nachlasse und wichtige Ansprechpartner hinterfragt würden". Mit Blick auf die aktuelle Umwelt-und Klimapolitik sagte Klöckner: "Man kann den Landwirten nicht alles in die Schuhe schieben“ und „die Bauern seien Opfer und Beteiligte".

Außerdem sagt die Ministerin: „In den vergangenen Jahren haben sich die gesellschaftlichen Erwartungen an die Landwirtschaft weiter gewandelt. Neben der Herstellung von Lebensmitteln soll die Landwirtschaft für mehr Tierwohl sorgen und Umwelt und Natur stärker schützen." Ein Ziel der Agrarpolitik sei deshalb "eine Aussöhnung zwischen gesellschaftlichen Ansprüchen und landwirtschaftlicher Praxis“, sagte Klöckner weiter.

Landwirtschaftskongress: Versöhnen statt Spalten

Angela Merkel und Julia Klöckner laden zum einem Landwirtschaftskongress unter dem Motto: Versöhnen statt Spalten ein.

Das wurde in der Fraktionssitzung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion angekündigt. Es ginge um Wertschätzung, aber auch darum, die Wünsche und Erwartungen der Gesellschaft auch in der Landwirtschaft abzubilden.

Mit Material von Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL)

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