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Umfrage: Landwirte mehrheitlich für eine Sonderabgabe Tierwohl

Freilandschweine
am Freitag, 16.04.2021 - 11:05 (Jetzt kommentieren)

Die meisten Landwirte wünschen sich eine Sonderabgabe Tierwohl, um den Umbau der Nutztierhaltung zu finanzieren. Das hat eine Umfrage von agri EXPERTS im Auftrag von agrarheute ergeben.

Umfrageergebnis zur Finanzierung des Umbaus der Tierhaltung

Von den rund 1.000 Teilnehmern unserer Onlinebefragung antworteten 36 Prozent, dass der gesellschaftlich erwünschte Umbau der Nutztierhaltung über eine „Sonderabgabe Tierwohl“ finanziert werden sollte.

Eine Verbrauchssteuer auf tierische Produkte unterstützen 28 Prozent der Teilnehmer. Nur 17 Prozent sprachen sich dafür aus, zu diesem Zweck einen Teil der Agrarzahlungen umzuwandeln. Den Weg über eine höhere Mehrwertsteuer würden 7 Prozent gehen wollen.

Die Umfrage zum Tierwohl-Label fand im Januar und Februar 2021 durch die Marktforscher von agri EXPERTS im Auftrag von agrarheute statt. Bei dieser Frage waren Mehrfachnennungen möglich.

Gutachter plädieren für Anhebung der Mehrwersteuer

Die Finanzierung des Umbaus der Nutztierhaltung ist der zentrale Streitpunkt bei der Umsetzung der Empfehlungen der sogenannten Borchert-Kommission. In einer Machbarkeitsstudie waren Gutachter Anfang März zu dem Schluss gekommen, eine Anhebung des ermäßigten Mehrwertsteuersatzes von 7 auf 19 Prozent für tierische Erzeugnisse wäre der am besten geeignete Weg.

Die zu erwartenden Gesamtkosten bezifferten die Gutachter auf 2,9 Mrd. Euro im Jahr 2025, 4,3 Mrd. Euro im Jahr 2030 sowie 4 Mrd. Euro im Jahr 2040.

Geteilte Meinungen über verpflichtendes oder freiwilliges Tierwohl-Label

Umfrageergebnis zum staatlichen Tierwohl-Label

Agri EXPERTS befragte die Teilnehmer des Onlinepanels auch nach ihrer Einstellung zu einem staatlichen Tierwohl-Label. Dabei zeigte sich, dass 42 Prozent der Landwirte der Meinung sind, ein nationales Tierwohl-Label könnte zu mehr Akzeptanz der Tierhaltung in der Bevölkerung führen. Ein Drittel war hingegen der Auffassung, dass ein Tierwohlsiegel hier nicht hilfreich sein wird.

Bei der politisch umstrittenen Frage, ob ein staatliches Tierwohl-Label freiwillig oder verpflichtend sein sollte, sind auch die Landwirte gespalten. Für eine obligatorische Kennzeichnung sprachen sich 42 Prozent der Befragten aus, für die freiwillige Variante 39 Prozent. Hier ist also allenfalls ein leichtes Übergewicht für die verpflichtende Lösung erkennbar. In der Bundesregierung hält Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) bisher an einer freiwilligen Kennzeichnung fest, während der Koalitionspartner SPD auf ein Pflichtlabel besteht. Die Gesetzgebung liegt daher auf Eis.

EU-Label nur verpflichtend

Anders sieht das Meinungsspektrum der Umfrageteilnehmer aus, wenn nach einem Tierwohl-Label auf europäischer Ebene gefragt wird. Hier war mit 58 Prozent eine deutliche Mehrheit der Teilnehmer der Auffassung, ein europäisches Tierwohlkennzeichnen sollte verpflichtend sein. Nur 27 Prozent neigten zu der freiwilligen Lösung.

Dahinter dürfte der Gedanke stehen, dass eine freiwillige Kennzeichnung nicht von allen Mitgliedstaaten umgesetzt würde, sodass im freien Binnenmarkt mit einem verzerrten Wettbewerb zu rechnen wäre.

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