Der Präsident der „Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände (AGDW)“, Hans-Georg von der Marwitz, und der Präsident des Deutschen Forstwirtschaftsrats (DFWR), Georg Schirmbeck, sprachen am Mittwoch in Berlin von einer dramatischen Situation. Die Verbände forderten zügige politische Entscheidungen für staatliche Hilfen und eine unbürokratische Umsetzung.
Am Donnerstag hat Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner die Vertreter der Forst- und Holzwirtschaft sowie des Umwelt- und Naturschutzes zu einem Verbändegespräch "Wald im Klimawandel" eingeladen. Das Treffen soll als Bestandsaufnahme klimabedingter Schäden in den Wäldern und Erarbeitung von Strategien für die Zukunft dienen.
Massive Schäden durch Klimawandel
Insgesamt 110.000 Hektar der deutschen Waldfläche sind durch Stürme, Trockenheit, Brände, Käfer- und Pilzbefall geschädigt – direkte Folgen des Klimawandels. Allein die Aufarbeitung wird über zwei Milliarden Euro verschlingen, schätzen die Experten aus der Forst- und Holzwirtschaft. Die Wiederbewaldung kostet mindestens weitere 660 Millionen.
"Der Schadholzanteil liegt deutlich über dem regulären Jahreseinschlag", bilanziert der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Säge- und Holzindustrie Bundesverband e.V. (DeSH) Lars Schmidt. Neben den Auswirkungen von Stürmen und Trockenheit hat sich auch der Insektenbefall ausgeweitet. Betroffen von den Auswirkungen des sich verändernden Klimas sind nahezu allen Baumarten und Bewirtschaftungsformen.
Bäume binden CO2 aus der Atmosphäre
Um die akute Krise zu bewältigen und die CO2-Reduktion durch Wald und Holz auch in Zukunft zu sichern, veröffentlichte der DeSH Empfehlungen und Maßnahmen zur Krisenbewältigung und Steigerung des Klimaschutzbeitrages. „127 Millionen Tonnen und damit 14 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen Deutschlands werden jährlich durch Wald und Holz eingespart.
Dieser Beitrag steht auf dem Spiel, wenn wir den Wald nicht mehr bewirtschaften", erklärt Schmidt. In der gegenwärtigen Situation müssten Waldeigentümer daher unbürokratisch finanzielle Hilfen erhalten. Daneben seien die Ausweitung von Transportkapazitäten und Lagerstätten zur schnellen Aufarbeitung und Konservierung der Schadmengen für die Holzindustrie essentiell, heißt es weiter.
Bekenntnis zur nachhaltigen Waldbewirtschaftung
Gesamtgesellschaftlich müsse die Politik ein klares Bekenntnis zur nachhaltigen Waldbewirtschaftung aussprechen und die Weichen für eine verstärkte Holzverwendung stellen: „Bäume binden CO2 aus der Atmosphäre und speichern es über die gesamte Nutzungsdauer in Produkten wie Häusern, Möbeln oder Verpackungen, erläutert Schmidt. Zudem ersetzt Holz energieintensive Materialien und fossile Energieträger.
In vielen Anwendungsbereichen bestehen allerdings noch gesetzliche Hemmnisse für einen verstärkten Holzeinsatz", kritisiert Schmidt weiter. Für eine flächendeckende Erschließung der Potenziale sei beispielweise die Einführung einer Holzbau-Offensive für Bundesgebäude notwendig. Daneben lassen sich auch durch den verstärkten Einsatz von Holzverpackungen und die Energieerzeugung aus Holz große Beiträge für den Klimaschutz schaffen.
Waldbewirtschaftung und Holznutzung
Die langfristige Sicherung der Wälder und der Holzversorgung kann nach Ansicht des DeSH nur durch klimastabile Mischwälder gewährleistet werden: „Die aktuellen Entwicklungen zeigen, dass sowohl Nadelhölzer als auch Buchen massiv geschädigt sind", erläutert der studierte Forstwirt Schmidt. „Daher gilt es nun fernab von Dogmen bei allen geplanten Maßnahmen, im deutschen Wald eine ausgewogene Balance wiederherzustellen, um dem Klimawandel wirksam zu begegnen“, so Schmidt.
„Die künftige Baumartenzusammensetzung der Wälder entscheidet auch über die Verwendungsmöglichkeiten des Holzes. Wenn wir Klimaschutz als unser gesamtgesellschaftliches Ziel erreichen wollen, führt auch künftig kein Weg an Waldbewirtschaftung und Holznutzung vorbei“, so Schmidt abschließend.
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