In einem vierseitigen Brandbrief rechnet der Vorsitzende des Waldbesitzerverbandes Sachsen-Anhalt, Franz Prinz zu Salm-Salm, mit der Politik von Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) ab.
Das Schreiben, das agrarheute exklusiv vorliegt, führt zahlreiche Versäumnisse des Umweltressorts in der Waldschutzpolitik auf. Im Ergebnis sehen die Waldbesitzer den Bestand der Wälder massiv gefährdet und den klimaangepassten Waldumbau durch die eindimensionale Politik des Umweltressorts ausgebremst.
Erinnerungen an die DDR werden wach
In seinem Schreiben betont Prinz Salm, dass die Waldbesitzer in Sachsen-Anhalt seit 2017 geradezu verzweifelt versuchten, die Wälder nach Stürmen, Dürre und Schädlingsereignissen zu retten. Das Umweltministerium unterstütze sie dabei jedoch nicht, sondern zeige einen „Hang zur staatlich gesteuerten Wald-Allmende“, der die Mitglieder des Verbandes an die DDR erinnere.
Konkret wirft der Verbandsvorsitzende dem Ministerium vor, seit über 15 Jahren keine ökologisch und ökonomisch sinnvolle Entlastung der Waldbesitzer bei den Gewässerunterhaltskosten auf den Weg zu bringen. Die Waldbesitzer würden in die Überlegungen des BMU so gut wie nicht einbezogen. Eine Waldbau und CO2-Bindung einbeziehende Abwägung finde nicht statt. Das Thema Vertragsnaturschutz stagniere im Umweltressort seit Jahrzehnten.
Vorwurf der Polarisierung
Statt wissenschaftlicher Abwägungen seien für das Bundesumweltministerium taktische Abstimmungen mit Nicht-Regierungsorganisationen (NGO) wie NABU, Greenpeace, BUND, Robin Wood und anderen maßgeblich. Beispielhaft nennt Prinz Salm das vom BMU mitfinanzierte „Forum Umwelt und Entwicklung“, das unwissenschaftlich und tendenziös „in steter Versorgung der Beteiligten“ agiere.
Prinz Salm schreibt an Schulze: „Sie nutzen es als Speerspitze für sachfremde Auseinandersetzungen mit Ihren Kollegen vom Bundeslandwirtschaftsministerium. {...} Sie polarisieren und Sie wissen das ebenso gut wie Ihr Staatssekretär Herr Flasbarth.“
Förster werden angepöbelt und bedroht
Prinz Salm beklagt in seinem Brandbrief, dass die Waldbesitzer den massiven Folgen der Politik des Umweltministeriums täglich begegneten. Förster und Waldarbeiter würden von selbsternannten Umweltschützern bei der Flächenräumung oder Bepflanzung geschädigter Flächen angepöbelt und bedroht. Holzpolter würden mit Parolen wie „Baummörder“ beschmiert. Aufgrund des Klimawandels notwendige Aufforstungen mit standortgerechten, aber nicht heimischen Baumarten würden als „Waldfrevel“ bezeichnet. Unverantwortliche Mengen an Totholz in sogenannten Wildnisgebieten und Nationalparks erhöhten die Waldbrandgefahr.
Der Waldbesitzerverband fordert die Umweltministerin auf, ihre eindimensionale und unsachgemäße Politik zu ändern und in einen fairen Dialog mit den Waldbesitzern zu treten.
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