Die Landwirtschaftsminister aus NRW und Niedersachsen, Johannes Remmel und Christian Meyer, unterzeichneten gestern gemeinsam in Münster die "Münsteraner Erklärung", wie sie es selbst genannt haben, als Grundlage eines gemeinsamen Prozesses für eine nachhaltige Entwicklung der Tierhaltung und insbesondere der Schweinehaltung. Im Anschluss an die Verkündung der Ziele luden die Minister Vertreter der Branche zum "Schweinegipfel" ein.
"Saugut die Sau rauslassen"
"Die Schweinehaltung in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen wird in Zukunft anders aussehen müssen als heute", erklärten die Minister Johannes Remmel und Christian Meyer in ihrer Pressemeldung zur gestern unterschriebenen Münsteraner Erklärung mit dem Titel „Saugut – Gemeinsam das Tierwohl verbessern und die Sau rauslassen!“. Weiterhin heißt es: "Die Tiere haben dann mehr Auslauf und Platz zu artgemäßer Bewegung, das Stallklima ist gesundheitsfördernd, der Einsatz von Medikamenten ist deutlich reduziert und alle Schweine haben lange Ringelschwänze. Das ist unser Ziel, welches wir nun Schritt für Schritt verbindlich erreichen wollen."
Das sind die deklarierten Ziele
- Mehr Tierwohl im Stall durch ausreichend Platz, artgerechte Beschäftigung und Auslauf
- Verzicht auf Amputationen wie das Schwanzkürzen
- Umweltemissionen reduzieren
- Zielkonflikte zwischen Umwelt- und Tierschutz klar benennen und auflösen
- Verbindliche und mehrjährige Verträge mit dem Einzelhandel abschließen, um Investitionen in tiergerechte Haltungssysteme zu fördern
- Marktanteil von Bio-Schweinefleisch erhöhen
- Nachhaltige Schweinehaltung gemeinsam mit den Niederlanden und Dänemark weiterentwickeln
Die Minister fordern außerdem eine verpflichtende Kennzeichnung der Haltungsform und die Orientierung der Förderung an einer umweltschonenden Haltung.
Kritik der Bauernvertreter
Nach der Pressekonferenz haben die Minister Verbände der Branche zum Schweinegipfel eingeladen. Dort sollte mit der Erklärung als Diskussionsgrundlage im Dialog gemeinsam nach Wegen gesucht werden, die die Belange des Tier- und Umweltschutzes gleichrangig zu den wirtschaftlichen Notwendigkeiten betrachten. Die Reihenfolge der Agenda war Anlass zur Kritik aus den Reihen der Landwirtschaft, berichtet der Interessensverband der Schweinehalter (ISN): "Nämlich, dass erst die Erklärung und damit die Positionen der Minister der Presse vorgestellt wurden und diese dann erst mit der Branche diskutiert wurden."
Ein weiterer Kritikpunkt: Bislang seien die zuständigen Bauminister und verschiedene Umweltminister nicht Mitunterzeichner der Münsteraner Erklärung. Insofern stellt sich die ISN die Frage, wie der letzte Meter geschafft werden soll, z.B. die politisch gewünschten Ställe gebaut werden können, wenn die bestehenden Zielkonflikte zwischen Tierwohl und Immissionschutz nicht beseitigt werden.
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