In Franken und der Lausitz, in Baden und Vorpommern: Überall treiben in diesen Tagen Landwirte grüne Kreuze in den Boden. An Straßen und Feldwegen stellen sie gut sichtbar ein Mahnzeichen auf. Dabei ist es erst gut eine Woche her, seit Landwirt Willi Kremer-Schillings aus dem Rheinland, bundesweit bekannt als "Bauer Willi", das erste Kreuz aufrichtete. Doch seither hat die von ihm ins Leben gerufene Bewegung viele, viele Anhänger gefunden. Und das ist gut so.
Landwirte verlieren ihre Lebensgrundlage
Die Landwirte setzen ein Zeichen gegen eine Agrar- und Umweltpolitik, die für sie unerträglich geworden ist. Unerträglich deshalb, weil sie fachlich nicht mehr nachvollziehbar ist. Das sogenannte Agrarpaket ist der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Es geht dabei eben nicht um die Kürzung von Direktzahlungen. Wegen 4,50 Euro je Hektar weniger macht kein Betrieb die Hoftore dicht. So viel frisst schon allein die Inflation jährlich von der Hektarprämie. Die Landwirte jammern nicht, weil sie mehr Geld wollen. Sie stellen mit guten Gründen klar, dass sie ihre Lebensgrundlage verlieren, wenn es so weiter geht.
Worum es wirklich geht
Es geht darum, dass die Bewirtschaftung von Äckern und Grünland immer weiter erschwert wird. Es geht darum, dass die Tierhaltung verteuert wird, ohne dass der Verbraucher an der Ladenkasse wirklich mehr dafür zahlen würde. Damit wird den Landwirten die Luft zum wirtschaftlichen Überleben genommen. Und es geht darum, ein wissenschaftlich für sicher befundenes Pflanzenschutzmittel politisch zu beerdigen, bevor das EU-rechtlich vorgeschriebene Verfahren der Wiederzulassung überhaupt angelaufen ist.
Das alles wird auf den Landwirten abgeladen, damit CDU-Agrarministerin Julia Klöckner von SPD-Umweltministerin Svenja Schulze das Ja zu einem staatlichen Tierwohllabel erhält, das angesichts der vielen vorhandenen privaten Kennzeichen kein Mensch braucht.
Die Symbolik, das Tier- und Pflanzenwohl per Gesetz verbessern zu wollen, und das bei stabilen Billigpreisen, ist geradezu zynisch und wird einen Wirtschaftszweig auf Dauer zerstören.
Kein Jammern, sondern Konsequenzen aufzeigen
Natürlich wurde die Aktion "Grüne Kreuze" vom Start weg vereinzelt kritisiert. Dabei wurde vor allem das Kreuz als das falsche Symbol moniert. Auch sei die Botschaft zu negativ, die Landwirtschaft trete wieder als jammernder Bittsteller auf. Das ist nicht richtig.
Die Kampagne stellt keine Forderungen. Sie macht auf die Konsequenzen politischen Handelns aufmerksam: Wenn das Agrarpaket umgesetzt wird, heißt das in einer Welt des liberalisierten Agrarhandels: Kleine und mittlere Betriebe steigen aus, mehr Großbetriebe entstehen, mehr Lebensmittel werden aus dem Ausland importiert.
So ehrlich sollte die Politik schon sein und das auch zugeben. Ein paar Euro mehr für die ersten Hektare sind gegen diese Marktmechanismen nur weiße Salbe.
Mitmachen, Flagge zeigen!
Ich meine, die Aktion "Grüne Kreuze" kommt zur rechten Zeit und setzt das richtige Zeichen. Sie kommt von der Basis und wird über die sozialen Medien kräftig unterstützt. Das ist eine wichtige Voraussetzung für Erfolg. Schon haben viele Regionalzeitungen darüber berichtet.
Dass die großen Agrarverbände die Kampagne nur zögerlich oder gar nicht unterstützen, ist kein Beinbruch. Dadurch gewinnt die Graswurzel-Bewegung sogar an Glaubwürdigkeit. Und auf die kommt es an, will man eine Botschaft in die Gesellschaft hineintragen. Also: Mitmachen! Diskutieren! Farbe zeigen!
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