
Mitte Dezember wollte Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD) die Düngelandesverordnung verabschieden und die neue Karte zu den roten Gebieten veröffentlichen. Weil aber kurzfristig frisch aufgearbeitete Nitratwerte für die Landesmessstellen eintrafen, musste die Veröffentlichung verschoben werden, teilte das Ministerium vor einem Monat gegenüber agrarheute mit.
Zur Verunsicherung hatte außerdem beigetragen, dass der Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern Ende Oktober 2022 auf Grundlage des Entwurfs der Düngeverordnung davon ausgegangen war, dass etwa 50 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche zu den roten Gebieten zählen werden. Daraufhin erklärte Backhaus noch am selben Tag, dass diese Behauptung „schlichtweg falsch“ sei und voraussichtlich etwa 32 Prozent der Landwirtschaftsfläche zu den nitratbelasteten Gebieten zählen werden.
Seit gestern steht nun fest, dass es bei diesem Flächenanteil geblieben ist: 32,03 Prozent zählen in Mecklenburg-Vorpommern als rotes Gebiet. Das entspricht einer Fläche von 429.218 Hektar. In die Neuausweisung sind die Werte von 824 Grundwassermessstellen und Rohwasserbrunnen eingeflossen. Davon waren nach Angaben des Ministeriums 174 mit Nitrat belastet.
Backhaus: Verursachergerechtigkeit ist eine Scheindebatte
Während der gestrigen Landespressekonferenz im Schweriner Schloss versicherte der SPD-Politiker, „die Forderungen und Hinweise des Berufsstandes im Prozess umfassend berücksichtigt“ zu haben. Die Gesundung des Grundwassers werde aber nicht von heute auf morgen gelingen. Wasser habe ein langes Gedächtnis. „„Umso wichtiger ist es, dass wir uns nicht an Begriffen wie Verursachergerechtigkeit festbeißen. Das ist aus meiner Sicht eine Scheindebatte, die zum einen darüber hinwegtäuscht, dass wir hier eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung tragen und die zum anderen suggeriert, als könnten die ‚wahren‘ Verursacher wirklich ausgemacht werden“, sagte Backhaus.
Wegen der flächenhaft diffusen Einträge sei das Ermitteln des Verursachers schlichtweg unmöglich. Von der EU werde dieses Prinzip auch klar abgelehnt. Es zähle allein das Vorsorgeprinzip und alle seien aufgerufen, mitzuziehen. Für die hohen Nitratwerte im Bundesland seien laut Backhaus neben dem großen Anteil von Kulturen mit hohem Düngebedarf die geringe Rate für die Grundwasserneubildung verantwortlich.
Rote-Gebiete-Karte für das Saarland online
Das Saarland ist das letzte Bundesland, in dem eine Veröffentlichung der neuen roten Gebiete noch aussteht. Wie ein Pressesprecher des Landwirtschaftsministeriums im Saarland gegenüber der agrarheute-Redaktion erklärte, werde die Neuausweisung im nächsten Amtsblatt, das im Januar erscheint, veröffentlicht. Online ist die neue Karte aber schon im Gebox-Viewer des Saarlandes einsehbar.
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