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Klimaprotest

Demonstranten bei Yara: So reagiert das Unternehmen

Demonstration vorm Yara-Gelände
am Mittwoch, 25.09.2019 - 15:18 (Jetzt kommentieren)

Einige Hundert "Bodenbefreier" haben am Montag und Dienstag das Gelände des Düngemittelherstellers Yara in Brunsbüttel blockiert. Ziel ihrer Proteste: Der Kampf gegen den "größten Klimasünder Agrarindustrie". agrarheute hat bei Yara nachgefragt.

Kam die Landwirtschaft bei den weltweiten Klimademonstrationen am vergangenen Freitag noch vergleichsweise wenig vor, änderte sich das am Montag, als Klimaaktivisten eine Protestveranstaltung speziell gegen den "größten Klimasünder Agrarindustrie" starteten.

Ziel der Aktion war die Deutschland-Niederlassung des norwegischen Düngemittelherstellers Yara im schleswig-holsteinischen Brunsbüttel.

Mehrere Hundert Demonstranten blockierten die Firmenzufahrten

Einige Hundert Demonstranten aus mehreren Ländern blockierten ab Montag Vormittag die Hauptzufahrt zum Yara-Gelände und richteten sich auf längeres Bleiben ein. Die Demonstration war Teil eines sogenannten Klimacamps im nahegelegenen St. Margarethen.

Die Veranstaltung war angekündigt und genehmigt, allerdings galt diese Genehmigung ursprünglich nur bis Montag Nachmittag und nur für einen Werkszugang. Im Laufe des Montags erwirkten die Organisatoren dann eine Verlängerung der Erlaubnis bis zum Dienstag nachmittag. Eine Blockade des zweiten Zugangs zum Yara-Gelände wurde am Montag gegen 21 Uhr von der Polizei geräumt. Das Camp in St. Margarethen wurde noch bis Mittwoch aufrechterhalten.

Die Yara-Unternehmensleitung war frühzeitig über die geplante Veranstaltung informiert.

Kampf für eine "radikale Deindustrialisierung"

Organisator der Demo war die Kampagne Free the Soil (Befreit den Boden), die nach eigenen Worten "die verheerenden Praktiken und Auswirkungen der Agrarindustrie" bloßstellen will.

Die Kampagne wendet sich gegen weitere Modernisierungsbestrebungen der Landwirtschaft und kritisiert (auch nachhaltige) Produktionssteigerung, den Einsatz fossiler Brennstoffe, grüne Gentechnik und vieles mehr. Stattdessen wird ein Umbau der weltweiten Agrarproduktion in Richtung kleinbäuerliche Strukturen, Humuswirtschaft und gerechte Lebensmittelverteilung gefordert. Auch Stichworte wie "radikale Deindustrialisierung" und "Subsistenzperspektive" sind in der Selbstdarstellung von Free the Soil zu finden.

Die Kampagne, die auf ihrer Hompage zu Spenden aufruft, unterstützt die deutschen Initiativen "Agrarwende jetzt" und "Ende Gelände" und nennt als Interessenspartner die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL).

Angekettete Demonstranten auf dem Yara-Gelände

Die Demonstration war als friedlicher "ziviler Ungehorsam" proklamiert worden. Obwohl sich die meisten Teilnehmer an diese Vorgaben hielten, kam es doch zu einigen Zwischenfällen.

Die zuständige Polizeizentrale Itzehoe, die zur Sicherheit rund 500 Einsatzkräfte nach Brunsbüttel geschickt hatte, meldete, dass in der Nacht zum Dienstag zwölf Demonstranten unerlaubt das Firmengelände betreten hatten, von denen sich einige Personen an Wassertanks anketteten und entfernt werden mussten.

In einer Gruppe von Fahrzeugen, die im Rahmen der Verkehrskontrollen um die Demonstration angehalten wurden, befanden sich Personen mit geschwärzten Gesichtern und abgeklebten Fingerkuppen, die aus Sicherheitsgründen in Gewahrsam genommen wurden.

Eine Manipulation am Gleisbett der Bahnstrecke zwischen Wilster und Brundbüttel erwies sich laut Polizeiangaben als "Altfall", hatte also mit dem Klimacamp und der Demonstration offenbar nichts zu tun.

Yara: Ziel ist eine effiziente, wissenschaftsbasierte Welternährung

Yara reagierte auf die Aktionen sachlich und unaufgeregt. Da die Veranstaltung angekündigt war, hatte das Unternehmen mit Hauptsitz in Norwegen die Produktion am Montag um eine Schicht gekürzt. Weitere Einschränkungen habe es nicht gegeben. Auch die Sicherheit von Personen und Anlagen sei nicht gefährdet gewesen.

Magnus Dahlen, internationaler Sprecher des Unternehmens, erklärte gegenüber agrarheute: "Ich denke, wir sind uns einig, dass die Weltbevölkerung immer mehr Lebensmittel brauchen wird und dass immer noch zu viele Menschen unter Hunger leiden. Wir sehen die Lösung darin, eine moderne und auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basierende Landwirtschaft weiterzuentwickeln und zu verbessern, anstatt diese abzuschaffen. Das Ziel muss sein, ausreichend Lebensmittel für alle Menschen zu produzieren, und das mit möglichst geringen negativen Auswirkungen auf das Klima und die Umwelt."

Yara suche nachdrücklich nach neuen und intelligenteren Lösungen. Dahlen verwies unter anderem auf Projekte zum Nährstoffrecycling und zur Weiterentwicklung einer effizienten Präzisionslandwirtschaft. "Diese Initiativen tragen alle zur Verwirklichung einer grünen Wertschöpfungskette in der modernen Landwirtschaft bei."

 

Mit Material von Polizeidirektion Itzehoe, NDR
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