Das ist ein Artikel vom Top-Thema:

Ernährungssicherheit

Ukraine-Krieg: G7-Staaten beraten in Berlin über Hungerkrise

g7-berlin
am Freitag, 24.06.2022 - 12:39 (5 Kommentare)

Im Auswärtigen Amt findet heute (24.06.) ein G7-Treffen statt, bei dem über Maßnahmen gegen die sich anbahnende Hungerkrise in der Welt als Folge des Kriegs in der Ukraine beraten wird.

Im Ministerium von Annalena Baerbock (Grüne) werden die Außenministerin, Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) und Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) ihre Kolleginnen und Kollegen der G7-Staaten empfangen.

Wie die Bundesregierung in einer Pressemitteilung informiert, nehmen außerdem Vertreter von internationalen Organisationen und Zivilgesellschaft teil. Es solle eine „koordinierte und wirksame Antwort auf die von Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine dramatisch verschärfte globale Hungerkrise“ gefunden werden. Dabei stehen die besonders von der Ernährungskrise betroffenen Regionen, beispielsweise die Afrikanische Union, im Mittelpunkt, teilt die Regierung mit.

Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) habe ermittelt, dass die Zahl der akut Hungernden in den letzten zwei Jahren um 200 Millionen Menschen zugenommen habe. Insgesamt handle es sich um 345 Millionen Menschen in 82 Ländern.

Vor dem Krieg habe das WFP die Hälfte seines Weizens aus der Ukraine bezogen. Einige nordafrikanische Staaten deckten ihren Weizenbedarf fast ausschließlich durch ukrainische Importe. Neben Blockaden der ukrainischen Häfen und überfüllten Silos bestehe eine weitere Herausforderung in den diesjährigen Ernteverlusten, die die Ukraine erwartet.

Özdemir rechnet mit weiter steigenden Lebensmittelpreisen

Mit weiter steigenden Lebensmittelpreisen rechnet Cem Özdemir. Er befürwortet deshalb Entlastungen für arme Haushalte hierzulande. Dem Tagesspiegel sagte der Grünen-Politiker, der Höhepunkt bei den Preisen fürs Essen sei wohl noch nicht erreicht. Viele Hersteller müssten jetzt mehr Geld für Energie ausgeben und reichten das an die Kunden weiter. Eine Abschaffung der Mehrwertsteuer auf Obst und Gemüse, wie es Sozialverbände fordern, befürworte er. Aber er fürchte, dass es dafür derzeit keine Mehrheit in der Regierungskoalition mit SPD und der FDP gebe.

Özdemir forderte, dass die internationale Staatengemeinschaft nach dauerhaften Alternativen zum bisher üblichen Export von ukrainischem Getreide über das Schwarze Meer suchen müsse. Nötig seien dauerhafte und leistungsstarke Alternativen. Für diese globale Aufgabe müssten EU, USA und vor allem auch die Wirtschaft mit ins Boot. Denkbar sei beispielsweise der Neubau einer Breitspur-Bahnverbindung zwischen der Ukraine und den baltischen Häfen. Möglicherweise sei auch der Export über die Donau am effektivsten, sagte der Grünen-Politiker.

Die Bundesregierung verweist auf ein neues Allzeithoch beim Lebensmittelpreisindex der FAO für 2022. Zu den strukturellen Problemen zähle, dass viele Länder von Importen weniger Agrargüter wie Weizen oder Mais abhängig sind.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte deutlich gemacht, dass vom G7-Gipfel auch die Botschaft ausgehen solle, dass die Demokratien der Welt im Kampf gegen den Hunger zusammenstehen. Der G7-Gruppe der großen Industriestaaten gehören auch die USA, Kanada, Großbritannien, Frankreich, Italien und Japan an. Deutschland hat derzeit den Vorsitz und ist Gastgeber des G7-Gipfels in Schloss Elmau in Bayern, der von diesem Sonntag bis Dienstag stattfindet.

Mit Material von dpa

Kommentare

agrarheute.comKommentare werden geladen. Bitte kurz warten...