An Glyphosat scheiden sich die Geister: Die einen halten das Pflanzenschutzmittel für ein wichtiges Werkzeug, auf das sie nicht verzichten können. Die anderen sehen in ihm ein Gift, auf das man besser heute als morgen verzichten sollte. Eine neue Studie der Anti-Pflanzenschutz-Organistaion Pesticide-Action-Network (PAN) kommt zu dem Ergebnis, dass der Stoff quasi überall in Europa in Gewässern nachgewiesen werden kann. Doch ganz so einfach ist es nicht. Im Grunde sagt die Studie weder etwas über eine tatsächliche Verbreitung des Glyphosats noch über eine Gefahr aus.
Flüsse in ganz Europa mit Glyphosat vergiftet?
Die Studie von PAN hat 23 Gewässer in zwölf Ländern Europas untersucht. Darunter Flüsse und Bäche von Polen bis Portugal, von Belgien bis Bulgarien. Natürlich hat man auch in Deutschland und Österreich geschaut. Das Ergebnis lässt aufhorchen, denn man sei in elf von zwölf Ländern fündig geworden, so PAN. Die Autoren suggerieren, dass Flüsse und Bäche in ganz Europa mit Glyphosat vergiftet wären.
Nur in drei Wasserproben relevante Rückstände
Doch in der Studie wurde nicht nur auf Glyphosat hin untersucht. Auch AMPA (Aminomethylphosphonsäure) wurde gefunden. Dazu muss man wissen, dass AMPA ein Abbau-Produkt von Glyphosat ist. Das führte zu der Aussage mit den elf von zwölf Ländern. Aber nur in drei der 23 Gewässer sind relevante Dosen von Glyphosat gefunden worden. AMPA hingegen tauchte häufiger auf. Die Schlussfolgerung ist, da müsste also auch Glyphosat im Spiel sein. Allerdings kann AMPA auch aus anderen Quellen stammen, etwa aus Waschmitteln.
8000 Liter Wasser trinken für Glyphosat-Wirkung
Sieht man sich die Ergebnisse im Detail an, so enthält die am stärksten belastete Probe drei Mikrogramm pro Liter. Nimmt man die Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zum Maßstab sollten 0,3 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht nicht schaden. Das heißt 300 Mikrogramm. Bei 80 Kilo Körpergewicht wären das 24.000 Mikrogramm. Das wären 8000 Liter Wasser pro Tag, die man trinken könnte. Zudem schätzt die WHO AMPA als ungefährlich für die menschliche Gesundheit ein.
Studien kommt zur Entscheidung über Wiederzulassung des Glyphosats
Im Moment laufen gerade die Verhandlungen und Abstimmungen darüber, ob Glyphosat wieder in der EU zugelassen werden soll. Im August hatte die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA einen Bericht zur Risikobewertung des Glyphosats veröffentlicht. Demnach sei das Pflanzenschutzmittel unbedenklich für Mensch, Natur und Umwelt. Die EU-Kommission will demnächst einen Vorschlag dazu vorlegen. Und am 12. oder 13. Oktober sollen die EU-Mitgliedstaaten dann über die Wiederzulassung von Glyphosat abstimmen.
Grüne protestieren gegen die Wiederzulassung von Glyphosat
Die Grünen im Europäischen Parlament nehmen die Studie von PAN zum Anlass, gegen die Wiederzulassung zu protestieren. Der Agrarsprecher der Grünen im EU-Parlament, Martin Häusling, hatte die Nutzung von Glyphosat mit „Brunnenvergiftung“ gleichgesetzt. Nach Kritik an der Wortwahl hat er sie zurückgenommen und bedauert.
An Glyphosat scheiden sich die Geister
Das Pflanzenschutzmittel ist bereits seit den 1970er Jahren auf dem Markt. Es ist seit Jahren der wichtigste Inhaltsstoff vieler Herbizide. Ob das Mittel zum Beispiel Krebs auslöst, ist man sich uneins. Die Internationale Agentur für Krebsforschung hatte Glyphosat als „wahrscheinlich krebserzeugend“ eingestuft. EFSA und Bundesamt für Risikobewertung sehen das anders.
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