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Umfrage zur Agrarpolitik

Bundestagswahl: Unionsparteien nicht mehr erste Wahl der Landwirte

Grasfläche mit verschwommenem Reichstag im Hintergrund
am Montag, 19.04.2021 - 10:00 (10 Kommentare)

In unserer Umfrage zur Agrarpolitik stellten wir Ihnen unter anderem die berühmte Frage: Wen würden Sie wählen, wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre? Das Ergebnis und einen langfristigen Vergleich finden Sie hier.

Um vor der Bundestagswahl am 26. September 2021 ein aktuelles Stimmungsbild unter den Landwirten einzufangen, haben wir Sie in unserer agri EXPERTS-Umfrage nach Ihrer Meinung zur Agrarpolitik befragt. Etwa 1000 Stimmen konnten wir im Zeitraum vom 29. Januar bis zum 28. Februar 2021 einsammeln.

Abgefragt haben wir neben der Sonntagsfrage unter anderem, welche agrarpolitischen Themen auf nationaler und EU-Ebene Ihrer Meinung nach am wichtigsten sind und wo auf Ihrem Betrieb der Schuh am meisten drückt. Die Auswertungen dazu finden Sie in den nächsten Wochen bei agrarheute.

FDP auf Platz 1

Auswertung der Sonntagsfrage als Säulendiagramm

Zum ersten Mal seit Beginn unserer Erhebungen zu den Bundestagswahlen waren CDU und CSU nicht die Parteien, die von Landwirten am meisten gewählt werden würden. Mit 24 Prozent lag die FDP deutlich vor der CDU/CSU, die im Umfragezeitraum nur 18 Prozent der Befragten gewählt hätten.

Allerdings lag die CDU/CSU wie bei unseren Umfragen zu den Wahlen 2013 und 2017 zunächst vorn – bis das Bundeskabinett am 10. Februar das Insektenschutzpaket beschlossen hat. Erst danach hat die FPD viele Stimmen dazugewonnen und die Union vom Spitzenplatz verdrängt.

Weniger groß fielen die Unterschiede bei den übrigen Parteien aus. Die SPD reduzierte ihren geringen Stimmenanteil von 2017 – hier waren es zwei Prozent – auf nur noch ein Prozent. Die AfD fiel von 17 Prozent auf 14 Prozent zurück. Um einen Prozentpunkt schlechter als in unserer Umfrage von 2017 schloss die Linke ab, die jetzt nur noch zwei Prozent der Stimmen erzielte. Von vier Prozent auf sechs Prozent steigern konnten sich die Grünen.

Zwar kann die FDP durch den Zuwachs von elf Prozent und durch den Spitzenplatz als Gewinner unserer Umfrage betrachtet werden, doch wanderten die Stimmen längst nicht alle zu den Liberalen. So haben sich die Anteile der Unentschlossenen und der Nichtwähler noch weiter vergrößert – jeweils um drei Prozentpunkte. Weitere sieben Prozent der Umfrageteilnehmer wollten zur Sonntagsfrage keine Angabe machen. Insbesondere durch die vielen Unentschlossenen lag der Anteil derjenigen, die bei dieser Frage keine Partei angegeben haben, bei ganzen 37 Prozent.

FDP und Landwirtschaftsministerium für die Interessen der Landwirte

Ergebnis zur Frage nach der Partei mit der stärksten Interessenvertretung für Landwirte als Kreisdiagramm

Ein ähnliches Bild ergab sich bei der Frage nach der Partei, die die Interessen der Landwirte am stärksten vertritt. Auch hier lag die FDP mit 30 Prozent der Stimmen vor der CDU (22 Prozent). Unterschiede zwischen den Ergebnissen aus der Sonntagsfrage und der Frage nach der stärksten Interessenvertretung deuten darauf hin, dass bei den Umfrageteilnehmern noch andere Themen eine Rolle spielten, die außerhalb der Landwirtschaft lagen.

Die Unentschlossenheit über den Platz für das eigene Kreuz spiegelte sich in dieser Frage wider: 18 Prozent gaben an, nicht zu wissen, welche Partei die eigenen Interessen am meisten vertritt.

Um das Thema Interessenvertretung stärker zu beleuchten, fragten wir Sie außerdem danach, ob ein eigenes Landwirtschaftsministerium noch nötig ist. Fast drei Viertel der Befragten wünschten sich, dass das Bundeslandwirtschaftsministerium erhalten bleibt. 19 Prozent der Teilnehmer stimmten der Aussage „Nein, Landwirte arbeiten mit der Natur und deshalb sollten das Landwirtschafts- und das Umweltministerium zusammengeführt werden“ zu. Darüber hinaus wurde bei dieser Frage die Möglichkeit eines eigenen Kommentars unter der Option „Sonstiges“ von fünf Prozent der Befragten genutzt. Auffällig in dieser Gruppe war der häufige Vorschlag, das Landwirtschaftsministerium in das Wirtschaftsministerium einzugliedern.

Gewohnheiten könnten sich durchsetzen

Ergebnis zur Frage nach der bei der Bundestagswahl 2017 gewählten Partei als Säulendiagramm

Wir fragten Sie in unserer aktuellen Umfrage zusätzlich, wo Sie Ihr Kreuz bei der letzten Bundestagswahl gesetzt haben. So wählten vor vier Jahren noch über die Hälfte der Befragten (54 Prozent) die CDU/CSU. In unserer agri EXPERTS-Umfrage vom Januar 2017 – die also ebenfalls über ein halbes Jahr vor dem Wahltermin durchgeführt wurde – gaben aber nur 37 Prozent der Befragten an, die CDU/CSU wählen zu wollen.

In diesem Unterschied macht sich zum einen der große Einfluss der bisher Unentschlossenen bemerkbar. Insbesondere bei diesen Personen kann der Wahlkampf noch für Bewegung sorgen. Zum anderen muss berücksichtigt werden, dass sich mit den verschiedenen Umfragen auch der Teilnehmerkreis geändert hat.

Noch ist alles offen

Ergebnisse unserer Umfragen von 2013, 2017 und 2021 für die Parteien CDU/CSU und FDP als Liniendiagramm

Würden im September tatsächlich 24 Prozent unserer Umfrageteilnehmer die FDP wählen, so würde sich dieser Stimmenanteil im Vergleich zur Wahl 2017 mehr als verdoppeln (siehe Grafik "Ergebnis zur Frage nach der Partei, die Landwirte 2017 wählten").

Den zeitgleichen Rückgang der CDU/CSU-Stimmen zeigt die Grafik zu den Ergebnissen für die Union und die FDP seit unserer ersten Umfrage von 2013. Nicht erkennbar sind hier die Schwankungen innerhalb der Legislaturperioden. So hat sich in der aktuellen Umfrage die FDP erst mehr als zehn Tage nach dem Start der Umfrage mit dem Beschluss des Insektenschutzpakets an die Spitze setzen können.

Dem Szenario steht jedoch noch ein langer Wahlkampf bevor, den agrarheute im Sommer begleiten wird. Um Ihre Meinung mit den Plänen der Parteien abzugleichen, wird Ihnen ein aktueller Agrar-O-Mat wieder zur Verfügung stehen.

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