Wie viel Landwirtschaft steckt im Wahlprogramm der FDP? Was hält die SPD vom Green Deal? Ist bei Bündnis 90/Die Grünen wirklich so viel öko drin, wie man glaubt?
Politik ist kompliziert und die politischen Parteien machen es oft nicht einfacher. Wer sich schon einmal durch das Wahlprogramm einer Partei zur Bundestagswahl gekämpft hat, weiß: Darin gibt es viele kaum verständliche Formulierungen. Manch wichtige Information steht zwischen den Zeilen.
Demokratie funktioniert aber nur, wenn alle mitreden können, fanden vier Frauen aus Schwaben und der Oberpfalz. Sie machten es sich anlässlich der Bundestagswahl 2021 zur Aufgabe, Transparenz in Wahl und Parteiprogramme zu bringen. Da alle vier aus der Landwirtschaft stammen oder von und mit ihr leben, war klar: Der Fokus sollte auf der Landwirtschaft liegen. Schnell fand sich auch ein Name: die Ackerschwestern.
Landwirte verständlich informieren
„Welcher Landwirt hat schon Zeit, sich alle Wahlprogramme durchzulesen?“, fragt Franziska Aumer. „Um eine Entscheidung treffen zu können, muss man aber Bescheid wissen. Deshalb haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, die wichtigsten Punkte verständlich zur Verfügung zu stellen.“
Die 27-jährige Softwareentwicklerin stammt wie Martina Rötzer, Initiatorin der Gruppe, aus der Oberpfalz. Die beiden riefen über WhatsApp-Gruppen zur Mithilfe auf und wurden fündig: Ihre Mitstreiterinnen Jessica Wiedenmann (28) und Josephine Glogger-Hönle (23) kommen aus Neu-Ulm.
„Parteisieb“ nannten die vier ihr Projekt. Jede der vier Ackerschwestern musste dabei jedes der insgesamt sieben Wahlprogramm lesen. In einem rotierenden System wurden die Texte ausgetauscht, Korrektur gelesen und auf Objektivität geprüft. Heraus kam parteisieb.de, eine Internetseite mit kurzen, informativen Überblicken über die Schwerpunkte und Ziele der Parteien.
Welche Partei kennt sich aus?
„Die Landwirtschaft kommt bei manchen Parteien fast gar nicht vor, bei anderen ist sie ausführlich behandelt“, sagt Jessica Wiedenmann. Allein die Themenauswahl sage schon eine Menge über die Ziele der Partei aus. „Man kann die Motivation einer Partei einschätzen, sich für die Zukunft der Landwirtschaft einzusetzen.“
Die positiven Rückmeldungen aus der Landwirtschaft haben die Ackerschwestern bestärkt, auch nach der Bundestagswahl weiterzumachen, denn es gab noch so viele wichtige Themen, zum Beispiel den Koalitionsvertrag. Halten sich die Parteien wirklich an ihre Versprechen?
Landwirtschaft erklärt ‒ für alle
Dafür haben die Ackerschwestern noch eine Internetseite gegründet: landwirtschafterklaert.de. Hier gibt es Zusammenfassungen von komplexen Studien zum Beispiel zur Teller-oder-Trog-Debatte oder zur EU-Prognose zum Verlauf des Höfesterbens.
Informationen bieten, Fake News bekämpfen
„Diese Informationen sind vor allem für Landwirte, die Öffentlichkeitsarbeit betreiben, zum Beispiel über ihren Hofladen oder über Social Media“, erläutert Martina Rötzer. Gleichzeitig richte sich die Webseite an Verbraucher, die sich zum Thema Landwirtschaft informieren möchten.
„Unser Ziel ist es, Fake News zu widerlegen, Argumente anzubieten und verlässliche Informationen zu liefern“, sagt Jessica Wiedenmann.
Viel Meinung und wenig Wissen über Landwirtschaft
Warum machen sich vier Frauen so viel Arbeit? „Weil es wichtig ist!“, sagt Franziska Aumer. „Die Demokratie wirkt auf mich gerade brüchig. Ich sehe gefühlsgetriebene Debatten, weg von der Sachlichkeit hin zu Emotionen. Ich sehe die vielen Fake News, die bewusst gestreut werden. Ich sehe Politiker, die gezielt Ängste schüren. Ich sehe Prominente, die ihren Status dazu nutzen, falsche oder einseitige Informationen zu verbreiten.“
Die Leute suchten einfache Antworten auf komplexe Fragen. Das funktioniere aber leider nicht. „Manche haben ganz schön viel Meinung für so wenig Wissen“, ergänzt sie lachend.
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