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Interview

Land schafft Verbindung: Die Politik kann uns nicht länger ignorieren

Bauernprotest
am Mittwoch, 27.11.2019 - 16:10 (1 Kommentar)

"DIe Politik hat erkannt, dass sie die Landwirte nicht länger ignorieren kann", sagt Johanna Mandelkow, Sprecherin von Land schafft Verbindung, nach der Berliner Großdemonstration im Interview mit agrarheute. Die Erwartungen an den Gipfel im Kanzleramt sind verhalten.

Johanna Mandelkow

Frau Mandelkow, wie viele Bauern waren gestern in Berlin?

Nach den offiziellen Teilnehmerzahlen der Polizei Berlin waren über 15.000 Landwirte bei der Demonstration dabei mit 8.600 Traktoren. Damit wurden unsere Erwartungen weit übertroffen.

Wie ist die Demo aus Ihrer Sicht gelaufen?

Im Großen und Ganzen verlief die Protestaktion friedlich und sehr geordnet. Darauf sind wir sehr stolz.

Was wurde erreicht?

Die Politik hat erkannt, dass sie die Landwirte nicht länger ignorieren kann. Wir konnten Gespräche mit Ministerin Klöckner und den Parteien vereinbaren.

"Schulze ist nicht dialogbereit"

Wie zufrieden sind Sie mit dem Auftritt von Agrarministerin Klöckner?

Viele Landwirte waren nicht allzu begeistert. Frau Klöckner hat zwar einige Zusagen gemacht. Aber wir müssen schauen, was davon jetzt auch wirklich umgesetzt wird.

Was halten Sie von dem Kurzauftritt von Umweltministerin Schulze?

Die Umweltministerin zeigte sich leider wieder wenig dialogbereit und hat sofort alles geblockt, was von uns Landwirten kam. Das ist sehr schade.

"Politik wird in kleinen Runden gemacht"

Ist Land schafft Verbindung nächste Woche im Kanzleramt dabei?

Ja, wir werden eine Delegation zu dem Landwirtschaftsgipfel senden. Nach Stand heute werden Dirk Andresen und Sebastian Dickow uns vor Ort vertreten.

Mit welcher Erwartung gehen Sie in den Landwirtschaftsgipfel?

Ich bin ein bisschen skeptisch. Politik wird in kleinen Kreisen gemacht, aber für Montag sind 40 Verbände für drei Stunden ins Kanzleramt eingeladen. Es dürfte sehr schwierig werden, in so einer Runde konkrete Anliegen anzusprechen oder etwas auszuhandeln.

Dialogbereitschaft steht im Vordergrund

Bauerndemo

Gehen Sie mit konkreten politischen Änderungsvorschlägen in das Gespräch?

Bei dieser Runde wird es hauptsächlich darum gehen, Dialogbereitschaft zu zeigen und im Gespräch zu bleiben. Mit so vielen Gesprächspartnern am Tisch wird man nicht konkret herausfinden können, was machbar und realistisch umsetzbar ist.

Was muss nächste Woche im Kanzleramt passieren, damit die Landwirte wieder von der Straße auf den Acker kommen?

Ich erwarte von dem Landwirtschaftsgipfel nicht viele konkrete Vereinbarungen. Vielleicht können wir erreichen, dass sich die Kanzlerin noch einmal in kleinerer Runde mit uns trifft. Das wäre ein Erfolg.

Klausurtagung im Rahmen der Grünen Woche

Was geschieht, wenn der Gipfel nur heiße Luft liefert?

Dann gehen die Proteste weiter.

Haben Sie Aktionen geplant?

Derzeit haben wir keine weiteren Großdemonstrationen bis Jahresende geplant. Eventuell werden wir Infostände vor Supermärkten organisieren, um mit den Verbrauchern zu sprechen.

Ist eine gemeinsame Aktion mit Bewegungen aus anderen EU-Ländern in Brüssel denkbar?

Das ist nicht ausgeschlossen, aber wir wollen keine Radikalisierung unserer Aktionen, wie es in den Niederlanden passiert ist. Wir sind keine Anhänger davon, Gülle zu verspritzen oder Strohballen anzuzünden, sondern wollen konstruktive Gespräche.

Wie geht es weiter mit LsV?

Zurzeit strukturieren sich die Bewegung in den Bundesländern. Im Januar wollen wir auf der Grünen Woche in Berlin eine Klausurtagung veranstalten. Dann wollen wir eine Vertretung wählen, die für Land schafft Verbindung steht.

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