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Klimastreik in München: „Hinterfragt alles!“

Demo Klimaschutz München
am Freitag, 20.09.2019 - 15:02 (Jetzt kommentieren)

Wer heute nicht dabei war, dem erzählt Carsten Matthäus von agrarheute, was er auf der Demo in München erlebt hat und welche Rolle die Landwirtschaft dabei spielte – oder auch nicht.

Ein wunderschöner Tag, ein wunderschöner Platz. Hunderte, tausende, gutgelaunte gute Menschen. Die Zukunft trifft sich hier und alle, die auch dabei sein wollen. Erwartet wurden bis zu 10.000, gegen 14:30 Uhr twittert die Polizei München, dass sich auf dem Königsplatz 30.000 versammelt haben.
 

Gut gelaunte Zukunft

Die Zukunft, das sind die Kinder und Jugendlichen, die mit Fridays for future angefangen haben und ihre selbstgemalten und selbstgeklebten Plakate in die Luft halten. Schülerinnen, Schüler, aber auch noch kleinere Menschen mit ihren Eltern und Großeltern, die eine aufgepustete Weltkugel in der Mitte vom Königsplatz sehen, einen Minilaster mit schönen Blumen obendrauf, viel tolle Musik hören von „fünf vor und fünf nach zwölf“ und von der Band Falschgeld eine „Choreo“ beigebracht kriegen: Hände in die Höhe, mit dem Po wackeln und einmal um sich selbst drehen. So geht gute Laune.
 

„Ganz oben kommst Du nicht durch“

Prof. Steiner auf der Klimademo in München

Einer, der zwar kein Kind mehr ist, aber gerne auch die Zukunft wäre, redet zwischendurch. Es ist Michael Sterner, sonst Professor für Energiespeicher in Regensburg, heute Aktivist und „Scientist for future“. Er ruft den Kindern und Jugendlichen zu: „Hinterfragt alles!“ „Bringt eure Perspektive ein!“ „Lebt das, was ihr sagt!“ und „Jeder kann kreativ werden!“ Die Zukunft applaudiert ihm begeistert. Am Ende bringt er – gemeinsam mit einer jungen Sängerin – sogar noch einen Spendensong auf die Bühne, mit dem er Geld für Fridays for future sammeln will. Er wird damit an diesem Tag auf dem Königsplatz auf jeden Fall zur Zukunft, ehrenhalber.
Immer wieder spricht er von seinem Buch über Energiespeicher und dass man in der Wissenschaft eigentlich wisse, was zu tun wäre. Nur: „Ganz oben kommst Du nicht durch“, weil da Verbände und Gewerkschaften Entscheidungen blockieren, weil sie nicht in die weitere Zukunft blicken wollen und nur kurzfristig denken.
 

Grünen-Politikerin im Fokus

Dass die Zukunft diese Worte verstanden hat, kann man nicht sicher sagen. Was aber an diesem Freitagmittag auf dem Königsplatz deutlich wird: Die Zukunft, also die Schülerinnen und Schüler, ist nicht allein. Sehr viele, nicht nur Eltern und jugendhafte Professoren, wollen dabei sein. So viele, dass die Organisatorin Antonia Messerschmidt am Beginn der Kundgebung zu den anwesenden Parteien, Verbänden und sonstigen Interessengruppen sagt: „Geht bitte in den hinteren Teil der Demo“.
Eine, die zu diesem Zeitpunkt ganz vorne steht, ist die Grünen-Politikerin Katrin Habenschaden, die sich für das Amt des Münchner Oberbürgermeisters bewirbt. Sie hat ein gutes Dutzend erwachsene Plakateheberinnen und -heber dabei und freut sich sichtlich, wenn man sie fotografiert.
 

Landwirtschaft ist kein Thema – noch nicht

Die Landwirtschaft findet, abgesehen von ein paar Naturland-Fahnen und „Ich esse Öko“-Pappschildern, an diesem Tag auf dem Königsplatz nicht statt. Sie wird – zumindest während der Kundgebung – auch nicht als Klimaschänder angegriffen. Weil der besagte Kleinwagen mit den Blumen auf der Ladefläche, eine Parkplatz-Begrünungs-Guerilla-Initiative, auf dem Platz steht, wird zumindest deutlich, dass Pflanzen für den Erhalt des Planeten nicht falsch sind. Wer genau hinhört, kann aus einem Satz des Gastredners Michael Sterner sogar etwas Positives heraushören. Er sagt: „Die Wirtschaft ist die hundertprozentige Tochter der Umwelt“. Eigentlich eine schöne landwirtschaftliche Perspektive, ob die Zukunft sie allerdings verstanden hat, kann man nicht sicher sagen.

Demo für mehr Klimaschutz: Bilder aus München

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