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Milchkrise

Ökonomen: Kartelle und Quoten sind keine Lösung

am Donnerstag, 09.06.2016 - 13:00 (Jetzt kommentieren)

Agrarwissenschaftler der Unis Göttingen, Berlin und Rostock halten in der Milchkrise nichts von Mengenbegrenzungen und Kartellen.

Wie die Georg-August-Universität Göttingen in einer Pressemitteilung schreibt, kommen Agrarwissenschaftler der Universität zu dem Schluss, dass es sei besser die wertvollen Leistungen, die Landwirte zum Erhalt der Umwelt und der Kulturlandschaft in Deutschland erbringen, direkt zu honorieren. Viele Verbraucher haben eine hohe Sympathie für die Landwirtschaft und Verständnis für ihre wirtschaftlich schwierige Situation. Die öffentliche Resonanz auf die Demonstrationen der Milchbauern verdeutlicht dies.

Eine Aushebelung des Marktes sei aber nach Auffassung der acht Wissenschaftler das falsche Instrument, um Landwirten zu helfen.

Preiskartell problematisch in einer Marktwirtschaft

Ein Preiskartell, nichts anderes ist ein Zusammenschluss aller Anbieter auf einem Markt, mit dem Ziel, höhere Preise durchsetzen zu wollen, sei in einer Marktwirtschaft wettbewerbspolitisch problematisch und wettbewerbsrechtlich unzulässig, argumentieren die Professoren der Universitäten Göttingen, Berlin und Rostock.

Unabhängig davon werde es schwer sein, ein Milchkartell durchzusetzen, denn die Kräfte des Marktes lassen sich nicht ohne weiteres aushebeln. So gebe es Milcherzeuger, nicht nur in Deutschland, sondern auch in andern EU-Ländern,  die in der Lage sind, sehr kostengünstig zu produzieren und die kein Interesse daran haben, ihre Produktionsmengen zu begrenzen.

"Das Angebot dieser effizienten Milcherzeuger sorgt für einen Preisdruck und bildet einen Anreiz für Discounter, sich Milchprodukte dort zu beschaffen, wo sie am günstigsten sind. In einer globalisierten Wirtschaft kann ein Milchkartell keine stabile Lösung sein"; heißt es in dem Statement der Professoren.

Welche Quote sichert höheren Milchpreis?

Daher fordern einige Landwirte eine staatlich durchgesetzte Begrenzung der Milchmenge, mit anderen Worten, die Wiedereinführung einer staatlich administrierten Milchquote. "Dies ist aus ökonomischer Sicht ebenfalls abzulehnen, weil Produktionsquoten verhindern, dass Preise als wichtige Signale für sich ändernde Knappheiten und damit für die zukünftigen Entscheidungen von Anbietern und Nachfragern funktionieren können", argumentieren die Wissenschaftler.

Ganz unabhängig davon, sei es unsinnig, Lebensmittel künstlich zu verknappen. Zudem stelle sich die Frage nach der Höhe der Quote und des daraus resultierenden Milchpreises. Die oft zitierten 35 Cent als anzustrebender „fairer Preis“ seien mehr oder weniger willkürlich gewählt.

Angesichts der hohen Kostenunterschiede zwischen den Produzenten würden bei einem solchen Preis effiziente Betriebe Mitnahmeeffekte erzielen, während weniger effiziente Betriebe immer noch kein ausreichendes Einkommen erwirtschaften würden.

Eine Quote verhindere, dass Milch dort erzeugt wird, wo es am kostengünstigsten ist. Hinzu komme, dass es schlicht keine Mehrheit für die Wiedereinführung der Milchquote in der EU gebe und ein deutscher Alleingang aufgrund des freien Warenverkehrs innerhalb der EU wirkungslos wäre, so die Professoren.

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