Die mediale Aufmerksamkeit im Umfeld der IGW nutzten viele Verbände und Institutionen, um ihre politischen Botschaften breit zu streuen, stellt Gieschen fest. Insbesondere Nicht-Regierungsorganisationen (NGO) planten den Start ihrer Kampagnen "für eine Agrarwende und gegen Agrarindustrie" gezielt in diesem Rahmen.
Der Stil dieser Kampagnen sei in den letzten Jahren jedoch aggressiver geworden. Bewusst würden Empörungswellen ausgelöst, die in den sozialen Medien dann oftmals vom Ton her völlig ausarteten.
Gieschen, der Kommunikationsberater und Geschäftsführer der Tarmstädter Ausstellungsgesellschaft ist, bemerkte, im Ergebnis möge diese Taktik den Initiatoren zwar mediale Aufmerksamkeit und massenhaft Klicks in den sozialen Medien bringen. Unter dem Strich würden jedoch alle etwas größeren und moderneren landwirtschaftlichen Familienbetriebe vorverurteilt.
Pauschale Verunglimpfung
"Die pauschalen Verunglimpfungen werden von einigen der Demonstranten und Internet-Aktivisten nicht differenziert", kritisiert Gieschen.
Nehme man eine Betriebsgröße von rund 50 Hektar als Abgrenzung, ab der die Kritiker einen "Großbetrieb" vermuten dürften, würden mit den Januar-Kampagnen deutschlandweit und jährlich wiederkehrend derzeit mindestens 85.000 landwirtschaftliche Familien angegriffen.
Es widerspreche jeder fachlich-sachlichen und wissenschaftlichen Diskussion, eine so große Bevölkerungsgruppe nur aufgrund einer Betriebsgröße und trotz rechtskonformen Handels derart im öffentlichen Leben an den Pranger zu stellen.
Aktivisten verhärten die Fronten
Gieschen ist der Meinung, dass diese Vorgehensweise die Branche dem gesellschaftlich gewünschten Ziel, die deutsche Landwirtschaft vorrangig in der Hand bäuerlicher Familienbetriebe zu behalten und diese umweltfreundlicher und nachhaltiger weiter zu entwickeln, nicht näher bringe.
"Diese Aktivisten erweisen allen Beteiligten einen Bärendienst. Sie sorgen mit ihren unsachlichen Anklagen für eine ganz schlechte Stimmung und bringen die fachliche Diskussion kaum voran, da sich die Fronten nur verhärten", so der Berater. Der Kampagnen-Stil der Agrarwende-Promotoren sei kein Musterbeispiel für Demokratie- und Diskussionskultur.
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