Wie agrarheute aus Länderkreisen erfahren hat, wandte sich Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) jetzt in einem Schreiben an Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD). Darin weist sie ihren Kabinettskollegen auf den erheblichen Rückstau bei den Schweineschlachtungen hin.
Vor allem durch den eingeschränkten Betrieb bei Tönnies in Rheda und Sögel sowie bei Vion in Emstek fehlten wöchentlich rund 123.000 Schweineschlachtungen.
Sollte sich an dieser Situation nichts ändern, werde bis Jahresende ein Schlachtstau von 1 bis 1,2 Millionen Schweinen erwartet. Damit sei sehr kurzfristig die Gefahr von Tierschutzproblemen verbunden.
Arbeitszeiten in den Schlachthöfen befristet ausweiten
Nötig sind nach Einschätzung von Klöckner flexible und kurzfristige Lösungen bei der Arbeitszeit, ohne den Arbeits- und Gesundheitsschutz zu gefährden. Die CDU-Politikerin appelliert an Heil, sich gegenüber den Landesarbeitsministern von Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen für eine flexiblere Verfahrensweise bei der Arbeitszeit einzusetzen.
Sie betont dabei ausdrücklich, dass es um zeitlich befristete Ausnahmen gehen soll. Als mögliche Maßnahme nennt sie eine übergangsweise Ausweitung der Rahmenarbeitszeiten. Auch Sonntagsarbeit schlägt Klöckner vor.
Der Fleischindustrie fehlen Arbeitskräfte, um den Schlachtstau abzubauen
Nach Einschätzung der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) werden die coronabedingt eingeschränkten Schlacht- und Zerlegekapazitäten bisher meist nicht ausgedehnt, weil nicht genügend Mitarbeiter verfügbar sind. Einige Genehmigungen für Sonntagsschlachtungen sollen in Arbeit sein.
Wie aus der aktuellen Schlachtstatistik des Statistischen Bundesamtes (Destatis) hervorgeht, kamen im August 4,33 Millionen Schweine an den Haken; das waren rund 259.000 Stück weniger als im Vorjahresmonat. Im Juli, als das Tönnies-Werk in Rheda-Wiedenbrück bis zur Monatsmitte geschlossen war, hatte das Schlachtaufkommen sogar um fast 312.000 Tiere abgenommen. Unter dem Strich sind von Januar bis August 35,44 Millionen Schweine in bundesdeutschen Schlachtunternehmen zerlegt worden; das waren fast 1 Million Tiere oder 2,8 % weniger als in den ersten acht Monaten von 2019.
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