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Glosse

Der Name der Drohne

Eine männliche Rippensandbiene
am Freitag, 09.06.2023 - 05:50 (Jetzt kommentieren)

Vom Pilz bis zur Biene: Warum Olaf Scholz, Robert Habeck und Cem Özdemir gute Taufpaten für neue Arten wären. Eine Glosse.

Manche Bürger sind so berühmt, dass nicht nur Straßen, sondern sogar Tier- oder Pflanzenarten ihren Namen tragen. Das kann eine Ehre sein, muss aber nicht.

Donald Trump zum Beispiel wird nicht stolz sein, dass die Motte Neopalpa donaldtrumpi seinen Namen trägt, falls er das überhaupt weiß. Grund für die Patenschaft: Der schuppige Kopfputz der Motte ähnelt auffällig dem des Ex-Präsidenten. Wenig schmeichelhaft.

Angenehmer ist gewiss, Pate zu stehen für einen seltenen Frosch aus dem tropischen Regenwald Ecuadors, den Hyloscirtus princecharlesi. Gerade wurde aus Prinz Charles ein König. Ob deshalb aus dem Frosch auch ein Frosch-König wird? Die Wissenschaft forscht noch im Dschungel von Ecuador.

Die grüne Krake namens Habeck

Doch so weit müssen die Biologen gar nicht reisen. Hervorragende Kandidaten für die Taufe neuer Arten finden sich auch in Berlin. Robert Habeck, Minister für Wirtschaft und grünen Filz, wäre der ideale Namenspatron für die grüne Krake Vampyropoda roberthabecki, die mit ihren acht Armen ganze Familien-Clans hätschelt.

Oder unser selten ins Licht drängender Bundeskanzler Olaf Scholz: Er wäre der passende Pate für einen Pilz. Den Fungus olafscholzi stelle ich mir als koboldhaften Kahlkopf vor, der bevorzugt in den dunkleren und feuchten Ecken des Waldes sprießt. Dort duckt er sich ins sumpfige Gelände und hofft, dass kein Sammler spricht: „Kumm’ ex und hopp, du wanderst ins Ragout.“

Ein liberaler Zugvogel

Die FDP macht es schwerer, eine Art nach ihr zu benennen. Zum einen fehlt es seit Langem an prominenten Köpfen vom Format eines Hans-Dietrich Genscher. Sein Familienname wäre eine Zierde für jeden Zugvogel, etwa einen Mauersegler namens Apus apus genscheri. Aber Christian Lindner? Der taugt höchstens für ein neues Porsche-Modell. Das aber würde vermutlich ein Ladenhüter.

Apis cannabis oezdemiri: Eine Biene fliegt auf Hanf

Also zurück zu den Grünen. Die haben deutlich mehr Paten-Potenzial. Nur noch ein Beispiel: Als ehemaliger Vielflieger mit Bonuskarte ist Cem Özdemir geradezu prädestiniert als Namensgeber einer – leider noch nicht entdeckten – Bienenart, die vor allem Hanf anfliegt, Trivialname THC (The Hanf Cem). Wissenschaftlich korrekt würde die Bezeichnung lauten Apis cannabis oezdemiri.

Sie wäre aber wohl eher keine fleißige Arbeitsbiene, mehr so eine unbewaffnete Drohne, die über den Dingen schwebt. Nur ab und zu würde THC nachsehen, wie seine drei tiefer fliegenden Arbeiterinnen den Nektar einsammeln. Und wenn die Waben ausreichend gefüllt sind mit politischem Honig, schwirrt Apis cannabis oezdemiri zurück ins Ländle, in sein Heimatrevier Baden-Württemberg.

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