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Waldschäden

CDU/CSU-Minister fordern 800 Millionen Euro für den Wald

Borkenkäferschäden im Wald
am Donnerstag, 01.08.2019 - 16:30 (Jetzt kommentieren)

Forstminister der CDU/CSU wollen den akuten Waldschäden mit einem Masterplan entgegenwirken. Vom Bund fordern sie in einer "Moritzburger Erklärung" 800 Mio Euro über vier Jahre.

Sachsens Landwirtschaftsminister Thomas Schmidt

Auf Einladung von Sachsens Landwirtschaftsminister Thomas Schmidt einigten sich die zuständigen Fachminister von Baden-Württemberg, Bayern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen heute in Moritzburg bei Dresden auf einen "Masterplan für Deutschlands Wälder".

Sie fordern in einer "Moritzburger Erklärung" vom Bund 800 Mio Euro, um in den Ländern akute, aber auch langfristige Maßnahmen zum Erhalt des Waldes zu finanzieren. Das Geld soll ab 2020 über einen Zeitraum von vier Jahren zur Verfügung gestellt werden. Die Verteilung auf die Länder soll jährlich nach dem Umfang der Schäden erfolgen.

Laut Angaben der sächsischen Landesregierung nahm Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner die Erklärung an.

Waldgipfel im September

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Kloeckner im Brandwald Treuenbrietzen

Anfang Juli hatte Klöckner ein «Mehrere-Millionen-Bäume-Programm» gefordert. Das Aufforstungsprogramm würde geschätzt mehr als eine halbe Milliarde Euro kosten. Dieses Geld soll aus dem Energie- und Klimafonds fließen.

Klöckner will zudem für September einen nationalen Waldgipfel einberufen. «Unser Wald ist massiv geschädigt», sagte sie der «Rheinischen Post» (Donnerstag). «Nur mit vereinten Kräften stemmen wir die Mammutaufgabe, die vor uns liegt, um unseren Wald zu retten -
nicht nur für uns, sondern für die nachfolgenden Generationen.»

Noch im August werde sie ein Fachgespräch mit Vertretern der Wald-, Holzwirtschafts- und Umweltverbände und der Wissenschaft führen. «Es geht nicht nur um Investitionen in Millionenhöhe für Aufforstungen. Sondern auch um die langfristige Anpassung der Wälder an den Klimawandel», so Klöckner.

Rund 100.000 Hektar sind geschädigt

«Die schlechten Nachrichten aus dem Wald reißen nicht ab», sagte Sachsens Agrarminister Schmidt. «Jeden Tag erreichen uns neue Hiobsbotschaften. Deshalb müssen wir dringend handeln.» Seinen Angaben zufolge sind seit 2018 bundesweit mehr als 100.000 Hektar Wald von Stürmen, Dürren und Schädlingen geschädigt worden.

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer, der an dem Treffen in Moritzburg teilnahm, kündigte an, in Sachsen bis 2030 rund 50 Millionen Bäume pflanzen zu lassen. Die Bundesländer könnten diesen Beitrag zur CO2-Bindung und dem Klimaschutz aber nicht ohne deutliche Unterstützung durch den Bund leisten.

Waldumbau am Klimawandel ausrichten

Der „Masterplan für Deutschlands Wälder“ umfasst Vorschläge zu den sechs Themenkomplexen

  • Klimaschutz durch nachhaltige Waldbewirtschaftung,
  • Schadensbeseitigung, Walderhalt und klimaangepasster Waldumbau,
  • Waldbrandbekämpfung,
  • Angewandte Forschung,
  • Holzverwendung und Innovation sowie
  • Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung.

In der „Moritzburger Erklärung“ betonen die Minister, dass die Beseitigung der aktuellen Waldschäden und die notwendige Wiederaufforstung eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe seien. Es handele sich um eine nationale Herausforderung. „Der ohnehin laufende Waldumbau muss noch mehr als bisher auf das sich ändernde Klima ausgerichtet sein. Dabei sind wir auch auf die intensive Forschung angewiesen“, so Staatsminister Schmidt weiter. „Nur so können wir dem deutschen Wald aus der Krise helfen und ihn zukunftsfest machen.“

Die Moritzburger Erklärung der Unions-Forstminister

Forstleute befürchten Kollaps der Bestände

Der Bund Deutscher Forstleute (BDF) sieht dem Wald gar vor dem Kollaps. «Der Wald ist der Klimaretter schlechthin, aber aktuell ist der Wald selbst Opfer der Klimakatastrophe», heißt es in einer Mitteilung. Der BDF fordert einen «nationalen Waldgipfel auf höchster Ebene» und eine «auskömmliche Finanzierung der Aufräumarbeiten im Wald.» Auch die Forschungsarbeit müsse vertieft werden, hieß es.

BUND fordert 1,5 Milliarden Euro

Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Deutschland hat von der Bundesregierung mindestens 1,5 Milliarden Euro für die Rettung des Waldes gefordert. Wenigstens 1 Milliarde Euro solle in ein Programm zum Umbau von Nadelforsten hin zu naturnahen Laubmischwäldern fließen, erklärte BUND-Chef Hubert Weiger am Donnerstag in Berlin. Zusätzlich würden 500 Millionen Euro zur Unterstützung privater Waldbesitzer gebraucht.

Weiger rief Klöckner auf, vor allem Klimaschutzmaßnahmen im Agrarbereich zu unterstützen. «Wir brauchen endlich eine Wende in der Agrarpolitik weg von industrieller Massentierhaltung und ausgeräumter Agrarlandschaft ohne Zwischenstrukturen hin zu klimaverträglichen Anbaumethoden, artgerechter Tierhaltung und der Förderung ökologischer Landwirtschaft.»  Stickstoffeinträge aus der Luft seien eine zentrale Belastung der Wälder.

Mit Material von dpa

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