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Interview

Schulze Bockeloh: „Es braucht mutige Männer, die Frauen unterstützen

susanne schulze bockeloh
am Dienstag, 24.05.2022 - 05:00 (1 Kommentar)

Um „jünger und weiblicher“ zu werden, hat der DBV den Fachausschuss „Unternehmerinnen in der Landwirtschaft“ gegründet, der die Rolle von Unternehmerinnen in der Verbandsarbeit stärken soll. Susanne Schulze Bockeloh wurde zur Vorsitzenden gewählt. agrarheute hat mit ihr über die Rolle von Frauen in der Landwirtschaft und in Führungspositionen gesprochen.

Frau Schulze Bockeloh, sollten die Verbände jünger, weiblicher, moderner werden?

Verbände sollten sich auf jeden Fall regelmäßig hinterfragen und eine Verbandsentwicklung durchmachen. Sie müssen sich selbst reflektieren: Wer sind wir? Wer sind unsere Mitglieder? Sind die unterschiedlichen Gruppierungen ausreichend in den Gremien vertreten und werden unsere Themen wahrgenommen? Die Gremien unseres Verbands auf Landes- und besonders auf Bundesebene spiegeln den Anteil der Landwirtinnen und Frauen in den landwirtschaftlichen Unternehmen nicht wider. Daher ist es eine wichtige Aufgabe, zu überlegen, wie unser Verband auf allen Ebenen mehr Frauen einbinden kann.

Sprechen wir über die Themenfelder Organisation und Kommunikation. Was machen Frauen denn auf diesen Gebieten anders als Männer?

Frauen wird ein großer Teamgeist zugesprochen, außerdem eine hohe soziale Kompetenz und Kommunikationsstärke. Mir liegt es fern, Männer und Frauen in Stereotype einzuteilen, aber die Unterschiedlichkeit sollten wir in unseren Verbänden nutzen. Besonders in der Öffentlichkeitsarbeit für die Landwirtschaft wird das Kommunikationstalent der Frauen deutlich. Sie haben oft mehr soziale Kontakte außerhalb der Landwirtschaft, die sie dafür nutzen können. Auch die Organisationsfähigkeit ist ein Talent der Frauen in landwirschaftlichen Familien. Die Familie, den Betrieb und das Ehrenamt im Blick zu haben und zu managen, braucht großes Organisationstalent.

Wie sehen Sie das Thema Frauenquote in Wirtschaft und Verbänden, Stichwort Berliner Erklärung?

Mein Blick auf die Frauenquote hat sich verändert. Früher habe ich immer gedacht, wir Frauen sind gut ausgebildet und engagiert, deshalb bekommt man entsprechende Posten oder Jobs. Aber je größer die Verantwortung wird, umso seltener sieht man Frauen in Gremien oder Führungsrollen. Das liegt sicher nicht an der mangelnden Kompetenz der Frauen. Also ist es wichtig, bestimmte Instrumente zu entwickeln, die Frauen in die entsprechenden Gremien bringen. Das kann eine Frauenquote sein, aber ich kann mir durchaus auch andere Mechanismen vorstellen. Natürlich braucht es dazu auch mutige Männer, die das Potenzial der Frauen erkennen und diese Frauen bewusst zur Verbandsmitarbeit einladen, in den Gremien willkommen heißen und weiter fördern. Bauernpräsident Joachim Rukwied hat mit der Gründung des Unternehmerinnen-Ausschusses im Deutschen Bauernverband ja eine tolle Wegmarke gesetzt. Die Frauen, die dort mitarbeiten, werden etwas bewegen!

Führen Frauen anders als Männer?

Ganz klar ja, gerade in Führungspositionen kommen die Stärken der Frauen zum Tragen: arbeiten im Team, Verantwortung teilen können, Empathie, Kommunikationsstärke etc. Der Erfolg von Unternehmen mit einem hohen Anteil an weiblichen Führungskräften lässt sich in Skandinavien hervorragend ablesen. Aber der Erfolg beruht nicht darauf, zu entscheiden, wer macht was besser, sondern die Unterschiedlichkeit führt zum Erfolg. Es kommt darauf an, die Kompetenzen von Männern und Frauen in den Gremien zu ergänzen und zusammenzuführen. Wir haben große Herausforderungen für unsere Landwirtschaft und in den Verbände zu meistern, da dürfen wir das Potenzial der Frauen nicht einfach liegenlassen.

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