Diese Abkürzung soll den Getreideexport aus der Ukraine beschleunigen


Der Getreideexport aus der Ukraine funktioniert - trotz ständiger russischer Angriffe. Dabei hilft eine Abkürzung.
Schon mehr als 5 Millionen Tonnen Getreide und Mais hat die Ukraine seit Beginn des neuen Wirtschaftsjahres am 1. Juli 2023 exportiert. Die Ausfuhren bewegen sich damit in etwa auf Vorjahreshöhe. Wiederholte, systematische Luftangriffe Russlands auf die ukrainischen Donauhäfen Reni und Ismajil konnten das nicht verhindern.
Obwohl die russischen Drohnen und Raketen in den Häfen immer wieder Silos, Vorräte und Gebäude zerstören, schafft es die Ukraine, Weizen und Mais zu verladen. Andrey Sizov, Geschäftsführer der auf den Schwarzmeer-Getreidemarkt spezialisierten Marktforschung SovEcon, sagt, der Export über die Donau laufe ohne große Probleme. Dabei spielt eine Abkürzung für die Frachtschiffe eine entscheidende Rolle, und das ist der Sulina-Kanal.
Sulina-Kanal verbindet Donauhäfen mit dem Schwarzen Meer
Der Kanal verbindet die rumänische Stadt Sulina am Schwarzen Meer mit den ukrainischen Donauhäfen Reni und Ismajil. Der Schifffahrtsweg führt mitten durch das weite, sumpfige Donaudelta. Im Vergleich zur Donau verläuft der Sulina-Arm aber ausschließlich auf dem Territorium des NATO-Staates Rumänien. Die Donau bildet in ihrem Unterlauf hingegen die Grenze zwischen der Ukraine und Rumänien. Über den Sulina-Kanal zu fahren ist für die Frachter schneller und sicherer. Bisher ist die Passage aber ein Engpass.
Der Sulina-Kanal stellt eine sichere Abkürzung durch das Donau-Delta dar
Doppelt so große Schiffe sollen rund um die Uhr fahren können
Rumäniens Ministerpräsident Marcel Ciolacu kündigte darum nun an, die Frachtkapazitäten auf der Wasserstraße auszubauen. Ciolacu zufolge sollen die Navigationshilfen auf dem Sulina-Kanal so modernisiert werden, dass die Frachter ab Oktober dieses Jahres auch in der Nacht fahren können. Künftig sollen zudem doppelt so große Schiffe den Kanal passieren können. Die Zahl der Lotsen wird erhöht.
Mindestens 14 Frachter werden die Passage durch das Donau-Delta künftig täglich nutzen können, versprach Ciolacu. Zudem will Rumänien die Transport- und Verladekapazitäten des Hafens Konstanta in den nächsten zwei Monaten verdoppeln.
Ukrainischer Getreideexport startet lebhaft in das neue Wirtschaftsjahr
Nach Angaben des ukrainischen Zolls wurden von Anfang Juli und bis zum 8. September insgesamt rund 5,1 Millionen Tonnen Getreide aus der Ukraine exportiert; das waren 4,4 Prozent weniger als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Zu Beginn des neuen Wirtschaftsjahres schwanken die Mengen aber von Woche zu Woche stark. Bis zum 31. August hatten die Ausfuhren noch um 14 Prozent über der Vorjahreslinie gelegen.
Bis Anfang September erreichte der Weizenexport 2,3 Millionen Tonnen und übertraf die Vorjahresmenge damit um 39 Prozent. Gerste wurde ebenfalls mehr aus der Ukraine ausgeführt. Beim Mais lagen die Lieferungen mit 2,2 Millionen Tonnen hingegen um fast ein Drittel unter Vorjahr.
Weizenexport könnte die Vorjahresmenge übertreffen
Der Verband der ukrainischen Getreidewirtschaft (UGA) geht davon aus, dass die Ukraine 2023/24 insgesamt 16 Millionen Tonnen Weizen, 4 Millionen Tonnen Raps und 22 Millionen Tonnen Mais exportieren könnte.
Marktanalyst Sizov prognostiziert etwas zurückhaltender, die Ausfuhren von Weizen und Mais könnten 31,2 Millionen Tonnen erreichen; das wären gut 8 Prozent mehr als im Vorjahr.
Voraussetzung für solche Exportmengen ist nach Einschätzung des UGA, dass die Ware über Seehäfen am Schwarzen Meer und alternative Routen wie die Donauhäfen abfließen kann.
Litauen will 10 Millionen Tonnen Getreide abfertigen
Alternativen zu den Schwarzmeerhäfen bedeuten allerdings höhere Logistikkosten. EU-Agrarkommissar Janusz Wojciechowski schlug darum Ende August im Europäischen Parlament vor, den Export von ukrainischem Getreide über EU-Häfen mit 30 Euro je Tonne zu subventionieren. Das würde die EU allerdings monatlich dreistellige Millionenbeträge kosten.
Wojciechowski ließ offen, woher er das Geld dafür nehmen will. Die Zustimmung des EU-Kollegiums hat der Pole für seinen Vorschlag bislang ebenfalls nicht.
Die litauische Regierung stellte in Aussicht, jährlich bis 10 Millionen Tonnen Getreide aus der Ukraine über die Ostseehäfen der baltischen Republik auf den Weltmarkt bringen zu können. Dazu müssten allerdings die Transitkapazitäten per Schiene durch Polen ausgebaut werden.
Hier ist Ihre Meinung gefragt
Werden Sie Teil unserer Community und diskutieren Sie mit! Dazu benötigen Sie ein myDLV-Nutzerkonto.