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Agrarministerkonferenz

Warnung an Agrarminister: Bei Gaslücke drohen 30 Prozent Ertragsminus

Eine Hand mit Stickstoffünger an jungen Pflanzen
am Donnerstag, 15.09.2022 - 13:40 (15 Kommentare)

Verursacht der Gasengpass einen Mangel an Stickstoffdünger, droht im kommenden Jahr eine Missernte, warnt der Deutsche Bauernverband (DBV).

Sollte es zu Ausfällen beim Stickstoffdünger kommen, würden die Erträge sofort um 30 bis 40 Prozent einbrechen, sagte DBV-Präsident Joachim Rukwied mit Blick auf die Agrarministerkonferenz (AMK) von Bund und Ländern.

Die Agrarminister treffen sich heute und morgen in Quedlinburg zu ihrer Herbstkonferenz. Die Energiekrise steht ganz oben auf der Tagesordnung. Der AMK-Vorsitzende, Sachsen-Anhalts Wirtschafts- und Agrarminister Sven Schulze (CDU), hatte zuletzt einen Energiepreisdeckel für die Ernährungswirtschaft gefordert.

Land- und Ernährungswirtschaft braucht Priorität bei der Gasversorgung

Verschiedene landwirtschaftliche Organisationen werden bei der Ministerkonferenz mit Mahnwachen auf die Lage der Bauern aufmerksam machen. Am morgigen Freitag sind zudem ein Trekkerkorso und eine Kundgebung auf dem Marktplatz von Quedlinburg geplant.

„Wir brauchen eine Priorisierung beim Gas für den gesamten Landwirtschafts- und Ernährungssektor - und auch für die Düngemittelhersteller“, sagte Rukwied im Vorfeld der Konferenz gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Die gesamte Ernährungswirtschaft sei abhängig von Gas, etwa Zuckerfabriken oder Molkereien. „Ohne Gas keine Milch, keine Butter, kein Joghurt.“

Verbändeallianz fordert politisches Umdenken

Ein Bündnis von sieben Agrarverbänden vom Bauernverband Sachsen-Anhalt über die Freien Bauern bis zu LSV fordert in einem gemeinsamen Positionspapier ein politisches Umdenken. Sämtliche Restriktionen, die zu einer Verknappung der Produktion von Lebensmitteln und Energie führten, seien auszusetzen, so die Organisationen.

„Wir benötigen eine Ausrichtung hin zu einer intensiven nachhaltigen Agrarproduktion und Waldbewirtschaftung“, heißt es in dem Papier. In einer Gunstlage das Produktionspotenzial nicht auszuschöpfen sei moralisch bedenklich. Sie pochen auf einen Krisen-Notfallplan zur Entlastung der Agrar- und Forstwirtschaft von der Energieknappheit und Energieverteuerung.

Finanzierung des Umbaus der Tierhaltung endlich klären

Der DBV legte anlässlich der AMK ein eigenes Anliegenpapier vor. Darin fordert der Verband dringend Nachbesserungen bei der von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir geplanten Tierhaltungskennzeichnung. Die Regierung soll zudem endlich ein verlässliches Finanzierungskonzept für den Umbau der Tierhaltung vorlegen. Es müsse verhindert werden, dass die deutsche Tierhaltung ins Ausland abwandere.

Länderkritik an Özdemirs Tierwohl-Label

Özdemirs Pläne zur staatlichen Tierhaltungskennzeichnung stoßen auch in den Bundesländern auf Widerstand. Die nordrhein-westfälische Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen (CDU) sagte, die Pläne seien „so nicht zustimmungsfähig und müssen nachgebessert werden“.

Das Konzept entspreche weder den breit abgestimmten Beschlüssen der Borchert-Kommission noch der Beschlusslage vergangener Agrarministerkonferenzen, so Gorißen.

Kaniber: Junge Bauern stehen in den Startlöchern

Die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber nannte Özdermirs Gesetzentwurf für ein Tierwohl-Label „schlichtweg unbrauchbar“. Kaniber forderte den Bund auf, „vor allem beim Bau- und Immissionschutzrecht für Tierwohlställe endlich in die Gänge zu kommen“. Viele junge Landwirtinnen und Landwirte stünden in den Startlöchern. Sie wollten den gesellschaftlich gewollten Weg zu mehr Tierwohl und Ökolandbau gehen, aber es würden ihnen massiv Steine in den Weg gelegt. 

Mit Material von dpa
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