Wald ist für den Planeten zentral: als Klimafaktor, Hort der Biodiversität und als Rohstoffquelle. Doch die Menschheit nutzt ihre Wälder maßlos aus. Auch Deutschland verbraucht zu viel Holz. Das ist das Ergebnis einer Studie der Umweltorganisation WWF und der Universität Kassel. Demnach liegt der Pro-Kopf-Verbrauch jedes Deutschen bei rund 1,2 Kubikmeter Holz. Weltweit liegt der Durchschnitt nur bei 0,5 Kubikmeter.
Die Studie beruht auf Satellitenbildern, Handelsströmen, sowie nationalen und globalen Verbrauchs- und Waldstatistiken. Damit geht einher, dass der Bedarf nicht aus einer nachhaltigen Nutzung gedeckt werden kann. Ein erster wichtiger Schritt wäre demnach eine bessere Verwendung des Rohstoffs, etwa in Kaskaden.
Negative Renaissance des Holzzeitalters
Dabei ist die Renaissance des Holzzeitalters zunächst keine schlechte Sache. Denn Holz ist ein nachwachsender Rohstoff und macht sich besser in der Klimabilanz. Gerade weil der Bedarf an Ersatz für Erdöl, Erdgas oder Kohle größer wird, steigt der Holzhunger. Dazu kommt eine höhere Nachfrage aus dem Bau, der Holzwerkstoff- und der Papierindustrie.
Die Welt giert nach Holz und die Wälder können das nicht bedienen. Die Goldene Regel des Försters heißt nicht umsonst, nicht mehr zu nutzen, als nachwächst. Mittlerweile ist die Menge an Ernte-Holz aber mit 4,3 bis 5 Milliarden Kubikmetern höher als das, was Wäldern auf nachhaltige Weise entnommen werden könnte. Laut WWF schlägt der Mensch bis zu 2 Milliarden Kubikmeter Holz jährlich zu viel ein.
Deutschland kann eigenen Holzbedarf nicht decken
Das ist kein Problem, was nur Amazonien oder Südostasien betrifft. Auch in Europa und auch in Deutschland liegt der Bedarf über dem, was die Natur liefern kann. So wurden rund 83 Millionen Kubikmeter 2021 aus Deutschlands Wäldern entnommen. Das hört sich gut an, betrachtet man den jährlichen Zuwachs hierzulande von 122 Millionen Kubikmetern.
Schlechter sieht die Bilanz aus, zieht man den Holz-Fußabdruck hinzu, wie es die Autoren der Studie getan haben. Der Holzfußabdruck berechnet sich aus einer Gesamtbetrachtungs des Verbrauchs, ähnlich wie bei CO2-Fußabdruck. Demnach hat Deutschland einen Holzfußabdruck von 133 Millionen Kubikmetern. Mit anderen Worten: Wir leben auf zu großem Fuß. Das gibt zu denken, weil gerade jetzt vermehrt auf den Ersatz russischer Energie gedrängt wird und der Bedarf an Holzheizungen steigt.
Das meiste Holz wird verfeuert
Global gesehen, dient sogar die überwiegende Mehrheit des Holzeinschlags in Afrika, Asien und Südamerika der Gewinnung von Brenn- und Feuerholz. Jeder zweite Festmeter weltweit landet im Feuer. In Nordamerika gehen hingegen fast 90 Prozent des Einschlags in die Industrie und Verarbeitung und in Europa immerhin 80 Prozent.
Deswegen fordern die Herausgeber der Studie, der Kaskadennutzung von Holz global mehr Raum zu geben. Erst verbauen, später verheizen, kann das bedeuten. Das könnte in Zukunft noch wichtiger werden, weil Prognosen einen um 28 Prozent höheren Holzverbrauch in 2050 sehen.
Klimakrise verschärft die Waldkrise
Hinzu kommt, dass die Holzernte nicht die einzige relevante Größe ist. Denn immer mehr natürliche Wälder verschwinden zugunsten von Holzplantagen, die für den Erhalt der Artenvielfalt nahezu irrelevant sind. Die Klimakrise verschärft das Problem. Wer Bestände in den letzten Jahren verloren hat, kann ein Lied davon singen. Ein trauriges Lied.
Weltweit sieht es nicht besser aus; überall sind die Wälder unter Druck. Man rechnet damit, dass im Jahr 2050 35 Prozent weniger Holz zur Verfügung stehen werden. Unterm Strich betont das die Wichtigkeit einer globalen und heimischen Nachhaltigkeitsstrategie. Öffentliche und private Waldbesitzer haben in Deutschland eine immense Verantwortung. Es ist damit im Sinne der ganzen Gesellschaft, deren Leistungsfähigkeit zu erhalten.
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