Für den DBV bestätigte die Corona-Krise, dass die Arbeitsfähigkeit der Landwirtschaft und die Schaffung der dafür notwendigen Voraussetzungen oberste Ziele des Verbands seien. Der mediale und politische Aufwind für die Lebensmittelwertschätzung sollten laut Krüsken aufrechterhalten werden.
Zwar seien die Lebensmittelketten in den letzten drei Monaten unter Stress geraten, aber nicht unterbrochen worden. Der Nahrungsmittelkonsum habe in Deutschland nicht abgenommen, sondern nur die Kanäle gewechselt, teilte Krüsken mit.
Schrittweise Stabilisierung der Preise auf dem Milchmarkt
Die Agrarmarkt Informations-GmbH (AMI) informierte, dass sich die Milchmenge derzeit auf einem saisonalen Höchststand befinde. Im Vergleich zum Vorjahrszeitraum sei die Milchmenge um 0,9 Prozent angestiegen. Einzelne Molkereien berichteten laut AMI von rückläufigen Tendenzen, allerdings gebe es bei der Entwicklung der Milchmenge regionale Unterschiede.
Hinsichtlich der Milchpreise sei laut AMI eine schrittweise Stabilisierung zu verzeichnen. Auch auf dem Spotmarkt habe der Preis nun wieder ein Niveau von 30 Cent erreicht.
Derzeit würden einerseits die saisonal abnehmende Milchmenge in Kombination mit der in der EU angelaufenen privaten Lagerhaltung von Milchprodukten und höheren Abgabepreisen an den Einzelhandel für einen Preisanstieg sorgen. Dem stünden andererseits die geschwächte Wirtschaft und Exportnachfrage sowie ein weiterhin gedämpfter Außer-Haus-Konsum als preissenkende Faktoren gegenüber.
Dauerhaft geringerer Außer-Haus-Verzehr möglich
Die AMI berichtete weiterhin, dass die Ausgaben für Lebensmittel und Getränke in Deutschland vor der Corona-Krise zu 27 Prozent in den Außer-Haus-Verzehr geflossen wären. Dies stelle also einen wichtigen Bereich dar, der im März und April beinahe zum Erliegen gekommen sei. Demzufolge stieg der mengenmäßige Verzehr zu Hause im April gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 25 Prozent an, teilte die AMI mit. Gleichzeitig fand die Teuerung im April ihren Höhepunkt. Allerdings sei aufgrund der Hamsterkäufe in den nächsten Monaten ein schwächerer Absatz auf dem Lebensmittelmarkt zu erwarten.
Im Mai und Juni sei der Außer-Haus-Verzehr zwar wieder angestiegen, habe laut AMI aber noch nicht sein übliches Niveau erreicht. Ein Wandel bei einem Teil der Konsumenten hin zu mehr selbstständigem Kochen sei nicht auszuschließen. Daher könne der Außer-Haus-Verzehr auch dauerhaft unter dem gewohnten Maß bleiben.
Auch Themen wie Regionalität, Nachhaltigkeit und Tierwohl seien durch die Corona-Krise zwar in den Hintergrund gedrängt worden, andererseits sei bei entsprechenden Produkten ein starkes Wachstum zu verzeichnen, teilte die AMI mit.
Krüsken zum Fall Tönnies: Fleischwirtschaft muss arbeitsfähig bleiben
Zur den neuen Corona-Infektionen im Kreis Gütersloh sagte Krüsken, die Lebensmittelkette beim Fleisch trage eine besondere Verantwortung und müsse arbeitsfähig bleiben. Die Fleischwirtschaft müsse das Geschehene „schnell in Ordnung bringen“. Krüsken stellte fest, dass die hohe Wettbewerbsfähigkeit hier die Kehrseite ihrer Medaille zeige – aus Größe und Systemrelevanz wachse Verantwortung. Es sei jedoch nicht möglich, verstärkt regionale Schlachtungen durchzuführen, da hierfür zu wenig regionale Schlachtstätten vorhanden seien. Krüsken betonte, dass die Produktsicherheit im betroffenen Schlachtbetrieb keiner Gefährdung unterliege.
Darüber hinaus gehe der diskutierte Mindestpreis für Fleisch am Problem vorbei, so Krüsken. Vielmehr seien der Erzeugerpreis und eine verpflichtende Kennzeichnung für Standard von Bedeutung.
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