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Contra Dürre

Neue Wasserstrategie ist raus: Das kommt auf Landwirte zu

Bewässerung
am Freitag, 17.03.2023 - 14:08 (12 Kommentare)

Wasser wird auch in Deutschland zu einem knappen Gut. Mit einer Wasserstrategie will die Bundesregierung die Versorgung sicherstellen. Mit im Fokus: die Landwirtschaft.

Landwirte und Waldbesitzer bekommen den Trend der letzten Jahre am heftigsten zu spüren: Regen fehlt, Trockenheit setzt Kulturen und Wäldern zu. Auch Deutschland wird zu einem Land, in dem Dürre nicht nur vorstellbar, sondern zur Regel wird. Das Bundeskabinett will vorbereitet sein und hat diese Woche die Nationale Wasserstrategie und ein Aktionsprogramm Wasser verabschiedet. Unterm Strich bedeutet das Sparen und besser Verteilen. Das Wassermanagement betrifft auch Landwirte.

Maßnahmenkatalog fürs Wasser

Die Strategie soll:

  • Deutschlands Wasserreserven sichern,
  • Wasserknappheit vorbeugen,
  • Nutzungskonflikte entschärfen,
  • Wasserinfrastruktur und
  • den Zustand der Gewässer verbessern.

Dafür steht ein Katalog von 80 Maßnahmen im Raum. Die Dringlichkeit ist da: „Die vergangenen Dürrejahre haben deutliche Spuren in unseren Wäldern, Seen und Flüssen und in der Landwirtschaft hinterlassen“, sagt Umweltministerin Steffi Lemke. Ziel sei es, dass sauberes Wasser überall in Deutschland ausreichend zur Verfügung stehen müsse. Trinkwasser habe Vorrang.

Landwirtschaft ist beim Thema Wasser in der Pflicht.

Zur Umsetzung gibt es zehn Schwerpunkte. Beispielsweise sollen Wasserinfrastrukturen weiterentwickelt, Kreisläufe verbunden oder Meeresgebiete geschützt werden. Landwirtschaft ist naturgemäß sehr vom Thema Wasser betroffen. Zum einen nutzt sie Wasser in Kulturen und zur Versorgung von Rindern, Schweinen oder Hühnern. Zum anderen liefern Felder und Wiesen Wasser nach.

Das Ringen ums Wasser beginnt in Böden und Wäldern

Landwirte sollten hellhörig werden. Vergleichsweise harmlos ist der Anteil der Landwirtschaft am Monitoring. Dabei sollen Angebot und Nachfrage im Wasserhaushalt erfasst werden. Dann geht es in den Maßnahmen um den Beitrag, den Landwirtschaft zur Aufrechterhaltung der Wasserversorgung der Menschen leisten muss. Das betrifft natürlich auch das Entnehmen von Wasser. Im NDR hat sich Steffi Lemke dazu geäußert: Demnach müsse mehr Wasser in intakten Böden und Wäldern gehalten werden. Sie machte auch deutlich, dass für Mangellagen geklärt sein müsse, wie viel Wasser für Landwirtschaft und Industrie da sein könnte.

Trinkwasserversorgung hat Vorrang gegenüber Landwirtschaft

Die Ministerin machte klar, dass die Landwirtschaft bisher nur einen sehr kleinen Anteil am Wasserverbrauch habe. Im Gegensatz zu der Industrie. Dennoch: „Die Landwirtschaft wird sich darauf einrichten müssen, dass sie ihre Bewässerung an die Klimakrise anpassen muss.“ Vielleicht könne nicht zu jeder Zeit alles bewässert werden, was heute bewässert wird.

Stoffeinträge aus der Landwirtschaft zu hoch

Ein weiterer Baustein in der Wasserstrategie ist der Umgang mit Einträgen aus Pflanzenschutz und Düngung. Die Menge, die in Seen oder Flüsse gelangen, wäre zu hoch. Zur Abhilfe sollen an 100 Prozent der Gewässer an Feldern oder Wiesen bewachsene Randstreifen angelegt werden. Außerdem kommt laut Papier „ein Anwendungsverbot an Gewässern von Pflanzenschutzmitteln in einem Abstand von zehn Metern (ohne bewachsenden Randstreifen) und für bewachsene Randstreifen von fünf Metern“.

Kritik an der Wasserstrategie

Die Ideen zum Wasser kommen nicht überall gut an. So wird beispielsweise kritisiert, dass die angenommene Entnahme durch die Landwirtschaft mit zwei Prozent des Wassers als zu niedrig angesetzt sei. Es gibt dazu keine unabhängige Erhebung, nur Daten, die von Landwirten selbst kommen. Jetzt steht eine Überprüfung an. Auch die Ausnahmen von der Erlaubnispflicht zur Wasserentnahme sollen überprüft werden.

Die Nichtregierungsorganisation Campact sieht die Strategie als wenig konsequent. Es seien zu viele Kompromisse gemacht worden. So ist in dem Papier der Regierung nicht mehr aufgeführt, dass nur so viel Grundwasser entnommen werden darf, wie sie neu bildet. Das wäre Industrieinteressen geopfert worden. Wie viel wert der Vorrang der Trinkwasserversorgung bislang vor der Industrie ist, zeigt sich zum Beispiel in Brandenburg: Die Autofabrik von Tesla schluckt so viel wie eine Stadt mit 30.000 Einwohnern. Und das in einer Ecke Deutschlands, die Wassermangel heute schon spürt.

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