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Zukunft der Landwirtschaft

Niederlande: Zukunftsplan für den Umbau der Landwirtschaft

Kühe auf der Weide
am Dienstag, 06.04.2021 - 14:14 (1 Kommentar)

Während in Deutschland die Zukunftskommission Landwirtschaft noch an einem Konsens für die künftige Ausrichtung der Agrarpolitik arbeitet, hat in den Niederlanden ein breites Bündnis verschiedener Akteure eine Zukunftsvision für den Umbau der intensiven Landwirtschaft vorgelegt.

Mark Rutte

Im Zentrum des niederländischen Konzeptes steht der Wunsch nach gesunden Böden, einer abwechslungsreichen Landschaft und hoher Artenvielfalt. Dafür soll die Agrarpolitik völlig neu aufgestellt werden. Ein Bündnis aus Vertretern der Landwirtschaft, des Naturschutzes, der Wissenschaft und der Wirtschaft hat das Papier vorgelegt. Es richtet sich an die neue Regierung, die nach der Parlamentswahl von Mitte März voraussichtlich wieder vom amtierenden Ministerpräsidenten Mark Rutte (VVD) geführt werden dürfte.

Das niederländische Zukunftskonzept setzt auf gesetzlich festgelegte Entwicklungsziele für die Qualität von Boden, Wasser, Luft, Klima, Biodiversität und Landschaft. Die Ziele sollen über einen Zeitraum von 20 bis 30 Jahren erreicht werden. Die jährlichen Umbaukosten schätzt das Gremium auf 1,5 Mrd. bis 2 Mrd. Euro.

Stickstofffonds zur Lösung der Nährstoffproblematik

Der ländliche Raum stehe bei Stickstoff, Klima und Biodiversität vor großen Herausforderungen, heißt es in dem Strategiepapier. Es müssten dringend Lösungen gefunden werden, die großen Einfluss auf die Lebensqualität und die Wirtschaftskraft hätten.

Die Experten schlagen vor, einen Stickstofffonds mit privaten und öffentlichen finanziellen Mitteln aufzulegen. Daraus sollen vor allem dort Maßnahmen unterstützt werden, wo die Belastung von Natura 2000-Gebieten besonders hoch ist. Ein konkreter Abbau der Nutztierbestände wird nicht gefordert.

Konsum belasten, Arbeit entlasten

Für eine gezielte Extensivierung von Landwirtschaftsbetrieben soll nach dem Zukunftskonzept eine Bodenbank eingerichtet werden. Über diese Einrichtung sollen Flächen gekauft, umgewidmet und getauscht werden können. Zur Finanzierung einer nachhaltigeren Landwirtschaft soll außerdem eine Kredit- und Bürgschaftsregelung geschaffen werden. Beiträge einzelner Landwirtschaftsbetriebe zu gesellschaftlich gewünschten Zielen sollen vergütet werden. Die Digitalisierung soll helfen, dass der einzelne Landwirt jederzeit genau darüber informiert ist, welche Leistungen er zu welchem Gegenwert erbracht hat.

Um auch die Nachfrageseite nachhaltiger zu gestalten, sollen ebenfalls Anreize gesetzt werden, etwa eine stärkere finanzielle Belastung des Konsums bei gleichzeitiger Entlastung der Arbeit.

Machtvolle Organisation notwendig

Das Gremium will die Provinzen in die Umsetzung des nationalen Zukunftsplans einbinden. Die Koordinierung soll jedoch bei einem neu zu schaffenden Ministerium für Raumordnung, Landwirtschaft und Umwelt liegen. Zudem solle eine umfassend bemächtigte Durchführungsorganisation aufgebaut werden.

Das Zukunftskonzept wurde unter anderem unterzeichnet von Vorständen großer Agrarunternehmen wie Cosun und FrieslandCampina, der Rabobank, von Wissenschaftlern, ehemaligen Spitzenvertretern des Bauernverbandes (LTO) und Naturschutzorganisationen. Aktive LTO-Vertreter gehören der Gruppe unter Leitung des ehemaligen Landwirtschaftsministers Cees Veerman allerdings nicht an.

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