Laut Berechnungen der Deutschen Umwelthilfe (DUH) verbraucht die konventionelle Schweinehaltung in Deutschland rechnerisch so viel Heizgasenergie wie eine Großstadt mit 260.000 Einwohnern. Dabei beziffert die DUH den Heizgasbedarf für 21 Millionen Schweineplätze in Deutschland mit rund 1,4 Milliarden Kilowattstunden (kWh) Flüssiggas pro Jahr.
Darum fordert die DUH eine Abbauprämie für gewerbliche Tierplätze ohne Flächenbindung. Verringert werden solle die Zahl der Tiere, nicht die der Betriebe, so die Umwelthilfe.
Subventionierter Abbau der Besatzdichte
Betriebe mit hofeigener Fläche sollen die sogenannte Reduktionsprämie erhalten, wenn sie auf einen Tierbesatz von maximal 2 Großvieheinheiten je Hektar abstocken; das entspricht etwa 14 Mastschweinen.
Die Höhe der Prämie orientiert sich der DUH zufolge an von der Universität Kiel 2021 in Umfragen genutzten Werte von 180 Euro je Sauenplatz und 20 Euro je Mastschweineplatz und Jahr bis zum Ende der Restnutzungdauer eines Stalles.
Flächenlose, gewerbliche Tierhaltungen sollen die Prämien nur bekommen, wenn sie den flächenlos bewirtschafteten Tierbestand vollständig abbauen. An die Zahlung der Prämie soll die eidesstattliche Versicherung geknüpft werden, dass der Empfänger 20 Jahre lang nicht in Betriebe der konventionellen Tierhaltung in Europa investiert.
Die Reduktionsprämien sollen von Dezember 2022 bis Juni 2023 angeboten werden, danach würde das Programm evaluiert.
Großzügige Förderung für Offenställe mit Einstreu
Der Umbau von Schweinehaltungen auf Offenställe mit Stroh-Einstreu soll nach dem Willen der DUH großzügig unterstützt werden. Darin sollen die Schweine ihre Liegeflächen selbst warmhalten. Der DUH zufolge könnten so nicht nur der Energiebedarf der Tierhaltung reduziert, sondern auch über 300.000 t CO2-Äquivalent eingespart werden.
Die Umwelthilfe hat ihre Forderungen der Bundesregierung vorgelegt. Sie ruft Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) auf, sich „gegen die Blockadehaltung der FDP durchzusetzen“.
Abgabe auf Fleisch der unteren Haltungsstufen
Den Umbau der Tierhaltung zu höheren Tierwohl-Stufen will die Umwelthilfe vorantreiben, indem auf Schweinefleisch aus den beiden unteren Haltungsstufen „Stall“ und „Stall+Platz“ sowie auf Fleisch ohne Haltungskennzeichnung eine Abgabe von 50 Cent/kg erhoben wird.
„Mitten in der Energiekrise verbrauchen Schweineställe mehr Heizgasenergie als viele deutsche Großstädte. Das ist absolut unverantwortlich – und noch dazu komplett unnötig“, sagt DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner.
„Überproduktion“ in Deutschland abbauen
Die Umwelthilfe ist der Meinung, dass die Produktion von Schweinefleisch in Deutschland knapp ein Drittel größer ist als die Nachfrage. Durch mehr Platz für jedes einzelne Tier würden die Gesamtzahl der Schweine verringert, dem nachlassenden Schweinefleischkonsum Rechnung getragen und vielerorts überschüssiges Nitrat aus Gülle reduziert, so die DUH.
Die Erzeugerpreise für Schweinefleisch könnten sich durch das Ende der Überproduktion auf einem angemessenen Niveau einpendeln.
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