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Verpflegung im Ministerium

Özdemir sucht noch immer einen Ökokoch für BMEL-Kantine

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne)
am Mittwoch, 30.08.2023 - 15:23 (2 Kommentare)

Die schwierige Pächtersuche für die Ministeriumscafeteria liegt aber nicht nur an den hohen Anforderungen.

Seit rund acht Wochen müssen die Beschäftigten im Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) weite Wege gehen, wenn sie ein Mittagessen wollen. Denn bisher hat sich noch kein Pächter für die hauseigene Cafeteria gefunden. Das bisherige Pachtverhältnis ist laut BMEL Ende Juni ausgelaufen. Nach Berichten der Bildzeitung soll die schwierige Pächtersuche an den hohen Auflagen liegen, die der grüne Bundesagrarminister Cem Özdemir stellt.

Mindestens 30% Ökolebensmittel

Laut Ausschreibung soll es unter anderem jeden Tag mindestens ein Gericht in „ovo-lacto-vegetarischer Form“ geben. Außerdem sollen Fleisch und Wurst in der Kantine schrittweise reduziert werden, Milch und Käse nur geringen Fettanteil haben und mindestens 30 Prozent der verarbeiteten Lebensmittel aus biologischer Landwirtschaft stammen. Frittierte oder panierte Produkte soll es an maximal zwei von fünf Werktagen pro Woche geben. Trotz der ganzen Palette an Vorgaben sollen die Preise niedrig sein. Einfache Gerichte sollte es für drei bis 5,50 Euro geben, das jeweilige Tagesgericht für vier bis 6,50 Euro.

Spott der Opposition

Für die Opposition ist das ein gefundenes Fressen. Für Max Straubinger (CSU) ist es schon bezeichnend, dass ausgerechnet der „Ernährungsminister nicht einmal die Ernährung seiner eigenen Mitarbeiter gewährleisten kann.“ „Auf der einen Seite höchste Ansprüche fordern, aber dafür nichts zahlen wollen. Das geht nicht“, findet Straubinger.
Das grüne Ministerium zeige selbst eindrucksvoll, was passiert, wenn das Land „ideologisch geprägten Vorstellungen“ von Ernährung folgen würde. „Es würde gar nichts mehr funktionieren, weil diese Vorgaben schlicht niemand erfüllen kann oder will,“ so der CSU-Abgeordnete.

Zu wenig Nachfrage als Grund

Auf Nachfrage des Bayerischen Landwirtschftlichen Wochenblatts stellt ein Sprecher des BMEL den Sachverhalt etwas anders. So habe sich der bisherige Betrieb der Cafeteria für den Pächter nicht mehr gerechnet. Obwohl in Berlin das BML insgesamt 400 Beschäftigte, inklusive ohne kurzfristig anwesende Mitarbeitende wie Praktikanten aufweist, seien zuletzt nur zwischen 30 und 40 Essen täglich verkauft worden. Das sei auch dem höheren Anteil der Beschäftigten geschuldet, die ihre Arbeit im Home-Office erledigten. Zudem sieht der Sprecher die höheren Ökoauflagen nicht als Grund für die schwierige Pächtersuche.“ Der gleiche Pächter betreibt nur wenige Meter vom BMEL entfernt die Kantine im Arbeitsministerium“, so der Sprecher. Dort betrage der Ökoanteil bereits 43 %.

Verhungern müssen die BMEL-Mitarbeiter aber nicht, wie die Opposition befürchtet. So nutzten BMEL-Mitarbeiter auch Kantine im Arbeitsministerium. In Bonn, dem Hauptsitz des BMEL, steht den 612 Angestellten und Beamten eine eigene Kantine zur Verfügung. „Dort erreiche man fast schon einen Ökoanteil von 30 Prozent“, versichert der BMEL-Sprecher.

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