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Ernährungssicherung

Agrarwende in Gefahr? Naturland für Stopp der GAP-Reform wegen Ukraine

Eine Sonnenblume auf einem Acker, im Hintergrund zieht ein Gewitter auf
am Freitag, 11.03.2022 - 11:21 (7 Kommentare)

Die Ernährungssicherung wird angesichts des Ukraine-Konflikts zum Streitfall. Naturland-Präsident Hubert Heigl fordert einen radikalen Kurswechsel bei der Reform der europäischen Agrarförderung (GAP). Ansonsten sehe er den Ausbau des Ökolandbaus und die Ziele des Klimaschutzes in Gefahr. „Die bisherige GAP mit ihren unzähligen Maßnahmen und komplizierten Kombinationsmöglichkeiten und Berechnungen ist am Ende“, erklärt der Bio-Schweinehalter.

„Die GAP-Reform muss zumindest in Teilen auf Eis gelegt werden, sonst rücken sämtliche Ausbauziele für den Öko-Landbau in weite Ferne“, erklärt Naturland-Präsident Hubert Heigl. Der Ukrainekrieg und die damit verbundene Unsicherheit in Fragen der Ernährungssicherheit in Europa haben eine kontroverse Diskussion ins Leben gerufen: Sollen die Ziele des Green Deal und die angestrebte Ökologisierung der Landwirtschaft in Europa fortgesetzt werden? Oder werden diese Ziele erst einmal zurückgesteckt, um Erträge und Mengen in gewohntem Maße zu sichern, wie es derzeit viele Stimmen aus Politik und Branche fordern?

Bio-Umstellungsbereitschaft in Gefahr

Heigl forderte auf der digitalen Landesmitgliederversammlung des Öko-Verbands in Bayern einen radikalen Kurswechsel bei der GAP-Reform, statt die „völlig verkorkste“ Reform unter diesen Umständen durchzuziehen. Diese bringe auch so schon wenig für die Umwelt und stattdessen massive Nachteile ausgerechnet für die Biobetriebe. „Diese Situation wird nun zusätzlich verschärft durch die massiven Verwerfungen auf den Agrarmärkten.“ Heigl warnt davor, dass dadurch die Bereitschaft der Betriebe sinke, auf Bio umzustellen.

Hubert Heigl ist Präsident des Bio-Anbauverbands Naturland.

Zudem müsse die Konditionalität für Biobetriebe ausgesetzt werden und wieder das Prinzip ‚Green by definition‘ gelten. Die Konditionalität definiert grundlegende Umweltleistungen, die in der neuen GAP alle Betriebe erfüllen müssen, um überhaupt eine Agrarförderung zu bekommen. Biobetriebe erfüllen diese Zusatzleistungen durch ihre Wirtschaftsweise ohnehin und könnten dadurch nicht von der Förderung profitieren, so Heigl, der sich schon vor fast zwei Jahren für eine Verschiebung der GAP-Reform ausgesprochen hatte

Ukraine-Krieg nicht als Vorwand missbrauchen

Heigl warnt weiter davor, vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine den Green Deal der EU-Kommission auszusetzen. Die Klimakrise und der Verlust der Artenvielfalt seien weiterhin eine reale Gefahr für unsere Lebensgrundlage.

Das teilweise Aussetzen der GAP-Reform könne allerdings nur eine Übergangslösung sein. Parallel müsse mit Hochdruck an einer grundlegenden Reform der europäischen Agrarförderung für die Zeit ab 2027 gearbeitet werden. An ihre Stelle müsse deshalb ein einfaches Stufen-Modell treten, das alle Betriebe abhängig von ihrer Umweltleistungen einordnet – mit Bio als höchster Stufe und Leitbild einer umwelt- und klimagerechten Landwirtschaft.

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