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Forschung zur Tierhaltung

Viele Träume, kein Geld: Bund spart an Forschung zur Nutztierhaltung

Aufnahme aus dem Forschungsinstitut für Nutztierbiologie (FNB) in Dummerstorf in Mecklenburg-Vorpommern - einer von vielen Agrarforschungsstandorten, die von den Einsparungen im Agrarhaushalt wohl betroffen sein werden.
am Donnerstag, 24.08.2023 - 05:45 (Jetzt kommentieren)

Am Bundesprogramm Nutztierhaltung, einem wichtigen Teil der Nutztierstrategie des Bundes, soll gespart werden. Forschungsprojekte wie der Stall der Zukunft stehen damit auf dem Spiel.

In einer Pressemitteilung des Agrarministeriums Mecklenburg-Vorpommern über den Besuch von Minister Till Backhaus in mehreren Agrarforschungseinrichtungen heißt es, dass die Bundesregierung plane, das Projekt Stall der Zukunft langfristig nicht mehr unterstützen zu wollen.
Weil der Bund die Nutztierforschung in Deutschland insgesamt nicht mehr unterstützen wolle, stehe das Projekt laut Backhaus auf der Kippe. Damit werde mehr als deutlich, welchen Stellenwert der Nutztierhaltung eingeräumt werde. „Die Laufzeit des Bundesprogramms ist nun für Ende 2024 angekündigt“, so Backhaus.

Mehr Tierwohl in Deutschland – wie etablieren ohne Forschung?

Für die Branche sei diese Entwicklung dramatisch. „Am Ende wird sich diese Entscheidung auch auf die Gesellschaft bzw. deren Ansprüche auswirken, da wichtige Forschungsfragen im Bereich Tierwohl keinen Eingang in die Praxis finden“, warnt der SPD-Politiker. Vom Auslaufen der Mittel betroffen wäre ein Stall der Zukunft für Rinder, den das Forschungsinstitut für Nutztierbiologie (FNB) gerade baut. Bis Ende 2024 könne die innovative Stallanlage, die als Experimentierstall und als Modellbetrieb für die Milchviehhaltung genutzt werden soll, nicht fertig gestellt werden.
Auf der Internetseite der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, die die Förderung beim Bundesprogramm Nutztierhaltung abwickelt, heißt es, die Haltungsbedingungen sollen konsequent weiterentwickelt, Umweltauswirkungen vermindert und den Betrieben Verfahrensweisen an die Hand gegeben werden. Dazu gibt es sieben Module: Tierwohlmonitoring, praxisnahe Forschung, Innovationsnetz Stall der Zukunft, Wissenstransfer, Information und Kommunikation, Automatisierung und Digitalisierung, Wissensplattform.

BMEL bestätigt Einsparungen beim Bundesprogramm Nutztierhaltung

Gegenüber agrarheute bestätigte ein Sprecher des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL), dass vor dem Hintergrund der angespannten Haushaltslage und der Vorgaben des Bundesfinanzministeriums in allen Bereichen Einsparmöglichkeiten hätten geprüft werden müssen.

Nach den derzeitigen Planungen sei auch das Bundesprogramm Nutztierhaltung von den Einsparungen betroffen. Allerdings sind sowohl im Haushaltsjahr 2024 als auch in der Finanzplanung bis 2027 weiterhin Mittel für das Bundesprogramm vorgesehen, sodass laufende Maßnahmen fortgesetzt werden können, so der Sprecher. In den nächsten Wochen werde der Deutsche Bundestag den Haushalt beschließen. Über das mittelfristige Budget des Bundesprogramms bestimmten künftige Haushaltsaufstellungsverfahren.

Mohrmann: BMEL gefährdet Nutztierwissenschaften massiv

Deutliche Kritik am Vorhaben des BMEL übt Marco Mohrmann, agrarpolitischer Sprecher der niedersächsischen CDU-Landtagsfraktion. „Die geplante Einstellung des Bundesprogramms Nutztierhaltung durch das grün geführte Bundeslandwirtschaftsministerium gefährdet die Nutztierwissenschaften an den Universitäten und Hochschulen massiv. Deutlicher kann die Bundesregierung nicht zum Ausdruck bringen, dass sie an der Tierhaltung und deren Weiterentwicklung kein Interesse mehr hat“, sagt Mohrmann. Es müsse befürchtet werden, dass sich die Vergabe von knappen Geldern zunehmend danach richten wird, was politisch genehm ist.

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