Das extreme Dürrejahr 2018 hat den Umwelt- und Klimainitiativen wohl noch einmal kräftig Auftrieb gegeben. Hinzu kommt, dass Deutschland seine Klimaziele hinsichtlich des CO2-Ausstoßes bis 2020 offenbar nicht erreichen wird.
Ein jetzt vorgelegtes Maßnahmenprogramm von Umweltverbänden, an dessen Erstellung auch landwirtschaftliche Bioverbände beteiligt waren, will die Ziele bis 2030 und danach vorgeben. Zu den zentralen Forderungen gehören eine drastische Reduzierung der Tierbestände und des Stickstoffeinsatzes.
Zu Unterstützung dieser Forderungen will man die Fördermittel der europäischen Agrarpolitik ab 2021 „gezielt für den Umbau einer tiergerechten Haltung einsetzen“. Um dies alles zu erreichen, wird eine nationale Nutztierstrategie gefordert, in der „verbindliche Schritte“ für den Umbau der Landwirtschaft festgelegt werden sollen.
Ziel soll es sein, die Tierbestände vor allem in den sogenannten Hotspots mit hohen Bestandsdichten zu reduzieren.
Obergrenze von zwei GVE je Hektar
Die Bundesregierung wird von den Umweltverbänden aufgefordert, „eine flächengebundene Tierhaltung von maximal zwei Großvieheinheiten pro Hektar verbindlich vorzuschreiben“. Dieser Wert oder ein Stickstoffeintrag von höchstens 170 kg je ha gilt in den meisten Bioverbänden als Richtgröße für die Tierhaltung.
In Deutschland haben die Rinder- und Schafbestände in den letzten 20 Jahren um 15 Prozent bzw. über 40 Prozent abgenommen. Die Zahl der gehaltenen Schweine hat im gleichen Zeitraum hingegen um gut 7 Prozent zugenommen. Insgesamt hat sich der Viehbesatz bezogen auf die landwirtschaftliche Nutzfläche in den letzten 20 Jahren von etwa 85 auf 78 GVE je 100 ha LF verringert. Seit 2005 ist dieser Wert allerdings relativ stabil.
Etwas weniger als 6 Prozent aller Großvieheinheiten werden in Betrieben ohne landwirtschaftlich genutzte Fläche gehalten.
Die Unterschiede im Tierbesatz zwischen den einzelnen Bundesländern sind sehr groß. Das heißt auch, eine politisch gewollte Reduzierung der Tierbestände hätte in einigen Bundesländern deutlich stärkere ökomische und strukturelle Auswirkungen als in in anderen.
Tierbesatz mit großen regionalen Unterschieden
Am höchsten ist der Tierbesatz in den Veredlungsregionen in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Dort werden GVE-Werte von 131 und 125 je 100 ha LF gemessen. Die Viehdichte ist damit etwa dreimal so hoch wie in den ostdeutschen Bundesländern mit 37 bis 52 GVE. In Rheinland-Pfalz und Hessen ist der Viehbesatz mit 43 bis 57 GVE ähnlich niedrig wie im Osten.
Etwas geringere Werte als die Veredlungsregionen im Nordwesten weisen Länder wie Schleswig-Holstein und Bayern mit Besatzdichten von 105 und 90 auf. Baden-Württemberg kommt auf einen Viehbesatz von 71 GVE je 100 ha LF.
Noch stärker als bei den Großvieheinheiten unterscheidet sich der Viehbesatz, wenn man nur die Schweinebestände betrachtet: Hier kommen Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen auf Besatzdichten von 697 bzw. 464 Schweinen je 100 ha Ackerland.
In den ostdeutschen Bundesländern bewegt sich dieser Wert hingegen zwischen 77 Schweinen in Brandenburg und 123 in Thüringen. Noch geringer ist die Haltungsdichte bei Schweinen in Rheinland-Pfalz mit 43.
Fleischverbrauch soll reduziert werden
Verbunden mit der Forderung nach einer Reduzierung der Tierbestände haben die Verbände den Hinweis auf eine von ihnen für notwendig erachtete Senkung des Fleischkonsums. Auch hier werden staatliche Anreizsysteme gefordert, die das Konsumverhalten ändern und die Lebensmittelverschwendung reduzieren.
Derzeit liegt der Fleischverbrauch in Deutschland bei rund 88 kg je Kopf und Jahr. Davon entfallen knapp 50 kg auf Schweinefleisch und etwas weniger als 15 kg auf Rindfleisch sowie 21 kg auf Geflügel.
Der Grad der deutschen Selbstversorgung lag nach Berechnungen der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) bei Schweinefleisch zuletzt bei 120 Prozent, bei Rindfleisch bei 97 Prozent und bei Geflügel bei 99 Prozent.
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