Die Erfahrungen mit der Umstellung aus dem Kreis Uelzen, einer Öko-Modellregion im nordöstlichen Niedersachsen, sind eindeutig: Erfolgreich sind nur die Landwirte, die bereits vorher geklärt haben, wer ihre Abnehmer sind. Darin waren sich die Redner im ersten Teil der Veranstaltung, Thilo Hahnkemeyer von Nordzucker, Carolin Grieshop vom Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen und Volker Krause von der Bohlsener Mühle, einig. Auch diese Region beschäftigt sich, angesichts einer aktuellen Umstellungswelle von größeren Ackerbaubetrieben, mit der Frage wie es gelingen könne, dass der Ökolandbau weiterwachse.
Krause zeigte sich „positiv irritiert“, dass das Interesse an Ökogetreide weiterhin groß sei. Die Frage wieviel der Markt aufnehmen könne, sei dabei nur zur Hälfte richtig. Die Branche habe ihren Markt über 40 Jahre hinweg selbst entwickelt. Das bedeute nicht, dass unbegrenzt Ware zu hohen Preisen verkauft werden könne. Doch habe man es auch selber in der Hand, was erreicht werden könne.
Entscheidend sei, so die Diskutanten, nicht nur die Umstellung. Auch die dazu passenden Strukturen in Verarbeitung und Handel müssten geschaffen werden. Es sei ein Fehler, wenn die Politik sich nur auf die Anzahl umstellender Landwirte konzentriere.
Umstellungswelle bei Getreide
Im zweiten Teil des Forums wurde die momentane Umstellungswelle im Getreidebereich näher diskutiert. Darüber sprachen Carsten Niemann vom Bio Kartoffel Erzeuger Verein BKE, Andreas Engemann von der Engemann GmbH, Jörg Große-Lochtmann von der Marktgesellschaft der Naturland Bauern und Heinrich Graf von Bassewitz, Vorstand von Biopark e.V. Bei der letzten großen Umstellungswelle im Milchbereich 2015/16 sei es gelungen, trotz einem Mehr an Produktion die Preise relativ konstant zu halten. Aktuell würden viele Landwirte befürchten, dass dies bei Getreide nicht gelinge, weil der „Flaschenhals“ Molkerei fehle.
Engemann bezeichnete die stabilen Wertschöpfungsketten des Ökosektors als dessen große Stärke. Diese seien durch intensive Kommunikation in der gesamten Biobranche entstanden. Preise und Kosten könnten in den meist über viele Jahre gewachsenen Beziehungen gerecht verteilt werden. Nur so sei es gelungen, die verschiedenen Umstellungswellen der letzten Jahrzehnte ohne massiven Preisverfall zu meistern.
Große-Lochtmann beschrieb, dass viele der neuen Umsteller aus dem Ackerbau es gewohnt seien, kurzfristig die Ware an verschiedene Händler zu verkaufen, je nachdem, wo der beste Preis geboten werde. Ökogetreide könne aber, anders als konventionelle Ware, nicht jederzeit verkauft werden. Auch eine Börse – die es für Ökogetreide derzeit nicht gibt – sei keine Lösung, weil die Preise der verschiedenen Verbandsware zu unterschiedlich seien. Letztlich müssten auch die umstellenden Betriebe lernen, in Wertschöpfungsketten zu denken. Die Politik müsse hier auf die Bremse treten und dürfe die Umstellung bei Getreide nicht noch stärker fördern. Wichtiger sei es, Strukturen bei Verarbeitung und Handel zu schaffen. Auch die Verbraucher müssten lernen, dass es besser sei „ein Kilo Honig zu kaufen als sein Kreuzchen gegen Bienensterben zu machen“.
Niemann warnte vor einer „konventionellen Denkweise“ Überangebot zu produzieren, Preise zu drücken und andere aus dem Markt zu drängen. Das habe es in der Biobranche ...
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