Das 30 Prozent Bio-Ziel, das sich die Regierung bis 2030 mit der Farm to Fork-Strategie gesetzt hat, ist erreichbar, verkündet der Branchenverband Bund für Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) auf der Fachmesse BioFach in Nürnberg. Es fehle jedoch an Signalen aus der Politik, um Landwirtschaft und Handel auf mehr Bio einzustimmen. Die grundsätzlich hohe Umstellungsbereitschaft auf Öko-Landwirtschaft könne aufgrund auch der unklaren Rahmenbedingungen aktuell nicht ausreichend wirksam werden. Die Kunden jedenfalls legten mit ihrem Konsumverhalten vor und hielten Bio die Treue auch angesichts gestiegener Lebensmittelpreise.
Auch Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir betonte beim Branchentreff der Biohersteller, -landwirte und -händler in Nürnberg, er und die Regierungskoalition hielten am anvisierten Ziel von 30 Prozent Bioanteil an der deutschen Landwirtschaft bis 2030 weiter fest. „Es braucht jetzt mehr Bio, nicht weniger.“ Aktuell liegt die Bio-Fläche in Deutschland bei knapp 11 Prozent.
Verbraucher: Motor für Bio oder Hemmfaktor?
Während der BÖLW bei den Verbrauchern eine hohe Kaufbereitschaft für Bio erkennt, sieht der Minister die Absatzmöglichkeiten für Bio-Lebensmittel an der Ladentheke derzeit kritischer: „Damit Bio-Milch, -Brot oder -Gemüse von unseren Bauern auch Kunden findet, gilt es jetzt auch den Markt auszubauen.“ Die Lösung liegt für Özdemir vor allem am Ausbau des Bio-Anteils in der Außer-Haus-Verpflegung wie Restaurant, Schulverpflegung und Betriebskantinen, an deren Bereitschaft man arbeiten will.
Deutschland und Europa: mehr Anreize nötig für die Bio-Umstellung
Auch der BÖLW sieht in der Außer-Haus-Verpflegung ein großes Potenzial für den Absatz von ökologisch erzeugten Lebensmitteln. Aktuell liegt deren Anteil allerdings bei unter 2 Prozent. „Der Bund muss für alle Küchen schnell die notwendigen rechtlichen Voraussetzungen schaffen, um sie bei der Umstellung zu unterstützen“, erklärt BÖLW-Vorsitzende Tina Andres. Die Bundesregierung sei gefordert, mindestens 50 Prozent Bio in ihren Einrichtungen umzusetzen. Zudem fordert der Branchenverband, die finanziellen Anreize zur Umstellung auf Bio zu erhöhen und die entsprechenden Gelder bei der neuen EU-Agrarpolitik (GAP) einzuplanen.
Özdemir dagegen kontert: „Ich verstehe die Ungeduld der Branche, wenn es darum geht, bei den 30 Prozent schneller voranzukommen.“ Sein Ziel sei es, die Direktzahlungen in der GAP nach 2027 durch ein System zur Honorierung von Klima- und Umweltleistungen zu ersetzen.
Bio: die Antwort auf planetare Krisen?
Einig sind sich der BÖLw und Cem Özdemir vor allem in einem Punkt: Die Ukainekrise sei kein Signal gegen, sondern für Bio, ebenso wie die zunehmend spürbaren Konsequenzen der Klimakrise sowie des Artensterbens. „Bio mit seiner gesamten Wertschöpfungskette ist eine Antwort auf unsere planetaren Krisen“, so Özdemir.
BioFach: Branchentreff in Nürnberg
Die BioFach findet ab heute bis Freitag, 29. Juli 2022, in Nürnberg statt. Sie ist die weltweit größte Messe und Weltleitmesse für ökologische Konsumgüter und war ursprünglich für den Februar geplant, wurde wegen der Corona-Pandemie aber auf den Sommer verschoben.
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