300 der im Konjunkturbarometer Agrar befragten 1.500 Betriebe zeigten im Dezember 2021 Interesse an der Umstellung auf Ökolandbau in den nächsten zwei bis drei Jahren. Weitere 140 Betriebe wirtschafteten zu diesem Zeitpunkt bereits als Biobetriebe.
Im Vorjahr 2020 hatte es beim Umstellungsinteresse der Landwirte einen Rückgang gegeben; es lag bei 17,3 Prozent. Der nun ermittelte Anstieg auf 20,0 Prozent ist nach Angaben des Deutschen Bauernverbandes (DBV) ein neuer Höchstwert.
Das Konjunkturbarometer Agrar wird vom Marktforschungsinstitut Produkt + Markt durchgeführt und erfasst vierteljährlich die Stimmung der Landwirte mit Blick auf die Zukunft ihrer Betriebe. Auftraggeber ist der DBV.
Ausbau des Ökolandbaus fängt wahrscheinlich im Süden an
Im Süden der Republik hat das Umstellungsinteresse um mehr als zehn Prozentpunkte innerhalb des letzten Jahres zugenommen. Über ein Viertel (25,6 Prozent) der Betriebe in Süddeutschland halten in den nächsten zwei bis drei Jahren eine Umstellung für denkbar. Im Dezember 2020 waren es noch etwa 13 Prozent der Betriebe. Ein wenig rückläufig ist der Anteil der konventionellen Betriebe in Süddeutschland, die ihre Vorstellung schon als sicher einstuften: Wollten 2020 noch 3,7 Prozent der Betriebe sicher auf Ökolandbau umstellen, sind es jetzt 1,9 Prozent. Mit 9,6 Prozent lag der Anteil der süddeutschen Unternehmen, die bereits ökologisch wirtschaften, nahe am Bundesdurchschnitt (9,9 Prozent).
Ein leicht rückläufiges Umstellungsinteresse ist im Norden und Osten zu verzeichnen, wo der Wert jeweils bei etwa 14 Prozent liegt. Davon bezeichnet ein Prozentpunkt in Norddeutschland die Umstellungsoption als sicher; im Osten gab es nur Umfrageteilnehmer, die sich die Änderung der Bewirtschaftungsweise vielleicht vorstellen können. Etwa sechs Prozent der Betriebe im Norden und elf Prozent der Betriebe im Osten waren zum Umfragezeitpunkt im Dezember 2021 bereits Biobetriebe. Im Osten gaben weitere 1,4 Prozent der Landwirte an, wieder aus dem Ökolandbau ausgestiegen zu sein.
Veredlungsbetriebe holen beim Umstellungsinteresse auf
Das Umstellungsinteresse nach Betriebsgröße spiegelt die geografische Betrachtung wider. So liegen kleine Betriebe mit einer Fläche von 30 bis 49 Hektar, die vor allem in Süddeutschland angesiedelt sind, weit über dem Gesamtdurchschnitt: Über 27 Prozent der kleinen Betriebe können sich die mittelfristige Umstellung vorstellen. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das fast eine Verdoppelung.
Mit zehn Prozentpunkten weniger folgen die größeren Betriebe ab 100 Hektar: Hier liegt das Umstellungsinteresse bei 17,5 Prozent, was gegenüber 2020 einen leichten Zuwachs bedeutet. Die geringsten Ambitionen sind bei den mittleren Betrieben von 50 bis 99 Hektar und einer Quote von 15,5 Prozent festzustellen. Das Interesse an Bio nahm bei ihnen innerhalb eines Jahres fast um fünf Prozent ab.
Die Staffelung nach der Ausrichtung des Betriebs ergibt einen Vorsprung der Futterbaubetriebe. Von ihnen können sich fast 23 Prozent eine Umstellung eventuell oder sicher vorstellen. An Position zwei stehen mit 18,5 Prozent die Ackerbaubetriebe. Wegen des deutlichen Anstiegs umstellungswilliger Veredlungsbetriebe um über sechs Prozent auf 17,3 Prozent liegen diese zwar noch an letzter Stelle, jedoch mit viel geringerem Abstand als noch 2020.
Bessere Rahmenbedingungen für den Ökolandbau gefordert
Neben höheren Erzeugerpreisen und gesicherten Abnahmeverträgen wünschen sich die Landwirte für eine Umstellung vor allem höhere Flächenprämien und eine bessere Investitionsförderung. Die politischen Anforderungen an eine Umstellung haben im Vergleich zu den Vorjahren an Bedeutung gewonnen. Dass das Interesse an ökologischer Landwirtschaft gewachsen ist, deutet aber auch darauf hin, dass die Umfrageteilnehmer Hoffnungen in politische Weichenstellungen durch die neue Bundesregierung setzen.
Wie der DBV errechnet, würde in den nächsten zehn Jahren ein Ökolandbau-Anteil von 20 Prozent erreicht werden, wenn sich die Nachfrage gleichmäßig weiterentwickelt. Allerdings drohe dem Ökolandbau in Deutschland wegen der nationalen Umsetzung der EU-Agrarpolitik und einer überregulierten Öko-Gesetzgebung in der EU eine Begrenzung des Wachstums. Der DBV fordert erneut eine Reform der EU-Gesetzgebung für den Ökolandbau. Seit dem 1. Januar 2022 gelten die Regeln der neuen EU-Ökoverordnung.
Darüber hinaus erinnert der DBV an den Korrekturbedarf im nationalen Strategieplan zur Umsetzung der europäischen Agrarpolitik ab 2023. Aus dem Strategieplan in seiner bisherigen Form ergeben sich für Biolandwirte noch Nachteile wegen der Kombinierbarkeit mit den Eco-Schemes (Öko-Regelungen) und mit den Agrarumweltmaßnahmen der zweiten Säule.
Die neue Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 den Ökolandbau auf 30 Prozent auszuweiten.
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