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Tank-Teller-Diskussion

Hungersnot: Schulze fordert weltweites Aus für Biokraftstoffe

Svenja Schulze und Cem Özdemir
am Montag, 09.05.2022 - 13:30 (5 Kommentare)

Entwicklungsministerin Schulze will die Nutzung von Biokraftstoffen weltweit stoppen, um den Hunger zu bekämpfen.

Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) hat ein Ende der Nutzung von Nahrungs- und Futtermittelpflanzen für die Produktion von Biokraftstoffen gefordert. Grund sei der dramatische Anstieg der Lebensmittelpreise weltweit, unter anderem durch den Krieg in der Ukraine, sagte Schulze der „Bild am Sonntag“. „Die bittere Botschaft ist: Uns droht die größte Hungersnot seit dem Zweiten Weltkrieg mit Millionen Toten.“

Weizen, Palmöl, Raps oder Mais dürften vor diesem Hintergrund nicht mehr zur Spritproduktion eingesetzt werden, sagte Schulze weiter - nicht nur in Deutschland, sondern international.

Auch Umweltministerin Lemke will Biokraftstoffe zurückdrängen

„Niemand will beim Tanken dafür verantwortlich sein, dass der Hunger auf der Welt verschärft wird. Es muss aufhören, dass wir Lebensmittel in den Tank packen“, sagte Schulze.

Ende April hatte Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) in der „Augsburger Allgemeinen“ bereits angekündigt, den Einsatz von Biokraftstoffen reduzieren zu wollen. Demnach laufen dazu Beratungen mit Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne).

In Deutschland werden rund 7 Prozent Biokraftstoffe verbraucht

Die Branche hatte den Vorstoß von Lemke kritisiert. Die Produktion von Biokraftstoffen sei aufgrund der hohen Agrarpreise bereits eingeschränkt, der Markt habe also bereits reagiert, hieß es aus dem Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB).

Laut Angaben der Union zur Förderung von Öl- und Proteinpflanzen (Ufop) ist die Beimischung von Biodiesel im Dieselkraftstoff in Deutschland im Januar und Februar 2022 deutlich gesunken. Die beigemischte Menge belief sich auf 331.300 t, was etwa 14 % weniger waren als im Vorjahreszeitraum. Der Biodieselanteil am Dieselverbrauch betrug damit 7,6 %.

Die Beimischung von Bioethanol nahm in den beiden ersten Monaten dieses Jahres hingegen kräftig zu, und zwar um mehr als ein Drittel auf 157.000 t. Somit betrug der Bioethanolanteil am Markt für Ottokraftstoffe 7,4 %.

USA fahren Bioethanol-Anteil in die Höhe

Nach Berechnungen der EU-Denkfabrik Farm Europe verbilligt die Verwendung von Biokraftstoffen in der EU den Kraftstoffpreis an der Zapfsäule für die Verbraucher um 10 Cent je Liter.

In den USA hat die Regierung Mitte April sogar beschlossen, die Beimischung von Biosprit gezielt zu erhöhen, um den Anstieg der Preise für fossile Kraftstoffe zu dämpfen. Das Angebot von Ottokraftstoffen mit 15 % Bioethanol-Anteil (E15) soll deutlich ausgeweitet werden.

Mit Material von dpa, Ufop
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