In Frankreich haben am vergangenen Samstag (25.3.) tausende Bürger gegen den Bau neuer Wasserspeicher für die Landwirtschaft demonstriert. Nahe des Dorfes Saint-Soline im westfranzösischen Départment Deux-Sèvres kam es dabei zu gewalttägigen Ausschreitungen zwischen der Polizei und den Protestierenden.
Mehr als 30 Menschen wurden verletzt, fünf davon schwer. Mehrer Polizeifahrzeuge wurden in Brand gesetzt. Während die Behörden von 6.000 Teilnehmern sprachen, schätzen die Organisatoren ihre Zahl auf rund 30.000.
Landwirte wollen Felder in Dürrephasen bewässern können
Der Konflikt schwelt seit Monaten. Anlass ist der Bau von 16 großen Wasserreservoirs durch eine Genossenschaft von über 400 Landwirten. Aus den Speichern sollen in trockenen Monaten die Felder der genossenschaftlichen Mitglieder bewässert werden.
Dagegen wenden sich die Organisatoren des Protestes: der Kleinbauernverband Confédération paysanne und die Umweltgruppen Les Soulèvements de la Terre und Bassines Non Merci. Sie hatten zu den Protesten an einem im Bau befindlichen Speicherbecken bei Saint-Soline aufgerufen, obwohl die Behörden ein Versammlungsverbot verhängt hatten.
Demonstranten feuern Raketen auf die Polizei
Die Demonstranten versuchten, das Becken zu besetzen. Rund 3.000 Polizisten stemmten sich den Aktivisten entgegen. Mitglieder der Protestbewegung beschossen die Beamten mit Feuerwerkskörpern und warfen Molotow-Cocktails. Innenminister Gérald Darmanin schrieb dazu auf Twitter: „In Sainte-Soline gehen die Ultralinke und die extreme Linke mit extremer Gewalt gegen unsere Gendarmen vor.“ Er sicherte den Ordnungskräften seine volle Unterstützung zu.
Polizei setzt Tränengas und Wasserwerfer ein
Die Polizei setzte Tränengas-Granaten, Wasserwerfer und Gummigeschosse ein, um die Protestierenden zurückzudrängen. Laut Angaben der Organisatoren wurde eine Demonstrantin dabei durch eine Tränengas- und Betäubungsgranate am Kopf getroffen. Sie wurde schwer verletzt. Ihr Abtransport mit einem Rettungshubschrauber sei durch die Polizei um Stunden verzögert worden, sagen die drei Verbände.
Aktivisten fürchten exklusive Wassernutzung durch wenige Agrarbetriebe
Das Motto der Protestbewegung lautet „Nicht ein Speicherbecken mehr“ (Pas une bassine de plus). Ihre Anhänger kritisieren, mit dem Bau der Wasserreservoirs werde ein öffentliches Gut privatisiert. Die Allgemeinheit werden von der Nutzung der Wasserreserven ausgeschlossen. Die Landwirte sehen in den Speichern hingegen eine Möglichkeit, ihre Kulturen und damit die Ernten über Dürreperioden hinweg zu retten, die durch den Klimawandel zunehmen. Die offenen, künstlich angelegte Speicherbecken sollen im Winter bei hohem Grundwasserstand mit Wasser aufgefüllt werden. Aus diesen Vorräten sollen die teilnehmenden Landwirte dann während trockener Perioden ihre Felder bewässern dürfen.
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