Für Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90 - die Grünen) ist die Lage eindeutig. Beim Besuch eines Dorfs im brasilianischen Amazonas-Gebiet sagte er vergangene Woche laut der Zeitung „die Welt“: „Unser Wald ist mehr oder weniger weg.“ Gegenüber den indigenen Einwohnern des Dorfes führte Habeck weiter aus: „Für uns ist das sehr spannend zu verstehen, wie ihr im Wald leben könnt und den Wald schützen könnt, weil in Deutschland vor tausend Jahren die Deutschen alle Bäume gefällt haben.“ Diese Aussagen überraschen, weil laut Waldzustandserhebung 2022 des Bundeslandwirtschaftsministeriums ein Drittel der deutschen Landfläche, rund 11,4 Mio. Hektar, mit Wald bedeckt sind.
Wie hat Robert Habeck seine Aussage zum Wald in Deutschland gemeint?
Wie Robert Habeck seine Aussage, dass „die Deutschen alle Bäume gefällt haben“, gemeint hat, wollte die Bundestagsabgeordnete Gitta Connemann (CDU) in einer schriftlichen Anfrage an die Bundesregierung wissen. In der Antwort, die agrarheute vorliegt, erklärt ein Vertreter des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz, das Habeck Urwald gemeint hat. Im Schreiben heißt es wörtlich: „Die Aussagen von Bundesminister Dr. Robert Habeck beziehen sich auf Primärwald. Darunter versteht man Wald, der weitgehend frei von menschlicher Einflussnahme und Nutzung ist. Diese Art von Wald existiert im Amazonasgebiet noch großflächig, ist aber dort von Raubbau bedroht. In Deutschland gibt es hingegen praktisch keine Primärwälder mehr.“
Gibt es Urwälder in Deutschland?
Über Jahrhunderte gewachsene und vom Menschen quasi unberührte Urwälder gibt es in Deutschland nicht mehr. Auf Basis der Bundeswaldinventur des Jahres 2012 hat das Thünen-Institut allerdings bilanziert, dass rund 5,6 % der Waldfläche Deutschlands nutzungsfrei sind. Zwischen Waldbesitzern und Umweltschutzorganisationen wird seit Jahren debattiert, wie ökologisch und klimatisch sinnvoll die völlige Herausnahme von Waldflächen aus der Bewirtschaftung, also die Stilllegung im Wald, ist.
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