Ein Sprecher des BMEL erklärte gegenüber dem Pressedienst Agra Europe, dass das Ressort sehr wohl eine Wirtschaftlichkeitsuntersuchung des möglichen Tierwohl-Labels durchgeführt habe. Dies sei in den Berechnungen zum Erfüllungsaufwand für die Wirtschaft als Teil des Tierwohlkennzeichengesetzes vom Herbst 2019 geschehen. Jene Berechnungen weisen einmalige Kosten von 99 Mio. € und jährliche Kosten von 169 Mio. € für die Gesamtheit der am geplanten Tierwohl-Label teilnehmende Betriebe aus.
agrarheute berichtete vergangenen Sonntag exklusiv über die Kritik des Bundesrechnungshofes. Seitdem haben auch andere Fachmedien und die Tagespresse die Vorwürfe aufgegriffen.
Unterschiedliche Auffassungen zu den Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen
Wie der BMEL-Sprecher einräumte, gebe es unterschiedlichen Auffassungen zwischen Ministerium und Bundesrechnungshof, in welchem Umfang bei politischen Entscheidungen Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen angestellt werden müssten. Das BMEL stelle sich auf den Standpunkt, dass bei der Betrachtung von möglichen Alternativen immer auch deren politische Realisierungschance berücksichtigt werden müsse. Machbarkeit und Durchsetzbarkeit spielten hier eine wesentliche Rolle.
BMEL: Ohne Tierwohl-Label keine Tierwohl-Umlage
Abschließend verwies der Sprecher des BMEL darauf, dass die Tierwohlkennzeichnung im Konzept der Borchert-Kommission eine wichtige Grundlage bilde. Eine transparente und glaubwürdige staatliche Tierwohlkennzeichnung sei unerlässlich für deren Ansatz, die Mehrkosten für einen Umbau der Tierhaltung mit einer Kombination aus staatlicher Förderung und höheren Marktpreise für Tierwohlerzeugnisse zu finanzieren.
Deutliche Kritik an Bundeslandwirtschaftsministerium
Auch über den Kurznachrichtendienst Twitter kommt Kritik am BMEL. Vertreter von Bioland loben die Rüge des Bundesrechnungshofes, denn „das freiwillige Tierwohllabel nutzt weder Verbraucher*innen noch Tieren“. Ex-Landwirtschaftsministerin Renate Künast (Grüne) stellt fest, dass der Rechnungshof „den Finger in die Wunde“ gelegt habe.
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