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Klimawandel und Landwirtschaft

EU-Kommission will Carbon Farming zum Geschäftsmodell machen

Humusreiche Erde
am Donnerstag, 25.02.2021 - 16:05 (2 Kommentare)

Die EU-Kommission will die Speicherung von Kohlenstoff zu einem neuen Geschäftsmodell entwickeln. Davon könnten die europäischen Landwirte profitieren.

In ihrer neuen Anpassungsstrategie an den Klimawandel kündigt die Kommission finanzielle Anreize an, um die Festlegung von Kohlenstoff im Boden zu unterstützen. Das sogenannte Carbon Farming soll zu einem neuen Geschäftsmodell werden. Zu diesem Zweck will die Brüsseler Behörde ein System zur Bilanzierung und Zertifizierung von Maßnahmen zur landbasierten Festlegung von Kohlenstoff vorlegen.

Kommissionsvize Frans Timmermans präsentierte diese Woche in Brüssel die Anpassungsstrategie. Sie setzt vor allem auf Informationsaustausch über lokale Folgen der globalen Erwärmung, künftige Risiken und erfolgreiche Gegenmaßnahmen.

Jährlich Milliardenschäden durch immer häufigere Dürren

Frans Timmermans

Aus Sicht der EU-Kommission muss sich Europa viel gezielter gegen die bereits unausweichlichen Folgen des Klimawandels wie Hitze, Stürme und Dürren wappnen, um Milliardenschäden in Grenzen zu halten.

Die wirtschaftlichen Schäden durch Folgen des Klimawandels in der EU liegen Timmermans zufolge derzeit bei durchschnittlich 12 Milliarden Euro pro Jahr. Das Dürrejahr 2018 verursachte der Kommission zufolge allein in der Landwirtschaft Verluste von 2 Mrd. Euro in Frankreich, 1,4 Mrd. Euro in den Niederlanden und 770 Mio. Euro in Deutschland.

Würde die Erwärmung nicht wie geplant bei weniger als zwei Grad gestoppt, sondern erst bei drei Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit, würden Dürren doppelt so häufig vorkommen. Die jährlichen Dürreschäden könnten sich auf bis zu 40 Mrd. Euro belaufen.

Dürren, Wirbelstürme, Borkenkäfer

Mit den Wetterextremen hätten beispiellose Waldbrände, verheerende Dürren und Wirbelstürme zugenommen, sagte Timmermans. Auch die in diesem Maß nie zuvor gekannte Ausbreitung von Borkenkäfern in Mittel- und Osteuropa zählt die Kommission zu den Folgen des Klimawandels.

Die Auswirkungen träfen Branchen von der Landwirtschaft über Fischerei, Tourismus und die Stromerzeugung bis hin zur Frachtschifffahrt.

Auf allen Ebenen gegen den Klimawandel aktiv werden

Die Eckpunkte von Timmermans Gegenstrategie lauten: mehr Wissen über die Klimafolgen, genauere Einschätzung der Risiken; schneller reagieren; den internationalen Partnern verstärkt helfen. So setzt die Kommission auf eine genaue Erfassung der Schäden und Datenaustausch über Risiken und Gegenmaßnahmen auf einer Internetplattform namens Climate Adapt.

Zudem soll „systemisch“ gegengesteuert werden, das heißt auf allen Ebenen von Politik, Gesellschaft und Wirtschaft. Timmermans will auch mit der Versicherungswirtschaft reden: „Zu oft bleibt die finanzielle Last durch Naturkatastrophen bei unversicherten Familien oder Unternehmen oder bei der öffentlichen Hand.“

Geld aus dem EU-Agrartopf

Dritter Punkt sind beschleunigte Lösungen: Es bleibe eine große Kluft von der Planung bis zur Umsetzung von Gegenmaßnahmen, kritisierte Timmermans. Finanziell soll die Europäische Investitionsbank stärker bei Anpassungsmaßnahmen helfen. Geld dafür kann es aber grundsätzlich auch aus den EU-Strukturfonds, der gemeinsamen Agrarförderung und dem neuen Corona-Aufbaufonds RRF mit mehr als 670 Milliarden Euro geben.

Mit Material von dpa
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