Am 23. Juni stimmen die Briten ab, ob sie in der EU bleiben wollen, kurz: den "Brexit". Für Dr. Henning Ehlers, Generalsekretär des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV) steht fest: "Der Brexit wäre ein erheblicher Rückschlag für den deutschen Agrarhandel und vor allem die Idee der europäischen Werte- und Wirtschaftsgemeinschaft." Sollten die Briten wirklich den Austritt beschließen, rechnen die Experten, so Ehlers, mit fünf bis sieben Jahren, bis die Austrittsbedingungen endgültig ausgehandelt sind.
Was bedeutet das für den Agrarhandel?
Die deutsche Land- und Ernährungswirtschaft exportiert jährlich Güter im Wert von rund 4,2 Mrd. Euro in das Vereinigte Königreich. Im Gegenzug betragen die britischen Ausfuhren rund 1,4 Mrd. Euro, so dass die deutsche Außenhandelsbilanz mit knapp 3 Mrd. Euro im Plus liegt. Schwerpunkte der Genossenschaften sind Milch- und Fleischprodukte, die circa 15 Prozent des deutsch-britischen Agrarhandels ausmachen. Mit dem Brexit würden sich die Handelsbedingungen und damit diese Zahlen allerdings ändern.
Geforderte Schritte
"Ganz oben auf der Agenda unseres handelspolitischen Engagements steht der Ausbau des Exports", so Ehlers weiter. Ginge es nach dem DRV sollen Bund und Länder nun die notwendigen Analysen zur Beseitigung der Handelshemmnissen erstellen. Das betrifft die Pflanzengesundheit und das Veterinärrecht. Bislang gibt es keine EU-einheitlichen Handelsregeln, so dass die Mitgliedstaaten im harten Wettbewerb miteinander stehen.
Im Fokus: China und Iran
Die deutsche Wirtschaft hofft auf rascheren Zugang zu Zukunftsmärkten, wie den Obsthandel mit China. Auch der Getreideexports soll gefördert werden. Seit mehr als 20 Jahren kann deutsches Getreide aufgrund phytosanitärer Hindernisse nicht nach China ausgeführt werden. Dabei entwickelt sich das Reich der Mitte weltweit zum größten Importeur von Gerste und fragt beachtliche Tonnagen an Weizen nach. Neu im Fokus steht der Iran. Die Wiederaufnahme der Handelsbeziehungen bietet laut DRV auch der Agrarwirtschaft große Chancen.
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