Der Präsident der EU-Gruppe der Internationalen Vereinigung ökologischer Landbaubewegungen (IFOAM EU), Jan Plagge, hat mehr Unterstützung Brüssels für den ökologischen Landbau gefordert. Als mittelfristiges Ziel sollte ein EU-weiter Anteil von 20 Prozent angestrebt werden, erklärte Plagge auf der Biofach in Nürnberg. Im Jahr 2017 lag der Flächenanteil des Ökolandbaus in der EU den amtlichen Zahlen zufolge bei 7 Prozent und in Deutschland mit 8 Prozent leicht darüber.
Mittlerweile sind in Deutschland jedoch schon 10,1 Prozent erreicht. Darauf hat der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) hingewiesen. Nach Angaben des BÖLW ist die Ökofläche im vergangenen Jahr bundesweit auf 1,622 Mio. ha gewachsen. Die Zahl der 2019 in Deutschland erfassten Biobetriebe bezifferte der BÖLW auf rund 33.700; das seien 12,6 % aller landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland.
DBV: Heimische Ökoproduktion deckt schon den Bedarf
Nach Ansicht des IFOAM-Präsidenten solle insbesondere die „From-farm-to-fork“-Strategie stärker auf den Erfolgen des ökologischen Landbaus aufbauen. Damit könne den europäischen Bürgern eine „glaubwürdige und engagierte Vision“ für eine nachhaltige Lebensmittelproduktion in der EU geboten werden.
Unmissverständliche Zielmarken zur Ausweitung der ökologisch bewirtschafteten Flächen in Verbindung mit einem neuen „Ökologischen Aktionsplan“ könnten laut Plagge sicherstellen, dass die neu zu schaffenden Strategiepläne im Rahmen der künftigen Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) zu einem ausgewogenen Wachstum des gesamten Sektors beitragen.
Dazu müsse aber auch sichergestellt werden, dass der GAP-Haushalt zumindest auf dem derzeitigen Niveau gehalten werde.
Der Deutsche Bauernverband (DBV) hatte auf der Biofach allerings darauf hingewiesen: „Durch die starke Umstellungstätigkeit in den zurückliegenden fünf Jahren reiche das heimische Ökorohstoffaufkommen bereits jetzt, um den inländischen Ökokonsum an Getreideprodukten, Milch und Fleisch zu decken“.
Stabile Erzeugerpreise wichtiger als Prämien
Der Ökobauer, DBV-Ökobeauftragte und Brandenburger Bauernpräsident Hendrik Wendorff, hob indessen auf der Biofach hervor, dass die im Rahmen der Agrarumweltprogramme gezahlte Ökoprämie zwar sehr wichtig sei, stabile Erzeugerpreise aber nicht ersetzen könne. Der Einfluss der Preise auf die ökonomische Nachhaltigkeit der Ökobetriebe sei daher stark gewachsen, betont Wendorff.
Sinke etwa der Erzeugerpreis für Ökomilch von derzeit 47 Cent pro kg nur um 10 %, werde die durchschnittlich hierzulande gewährte Ökoprämie aufgezehrt. Der beim Verbraucher erzielte Ökomehrpreis könne also nur begrenzt durch Prämien ausgeglichen werden.
Dennoch müsse die Ökoprämie als Ausgleichzahlung für die Umweltleistungen des Ökolandbaus abgesichert werden. Dazu sei von Bund und Ländern ein entsprechendes Budget einzuplanen, betont Wendorff
IFAAM: Ökoförderung ist zu niedrig
Die IFAAM fordert im Hinblick auf den künftigen EU-Agrarhaushalt, dass 70 % des EU- Budgets für Maßnahmen in den Bereichen Klima, Umwelt und Tierschutz festgeschrieben werden sollten. Die Vorschläge der Kommission von 2018 sehen hierzu einen Anteil von 40 % vor. Auch in dem im Dezember vorgestellten Green Deal wurde die 40-Prozent-Zielmarke übernommen.
Laut IFOAM unterstreicht der Green Deal der neuen Kommission jedoch die Notwendigkeit, die Umweltambitionen der EU zu verstärken und auf nachhaltige Lebensmittelsysteme hinzuarbeiten. Dem Dachverband zufolge sollte der Ökolandbau aufgrund seiner Vorteile für die Umwelt und die Landwirte im Mittelpunkt dieses Ziels stehen.
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