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Klimaschutz und Landwirtschaft

EU-Kommission will Methan-Emissionen der Landwirtschaft verringern

Kühe auf der Weide vor einer Biogasanlage
am Mittwoch, 14.10.2020 - 13:58 (2 Kommentare)

Die Europäische Kommission hat heute eine EU-Strategie zur Verringerung der Methan-Emissionen vorgestellt. Maßnahmen sind für die Landwirtschaft, den Energie- und den Abfallsektor geplant. Der Agrarsektor ist jedoch die wesentliche Quelle des Klimagases und steht daher im Fokus.

Methan trägt als zweitstärkstes Treibhausgas nach Kohlendioxid in erheblichem Maße zum Klimawandel bei. Etwa 59 % des gesamten in der Atmosphäre vorhandenen Methans sind nach Angaben der EU-Kommission auf das menschliche Tun zurückzuführen, der Rest auf natürliche Vorgänge.

Von den menschenverursachten Methan-Emissionen stammen 53 % aus der Landwirtschaft, 26 % aus der Abfallwirtschaft und 19 % aus dem Energiesektor. Die heute vorgestellte EU-Strategie sieht daher eine Reihe von Maßnahmen zur Emissionsminderung aus der Landwirtschaft vor. Sie zielen allerdings nicht auf Verbote oder pauschale Reduktionsziele ab, sondern setzen auf einheitliches Monitoring und Innovationen zur Verringerung oder zum Ausgleich von Emissionen.

Wie haben sich die Methanemissionen der Landwirtschaft entwickelt?

Seit 1990 sind die Methan-Emissionen der EU-Landwirtschaft um rund 22 % zurückgegangen. Hauptursache war ein Abbau der Tierbestände. In den vergangenen fünf Jahren nahm die Zahl der Nutztiere aber wieder zu und mit ihr der Methanausstoß.

Welche Maßnahmen beinhaltet die Methanstrategie für die Landwirtschaft?

  • Im ersten Halbjahr 2021 wird eine Sachverständigengruppe eingesetzt. Sie soll Lebenszyklus-Methanemissionen analysieren. Diese Gruppe wird sich mit Tierhaltung, Düngermanagement und Futtermittelbewirtschaftung, Futtermitteleigenschaften sowie neuen Technologien und Verfahren befassen.
  • Bis Ende 2021 wird die EU-Kommission ein Verzeichnis bewährter Verfahren und verfügbarer Technologien erstellen. Ziel ist, die breitere Einführung innovativer Maßnahmen zur Emissionsminderung zu erforschen und zu fördern.
  • Bis 2022 wird die Kommission das Muster eines digitalen „Emissionsnavigators“ für Landwirtschaftsbetriebe und einheitliche Berechnungsverfahren für Klimabilanzen vorschlagen.
  • Verfahren der Kohlenstoffspeicherung in der Landwirtschaft sollen weiter verbreitet werden.
  • Die Erzeugung von Biogas aus landwirtschaftlichen Abfällen soll über die nationalen Strategiepläne im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) gefördert werden.
  • Die Erneuerbare-Energien-Richtlinie soll kommendes Jahr überarbeitet werden, um die Entwicklung des Biogasmarktes zu beschleunigen.

Welche Maßnahmen sind bei Energie und Abfall geplant?

  • Eine Verpflichtung zur besseren Erkennung und Reparatur von Leckagen in der Gasinfrastruktur.
  • Die Kommission wird Rechtsvorschriften zur Abschaffung des routinemäßigen Ablassens und Abfackelns im Energiesektor erwägen.
  • Bei der für 2024 geplanten Überprüfung der Richtlinie über Abfalldeponien sollen Maßnahmen erwogen werden, um die Bewirtschaftung von Deponiegas zu verbessern.

Warum ist es wichtig, die Methanemissionen zu verringern?

Wissenschaftler gehen davon aus, dass Methan nach Kohlendioxid die zweite Hauptursache des Klimawandels ist. Methan macht in Europa 10 % aller Treibhausgasemissionen aus. Es wirkt stärker als Kohlendioxid und trägt zur Bildung des Luftschadstoffs Ozon in der unteren Atmosphäre bei.

Lins begrüßt wissensbasierten Ansatz statt einseitigem Viehbestandsabbau

Frans Timmermans, der Vizepräsident der EU-Kommission sagte anlässlich der Vorlage des Strategiepapiers: „Unsere Methanstrategie wird dafür sorgen, dass die Emissionen in allen Sektoren, insbesondere in der Landwirtschaft, im Energiesektor und in der Abfallwirtschaft, gesenkt werden.“

EU-Energiekommissarin Kadri Simson ergänzte, am schnellsten und kostengünstigsten könnten die Methanemissionen im Energiebereich gesenkt werden.

Norbert Lins, der Vorsitzende des Agrarausschusses im Europaparlament, bewertete die neue Methanstrategie positiv. „Klar ist, dass Methan reduziert werden muss und dass die Landwirtschaft hier eine große Rolle spielen wird“, stellte Lins fest. Er begrüßte, dass die Kommission zuerst auf richtiges Monitoring und harmonisierte Methoden setze, bevor ein Rechtsrahmen geschaffen werde. Nun müsse die Erforschung neuer Fütterungstechniken, Stalltechnologien und innovativer Zusammenarbeit auf Farmebene verstärkt werden. Reduzierungsstrategien zu fördern sei viel besser und effizienter, als nur einseitig über die Reduktion des Viehbestands zu sprechen.

Mit Material von EU-Kommission

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