Im Jahr 2009 wurde aufgrund eines Urteils des Bundesverfassungsgerichts die Centrale Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft (CMA) nach fast 40 Jahren ihres Bestehens liquidiert. Den Absatzfonds, über den die CMA finanziert wurde, erklärte das Gericht für verfassungswidrig.
Dennoch macht sich die Union als Oppositionsfraktion nun für eine Nachfolgeorganisation stark. CDU und CSU fordern die Bundesregierung auf, in den nächsten zwei Jahren Vorschläge zur Finanzierung einer nationalen Agrar-Marketingagentur zu entwickeln. Dabei sei zu prüfen, inwiefern Restmittel aus der Liquidation der CMA, die derzeit von der Landwirtschaftlichen Rentenbank verwaltet werden, genutzt werden können. Die Nachfolgeorganisation solle die Verbraucher außerdem über eine moderne und sich wandelnde Landwirtschaft informieren und so die Wertschätzung steigern.
Auf europäischer Ebene will die Union mit ihrem Antrag Wettbewerbsnachteile für die Land- und Ernährungswirtschaft in Deutschland durch die hohen nationalen und europäischen Standards verhindern.
Der Unionsantrag wurde an den Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft überwiesen, der darüber ein Votum abgeben wird.
Union bekennt sich klar zum Agrarexport
Albert Stegemann, bereits seit 2018 Vorsitzender der Arbeitsgruppe Ernährung und Landwirtschaft der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, eröffnete die Debatte ohne Vorwürfe an die Regierung, aber mit klarem Bekenntnis zum Agrarexport. So hänge in Deutschland ein Drittel der Einnahmen im Agrarsektor vom Export ab. Darüber hinaus führe gegenseitiger Handel in der Welt zu mehr Nachhaltigkeit, so der CDU-Politiker.
Die erstmalig in den Bundestag gewählte Baden-Württembergerin Christina Stumpp (CDU) unterstrich das Ziel der direkten Vermarktung von Agrarprodukten mit weniger Zwischenhändlern. „Über Gutes von hier gut reden, das muss unser Ansatz sein“, sagte Stumpp und wies auf das hohe Maß an Vertrauen in regionale Qualitätsprodukte bei den Verbrauchern hin.
Viele Zwischenrufe von den grünen Sitzen im Parlament erntete der CSU-Agrarpolitiker Max Straubinger. „Fleisch ist ein Stück Lebenskraft“ erklärte er den Grünen und betonte dabei die Bedeutung des Exports. So bestehe ein Schwein nicht nur aus Schnitzeln, weshalb für die auf unserem Markt weniger beliebten Bestandteile der Export wichtig sei und unterstützt werde. Straubinger kritisierte, dass die SPD als ehemaliger Koalitionspartner bei der Verhandlung von internationalen Abkommen stets auf der Bremse gestanden habe. Dabei sei der deutsche Agrarimport wesentlich höher als der Export. Für die hochqualitativen Lebensmittel gehöre Werbung dazu. „Wer nicht wirbt, der stirbt“, führte Straubinger an.
FDP will für neue CMA keine Steuergelder einsetzen
Das – ebenfalls neue – Bundestagsmitglied Ingo Bodtke (FDP) bestätigte die hohe Nachfrage für deutsche Agrarprodukte auf dem Weltmarkt. Dass die Union sich bisher nicht um eine CMA-Nachfolgeorganisation bemüht habe, begründete er damit, dass diese nicht aus Bundesmitteln finanzierbar sei. Allenfalls für eine Anschubfinanzierung dürften die Mittel aus dem Bundeshaushalt reichen, so Bodtke. Auch in dem aktuellen Antrag der Union vermisse Bodtke ein seriöses Finanzierungskonzept. Die FDP setze sich für Bürokratieabbau und für die Entlastung der Bürger ein. Mit einer neuen CMA jedoch würden „Steuergelder in Millionenhöhe versenkt“. Der FDP-Politiker aus Sachsen-Anhalt stellte fest, dass der Antrag der Union sehr wohlklingend, letztlich aber eine agrarpolitische Luftnummer sei.
SPD und Grüne vermissen Systemwechsel als vordergründiges Ziel

Franziska Kersten (SPD), ehemalige Vizepräsidentin des Umweltbundesamts (UBA), bekannte sich zum europäischen Green Deal und zur Farm-to-Fork-Strategie als Konzepte, die den Weg zu einer nachhaltigen Landwirtschaft aufzeigten. Beide Pläne könnten nur durch den Bezug regionaler Lebensmittel umgesetzt werden. Dagegen sei am internationalen Handel problematisch, dass er nicht frei in der Preisgestaltung sei, weil die Preise an der Börse festgelegt würden. Den Unionsantrag kritisierte Kersten deshalb als „geradezu aus der Zeit gefallen“.
Dass die Landwirte in den letzten 16 Jahren die Ziele der unionsgeführten Bundespolitik umsetzen mussten, betonte Anne Monika Spallek von der Fraktion der Grünen. Durch die Wachstums-, Export- und Weltmarktorientierung stünden nun viele Landwirte – besonders Schweinehalter – mit dem Rücken zur Wand. Für die Versorgungssicherheit wichtig seien jedoch dezentrale Strukturen in der Agrar- und Ernährungswirtschaft. Dabei müssten auch die Selbstversorgungsgrade für die verschiedenen Produkte angeglichen werden: Während es in Deutschland beim Schweinefleisch eine Überproduktion gebe, liege beim Obst und Gemüse eine Selbstversorgung noch in weiter Ferne. Der Antrag von CDU und CSU wirke dem aber nicht entgegen und verfolge die bisherige Entwicklung weiter. Spallek forderte die Union auf, sich der Transformation der Landwirtschaft anzuschließen.
agrarheute-Leser befürworteten neue CMA mit großer Mehrheit
In unserer agrarpolitischen Frage der Woche, die wir im Vorfeld der Bundestagswahl 2021 auf agrarheute.com durchführten, wurde die Idee einer "CMA 2.0" von einer großen Mehrheit der Leserinnen und Leser unterstützt. 70 Prozent waren der Meinung, dass eine neue Agrar-Marketingagentur zur Imagepflege der Landwirtschaft sinnvoll wäre. Dass eine neue CMA keine wirksame Lösung wäre, glaubten 24 Prozent. Sechs Prozent der Teilnehmer waren in dieser Frage unsicher.
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