Bauern haben die Schnauze voll
In den Niederlanden haben die Bauern die Schnauze voll. Das Fass zum Überlaufen gebracht hat die Aufforderung einer Partei, bei unserem nördlichen Nachbarn schleunigst 50% des Viehbestandes abzuschaffen. Mit ihren Traktoren haben die Bauern deshalb heute den Verkehr am Regierungssitz Den Haag und auf wichtigen Transportrouten höchst effizient zum Erliegen gebracht. Damit schaffen es die niederländischen Bauern mit ihren Anliegen heute garantiert zur besten Fernsehzeit in die Wohnzimmer vieler Landsleute. Bei uns mutet die Bundesregierung den Bauern mit dem Agrarumweltpaket ebenfalls eine Menge zu. Der draußen sichtbare Protest sind zahlreiche grüne Kreuze auf den Feldern, mit denen Landwirte auf ihre Sorgen aufmerksam machen.
Zahnloser Tiger
Ich fürchte, dass sich diese Art des stillen Protestes als zahnloser Tiger erweisen wird. Soll es in Politik und Gesellschaft wirklich ein Umdenken in Sachen Landwirtschaft geben, müssen die wütenden Bauern ihren Protest jetzt ebenfalls auf die Straße tragen. Ein paar hundert demonstrierende Bauern am Rande der Agrarministerkonferenz in Mainz können nur ein Anfang gewesen sein. Dass nur lautstarker Protest und mitunter auch ziviler Ungehorsam am Ende die Politik zum Handeln zwingt, haben gerade die Klimaaktivisten von "Fridays for Future" eindrucksvoll bewiesen. Der Grat zwischen Verständnis für die berechtigten Forderungen der Landwirte und rigoroser Ablehnung durch die Bevölkerung ist allerdings schmal. Deshalb sollten die Bauern aufpassen, mit ihrem berechtigten Protest nicht in eine politisch bedenkliche Ecke gestellt zu werden. In den Niederlanden versucht gerade Rechtspopulist Geert Wilders, sich an die Spitze der Bewegung zu setzen, was beim ein oder anderen holländischen Landwirt durchaus Beifall findet. Vor einer solchen Vereinnahmung sollten sich die Bauern in Deutschland hüten.
Gewalt ist kein Mittel
Allerdings hat jeder Protest Grenzen. So hat sich in den Niederlanden die „Farmers Defence Force“ gegründet - mit gekreuzten Mistgabeln als Erkennungszeichen der Gruppe. Die selbsternannte Bauernwehr hat es sich zum Ziel gesetzt, die Tierhalter im Lande vor den Übergriffen selbsternannter Tierrechtsaktivisten zu schützen. Ich meine nicht, dass dieses militante Beispiel unserer Nachbarn bei uns Schule machen sollte. Tätliche Angriffe auf Tierrechtsaktivisten oder deren Eigentum schaden den legitimen Anliegen der Tierhalter. In einem Rechtsstaat sollten es immer noch die staatlichen Organe sein, die auf dem Land für Recht und Ordnung sorgen. Das bedeutet aber auch, dass Stalleinbrüche illegal sind und konsequent staatsanwaltlich verfolgt werden müssen!
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