Der Deutsche Bauernverband (DBV) will jünger und weiblicher werden, sagt DBV-Präsident Joachim Rukwied. „Wir freuen uns über jeden jungen Landwirt und jede junge Landwirtin, die sich über den Betrieb hinaus in die Arbeit des Bauernverbandes einbringen möchten“, sagt Rukwied. Ausdrücklich offen zeigt sich der Bauernpräsident für eine Mitarbeit von Frauen im DBV. Vorwürfe einer fehlenden Willkommenskultur im Verband gegenüber Frauen weist er entschieden zurück.
Rukwied spricht von einer „anderen Sichtweise“, die Frauen in die Gremien einbringen würden. Davon profitierten alle, „und das ist essentiell für einen Verband“. Damit aber auch in der Öffentlichkeit ankommt, wie sich Landwirtschaft verändert, müssen wir verstärkt öffentliche Aktionen durchführen sagte Rukwied – nach dem Motto: „Tue Gutes und rede darüber.“
Die nächste, junge Generation an Landwirten, die gerade heranwächst, geht diesen Weg bereits in den Sozialen Netzwerken. Sie haben viel Gespür für eine moderne und nachhaltige Landwirtschaft. Wendigkeit und Aufgeschlossenheit gegenüber neuen Impulsen sind wichtig. Mit Innovationen und neuen Methoden wird es ihnen gelingen, erfolgreich zu wirtschaften und gleichzeitig die gesellschaftlichen Wünsche nach einer nachhaltigeren Landwirtschaft zu erfüllen.
Volles Verständnis für die Proteste
Viele Gemeinsamkeiten sieht der Präsident bei den Teilnehmern an den Bauernprotesten und dem Bauernverband, dem viele Demonstranten als Mitglieder angehörten. Rukwied bekräftigt sein „volles Verständnis“ für die Proteste. Für diese macht er in erster Linie die Bundesregierung verantwortlich, die insbesondere mit ihrem Aktionsplan Insektenschutz „das Fass zum Überlaufen“ gebracht habe.
Mit den Vertretern von „Land schafft Verbindung“ stehe man sowohl auf Bundes- als auch auf Länderebene „im engen Austausch“. Für nicht problematisch hält Rukwied die verbändeunabhängige Organisation der Demonstrationen. Es sei der Wunsch der Veranstalter gewesen, dass sich der DBV zurückhält. „Das haben wir respektiert“, so der Verbandspräsident. Gleichzeitig hätten die Landesbauernverbände und viele Kreisbauernverbände Unterstützung geleistet.
Weiter sagte Rukwied: „Die Demonstrationen in Berlin und im ganzen Land waren ein deutliches Lebenszeichen der gesamten Branche und ein wichtiges Signal an die Politik. Gemeinsam müssen wir es schaffen, den Widerspruch zwischen dem gesellschaftlichen Verlangen nach mehr Ökologie und Tierwohl einerseits und andererseits der fehlenden Bereitschaft, dafür mehr zu bezahlen, aufzulösen“. Das sei eine der großen Herausforderungen für die kommenden Jahre.
Reichlich Diskussionsbedarf mit der Politik
Keinen Hehl macht Rukwied aus den Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Bauernverband und dem Bundeslandwirtschaftsministerium. Erheblichen Diskussionsbedarf gebe es bei der Düngeverordnung ebenso wie beim Insektenschutz, dort sogar „grundlegenden Veränderungsbedarf“. „Wir setzen auf die Fortführung des kooperativen Naturschutzes anstelle von Verboten“, betont der DBV-Präsident.
Der DBV-Präsident sagte außerdem: Auch wenn es gerne vergessen wird: Wir ernähren die Bevölkerung. Und ganz selbstbewusst können wir sagen: Nie zuvor in der Geschichte ist die Landwirtschaft ihrer gesellschaftlichen Aufgabe der sicheren Versorgung aller mit bezahlbaren und hochwertigen Nahrungsmitteln so erfolgreich gerecht geworden wie heute. Wir Landwirte haben nach wie vor einen hohen Stellenwert in der Bevölkerung, wie Umfragen zeigen: Bei den Berufen, die auch in Zukunft besonders wichtig für die Gesellschaft sind, rücken wir auf Platz zwei vor – direkt hinter dem Arzt.
Das bäuerliche Image ist in der Bevölkerung also deutlich besser als das in der gesellschaftlichen Diskussion. Aber der DBV-Präsident forderte auch, dass die Betriebe wirtschaftlich auf soliden Beinen stehen und die politischen Rahmenbedingungen so gesetzt werden, dass Bäuerinnen und Bauern in einem harten internationalen Wettbewerb bestehen können. Die von der Bundesregierung angedachten Einschränkungen für die Landwirtschaft beim Aktionsprogramm Insektenschutz oder bei der Düngeverordnung müssen noch entschärft werden.
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